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The God Delusion

Religion. – Nicht nur unter Strenggläubigen vieler Religionen gibt es Vorbehalte gegenüber der modernen Wissenschaft. Auch umgekehrt blicken viele Wissenschaftler mit Befremden auf die Religion. Ein polarisierendes Plädoyer für ein Dasein ohne Gott hat der britische Zoologe Richard Dawkins verfasst.

Von Michael Lange |
    Vor dreißig Jahren hat der britische Zoologe Richard Dawkins bereits einmal für lebhafte Diskussionen gesorgt, damals mit seinem Buch "Das egoistische Gen". Damit wollte er dem Darwinismus, der Lehre von Mutation und Selektion, eine neue Grundlage geben. Die Debatte bewegt seit den siebziger Jahren viele Biologen, aber auch viele Laien, die sich für Evolution interessierten. In späteren Büchern befasste er sich mit dem Kreationismus und deckte dessen Schwächen auf.

    Nun lässt Dawkins seiner Lust am Polarisieren freien Lauf. Gleich zu Beginn von "The God Delusion" zählt er auf, welchen Schaden Religion angerichtet hat: von den Kreuzzügen bis zum 11. September. Er beschreibt, wie der Glaube an eine übernatürliche Macht die Menschheit in Unwissenheit verharren ließ.

    "The God Delusion" ist ein fast schon missionarisches Plädoyer für einen aufgeklärten Atheismus. Am liebsten würde Richard Dawkins durch dieses Buch gläubige Menschen vom Sinn eines Lebens ohne Gott überzeugen. Das aber gelingt ihm nicht, da er nirgends eine Brücke schlägt zur Religiosität. Weil ihm die Achtung vor dem Glauben fehlt, schockiert er mit starken Worten gleich zu Beginn alle Gottgläubigen.

    Dawkins ist davon überzeugt: Für einen Naturwissenschaftler, der versucht, die Natur der Dinge zu verstehen, ist Religion hinderlich. Sie ersetzt "Forschen" durch "Glauben" und verbaut den Weg zu neuem Wissen. Dawkins hat ein Glaubensbekenntnis für Atheisten geschrieben.

    Richard Dawkins: The God Delusion
    ISBN 0-593-05825-9
    Bantam, 400 Seiten, 22,60 Euro