Archiv


The Medea Hypothesis

Geologie. - Peter Ward ist Geologieprofessor an der Universität von Washington in Seattle. Nebenher schreibt er populäre Sachbücher, mal über das Geheimnis der lebenden Fossilien, mal über die Wahrscheinlichkeit, dass es anderswo im Universum einen mit intelligenten Wesen bevölkerten Planeten gibt. Sein neuestes Buch ist der dem heutigen Zeitgeist entsprechende Gegenentwurf zu James Lovelocks berühmter Gaia-Hypothese.

Von Dagmar Röhrlich |
    Die stammt aus den 1960er Jahren. Für Lovelock kommen Erde und Leben seit Jahrmilliarden gut miteinander aus. Das Leben steuert und kontrolliert die Erde und sorgt dafür, dass sie immer lebensfreundlicher wird. Diese Idee fand und findet viele Anhänger, Peter Ward jedoch zählt nicht zu ihnen. Für ihn gleicht das Verhältnis von Erde und Leben eher einer Achterbahn. Beide sind sich nicht unbedingt "wohlgesonnen".

    So gefror der Planet vor 2,3 Milliarden Jahren nach der Erfindung der Photosynthese, auch die der Bäume stürzte die Erde in eine Eiszeit. Dafür löste der Planet durch gigantische Vulkanausbrüche Treibhauseffekte aus, die zahllose Tier- und Pflanzenarten vernichteten. Mal waren es die Evolution, die das System über die Schranken trieb, mal der Planet - jedenfalls kam es im Lauf der Erdgeschichte immer wieder zu sehr ungemütlichen Zeiten: zu Massenaussterben - und das wird auch künftig so bleiben, erklärt Peter Ward.

    Er entwirft in seinem Buch eine pessimistische Gegenwelt zu der optimistischen des James Lovelock - und deshalb wählte er auch statt der griechischen Urmutter die rachsüchtige Medea als Titel, die mörderische Gattin von Jason, dem Argonauten, die ihre eigenen Kinder tötete. Peter Ward versteht es, Geschichten zu erzählen. Die Medea-Hypothese ist deshalb ein spannend geschriebenes, durchaus provozierendes Buch, das auch das Ende des Duos Erde und Leben nicht ausspart: In rund 500 Millionen Jahren wird der Planet wieder steril sein, so Ward - und es ist höchst interessant zu lesen, warum.

    Peter Ward: The Medea Hypothesis. Is Life on Earth Ultimately Self-Destructive?
    ISBN: 978-0-691-13075-0
    Princeton, 208 Seiten, 19,99 Euro