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The Planet in a pebble

Ein ganz gewöhnlicher Kieselstein, wie er an einem Strand liegt, an einem Fluss oder im eigenen Garten: handlich, abgerundet, ein Kiesel halt. Doch kann er eine sehr lange Geschichte erzählen, wenn ihn der britische Geologe Jan Zalasiewicz in einer walisischen Bucht findet.

Rezension: Dagmar Röhrlich |
    Dann "berichtet" der Stein von der Entstehung des Alls und der Elemente, aus welchem Material die Erde entstanden und wie zu ihrem Mond gekommen ist, zu ihrem Magnetfeld, ihrer Luft- und Wasserhülle und zu ihrer Biosphäre und er erlaubt dem Autor auch, an ihm die wichtigsten Theorien der Geologie zu erklären.

    In diesem Buch gibt sich ein Kiesel aus Wales ganz universell, wenn Jan Zalasiewicz seine forensische Geschichte schreibt und dazu in die Haut von Sherlock Holmes schlüpft: Er berichtet, wie eine Spur Uran in den Stein gekommen ist, ein wenig Öl, ein winziges Fossil, wie sich seit seiner Entstehung der Meeresboden verändert hat, wie Kontinente wanderten, wurden und vergingen. Der Autor beschreibt, wie Geologen die Spuren in den Steinen entziffern, woran sie erkennen, wie die Erde vor Hunderten oder gar Tausenden von Millionen Jahren ausgesehen hat, wer darauf lebte, wie sich das Klima verändert hat - und was in Zukunft passieren könnte oder wird.

    "The Planet in the Pebble" ist ein eloquent und oft humorvoll geschriebenes Handbuch zum Verständnis der Welt um uns herum. Und noch etwas Gutes hat das Buch: Liest man es auf einer durch Schnee und Eis verzögerten Zugfahrt, wird die Wartezeit plötzlich relativ. Und während man darauf wartet, dass der verspätete Zug endlich eintrifft, kommt man zum letzten Kapitel, in dem es um das irdische Ende des Kiesels geht - und man fragt sich, ob sich vielleicht ein paar der Atome, die in ihm stecken, auf einem anderen Planeten zu einem neuen Kiesel zusammenfinden, nachdem unser Sonnensystem schon lange untergegangen sein wird. Und man träumt, wie dort in vielen Jahrmilliarden der Stiefel eines anderen Wissenschaftlers gegen ihn tritt und er ihn aufnimmt.

    Jan Zalasiewicz: The Planet in a pebble. A journey into earth‘s deep history
    ISBN: 978-0-1995-6970-0
    Oxford University Press, 256 Seiten, 21,99 Euro