"Also, wir befinden uns hier im Zuschauerraum des Theaters in der Josefstadt. Sie sehen, ein beeindruckender, prächtiger Raum. Alles atmet Geschichte: in der Mitte dieser ganz berühmte Lüster, unter Max Reinhardt eingebaut, der immer zum Beginn jeder Aufführung bis heute nach oben fährt, und gleichzeitig erlischt langsam das Licht.“
Es ist eine Wiener Institution: das Theater in der Josefstadt, etwa 500 Meter von der berühmten Ringstraße entfernt gelegen. Helmut Lohner und Helene Thimig spielten hier, Otto Schenk und Hans Moser, Oskar Werner, Helmut Qualtinger und Hedwig Bleibtreu. Bei seiner Eröffnung zählte der Neubau im heutigen achten Bezirk zu den Wiener Vorstadt-Theatern, wie der Kunst- und Kulturhistoriker Robert Stalla erläutert.
"Es gab ja bereits einen Vorgängerbau von 1788, der genau an der Stelle stand, wo jetzt das heutige Theater steht. Der war viel zu klein geworden mit der Grundfläche von etwa nur 250 Quadratmetern. Und dieses Gebäude war unterdessen so sehr in die Jahre gekommen, sodass es eigentlich in keinerlei Hinsicht mehr den aktuellen Ansprüchen an ein Theatergebäude gerecht wurde.“
Hohe architektonische Qualität und besondere Akustik
Der Architekt Joseph Kornhäusel, einer der prominentesten Baukünstler des österreichischen Klassizismus, wurde mit dem Neubau des k. u. k. privilegierten Theaters in der Josephstadt“ beauftragt. Und Kornhäusel lieferte, so Robert Stalla:
„Es ist die besonders hohe Qualität der Architektur, der Ausstattung, auch der ausgewogenen Raum-Proportionen, sodass das Haus bereits in der zeitgenössischen Kritik schnell als eines der schönsten Theatergebäude überhaupt im deutschen Sprachraum galt. Hinzu kommt vielleicht noch ein zentraler Punkt: Die ganz besondere Akustik, von der übrigens auch später Max Reinhardt schwärmte, der das Theater in Josefstadt ja von 1923 bis 1935 leitete. Ihm zufolge würde das Haus wie eine alte, ganz wertvolle Geige klingen.“
"Die Leidenschaft, Theater zu schauen, Theater zu spielen, ist ein Elementartrieb des Menschen. Denn in jedem Menschen lebt mehr oder weniger bewusst die Sehnsucht nach Verwandlung. Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters.“
Beethoven komponierte eigens "Die Weihe des Hauses"
Die feierliche Eröffnung des neuen Josefstädter Theaters am 3. Oktober 1822 geriet zum publikumswirksamen Spektakel. Ludwig van Beethoven persönlich dirigierte die eigens von ihm komponierte Ouvertüre „Die Weihe des Hauses“, umrahmt wurde die Uraufführung des Werks von umjubelten Dichtungen des Wiener Dramatikers Carl Meisl, erklärt Robert Stalla :
"Das war ein Riesenerfolg, begleitet auch von einem breiten und äußerst positiven Presseecho. Ganz zum Schluss gab es für alle Beteiligten einen frenetischen Applaus, für Beethoven, für Meisl, aber auch für den Theaterdirektor Hensler."
"Das war ein Riesenerfolg, begleitet auch von einem breiten und äußerst positiven Presseecho. Ganz zum Schluss gab es für alle Beteiligten einen frenetischen Applaus, für Beethoven, für Meisl, aber auch für den Theaterdirektor Hensler."
Bei seiner Neueröffnung bot das Theater in der Josefstadt 1600 Besucherinnen und Besuchern Platz – vor allem der vielen Stehplätze wegen. Heute, mit knapp 600 Plätzen, unvorstellbar. Später wurde in der Josefstädter Straße 26, wie die offizielle Adresse lautet, Literatur- und Theatergeschichte geschrieben. Johann Nestroy, Ferdinand Raimund und Egon Friedell spielten hier, Johann Strauß Vater und Johann Strauß Sohn dirigierten auf Bällen und Konzerten. Und, so Robert Stalla:
"Der damalige Charme ist ja durchaus noch zu spüren, obwohl das Theater, man muss es sagen, über die Jahrzehnte sich sehr, sehr verändert hat. Besonders prägend war sicher der tiefgreifende Umbau unter Max Reinhardt, 1923/1924, wo neue Farbigkeit eingebaut wurde, unter anderem auch mit dem berühmten Josefstadt-Rot, sodass eine Art Salon-Atmosphäre besteht. Und in dieser Form präsentiert sich das Theater heute noch; seit der Generalsanierung 2006/ 2007 in neuem Glanz. Für mich persönlich ist es weiterhin eines der schönsten Theater-Gebäude überhaupt.“
Konservatives aber gepflegtes Schauspielertheater
Heute steht das Theater in der Josefstadt für gepflegtes Schauspielertheater, deutlich konservativer ausgerichtet als die benachbarte Burg, aber immer wieder für Überraschungen gut. Dass neuerdings auch Claus Peymann am Haus inszeniert – der einstige Burgtheater-Direktor – passt ins Bild. Irgendwann, sagen manche in Wien, landet jeder Theatermensch, der etwas kann, in der Josefstadt.