"Da ist die Rampe, da kommt der Lastwagen, der Container, direkt auf die Bühne, ohne Treppe, ohne Ecke, das ist so gewollt, weil wir wissen, dass dieses Theater reist."
Der Hausherr, Roberto Ciulli. Seit über 30 Jahren. Mit seiner Theatertruppe hat er in über 35 Ländern gespielt, darunter im Iran und im Irak.
Und er ist Gastgeber: Pralipe, das erste Roma Theater gastiert hier seit 1991. Es gibt regelmäßig Theatertreffen mit Gruppen aus Afrika, Lateinamerika und arabischen Ländern. Sie zeigen ihre Stücke und können sich über ihre Arbeit in repressiven politischen Systemen verständigen.
Mit den Konventionen des Stadttheaters hat Ciulli früh gebrochen. Nach seinem Philosophiestudium in Mailand und der Promotion hat er ein Zelttheater gegründet: "Il Globo" – am Stadtrand von Mailand.
Er wird krank; nach dieser Krise geht er nach Deutschland – zunächst als Fabrikarbeiter - und arbeitet in Göttingen als Bühnentechniker. Er nutzt die Zeit für seine Ausbildung.
Und er ist Gastgeber: Pralipe, das erste Roma Theater gastiert hier seit 1991. Es gibt regelmäßig Theatertreffen mit Gruppen aus Afrika, Lateinamerika und arabischen Ländern. Sie zeigen ihre Stücke und können sich über ihre Arbeit in repressiven politischen Systemen verständigen.
Mit den Konventionen des Stadttheaters hat Ciulli früh gebrochen. Nach seinem Philosophiestudium in Mailand und der Promotion hat er ein Zelttheater gegründet: "Il Globo" – am Stadtrand von Mailand.
Er wird krank; nach dieser Krise geht er nach Deutschland – zunächst als Fabrikarbeiter - und arbeitet in Göttingen als Bühnentechniker. Er nutzt die Zeit für seine Ausbildung.
"Schon als Beleuchter ich war in jeder Probe da. Ich habe die Möglichkeit gehabt, auf der Brücke zu sein und 30, 40 mal „Amphitryon" zu hören. Da habe ich die deutsche Sprache gelernt und ich habe mich verliebt in diese Sprache. Das war meine Ausbildung in Deutschland, auf der Brücke „Amphitryon" zu hören."
Ciulli arbeitet erst als Requisiteur, dann als Regieassistent. Er lernt. Erste Regiearbeiten entstehen.
"Da begann meine Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache, die literarische Qualität dieser Sprache, die ich später z. B. bei Büchner wieder finde, diese Möglichkeit, präzise Empfindungen auszudrücken."
Ciullis Theater ist eines der Bilder,<del cite="mailto:Fischer,%20Sigrid%20[X]" datetime="2014-03-31T11:24"> </del>eine Grammatik der Gefühle. So packt sein König Ödipus im Augenblick der Erkenntnis seiner Schuld die Urne mit der Asche seines Vaters und kickt sie quer über die Bühne. Ein Moment des Grauens, der Wut, der Verzweiflung und des Lebenswillens zugleich.
Theater als Ort der öffentlichen Auseinandersetzung
Theater machen, das bedeutet für Roberto Ciulli, eine schlüssige eigene Welt zu bauen. Die Grenzen zwischen Tragödie und Komödie sind fließend.
"Ich interpretiere das Lachen wie ein Weinen ohne Tränen, und es kommen sogar Tränen manchmal bei lachen, wenn man zu viel lacht."
Theater ist für Ciulli ein Ort der öffentlichen Auseinandersetzung: über die Nazi-Vergangenheit, über Arm und Reich, über Macht und kluges politisches Handeln.
"Die Zeit, in der man dachte, das Theater spielt eine wichtige politische Rolle innerhalb der Gesellschaft scheint vorbei. Das hat zu tun mit einem Zeitgeist, der mehr in Richtung Ökonomisierung geht und alle Werte, die verbunden sind mit Menschen, unter das ökonomische Prinzip stellt."
Regie-Ideen entstehen auf der Bühne, im Kollektiv mit dem Ensemble.
"Theater hat sehr viele Möglichkeiten zu lernen und nicht von vornherein zu denken, wir sind die Götter, die schon alles wissen."
Abschalten. Urlaub machen? Ich kann nicht aufhören zu denken, sagt Ciulli.
"Sogar – heute, nach so vielen Jahren – das Schlafen ist eine wunderbare Möglichkeit, an einer Inszenierung zu arbeiten. Vielleicht arbeitet man noch mehr im Schlaf als wach."
In Mülheim an der Ruhr hat Ciulli eine Heimat geschaffen für Theaterbegeisterte – Zuschauer und Macher. Der Gastgeber hat längst zu einer großen Gelassenheit gefunden. Konventionen, Äußerlichkeiten, das Messen mit anderen Theaterleitern sind ihm unwichtig geworden.
"Ich glaube, wenn man alt wird und am Morgen aufsteht, das Gesicht sieht etwas verwahrlost oder müde aus – und dann kommt der gewisse Moment, wo Sie aufstehen am Morgen – und das ist auch ein Geschenk, ein Privileg vom alt werden – spielt das alles keine Rolle. Um das Gesicht brauchen Sie sich nicht zu kümmern, es ist Ihr Gesicht geworden und wird akzeptiert."