Archiv

Theaterwissenschaftler Schläder
"Bayrische Staatsoper wurde zu Propagandazwecken benutzt"

Die Nationalsozialisten hätten nach 1933 die "absoluten Topkräfte" an die Bayerische Oper geholt, sagte Theaterwissenschaftler Jürgen Schläder im Dlf. Einer von ihnen: Regisseur Rudolf Hartmann, der 1952 in München Intendant wurde. Eine Stunde Null auch ästhetisch und szenisch auf der Bühne habe dadurch nicht stattfinden können.

Jürgen Schläder im Gespräch mit Jochen Hubmacher |
    Die bayerische Staatsoper, aufgenommen am 12.11.2012 in München (Bayern). Vor dem Gebäude steht das Reiterdenkmal des ersten Königs von Bayern, Max I. Joseph.
    Die bewegte Geschichte der Bayerischen Staatsoper wurde untersucht (picture alliance / dpa / Peter Kneffel)
    Für Hitler sei München der Ort gewesen, in dem "Kultur herausragend in europäischer Qualität und mit Führungsanspruch dann tatsächlich auch realisiert werden sollte". So habe Hitler schon als 23-Jähriger ein großes Opernhaus in München geplant.
    Von Hitler habe es auch Inszenierungsanweisungen an die Bayerische Oper gegeben, erklärte Schläder, wonach der Führer, ob positiv oder kritisch, nicht auf der Bühne dargestellt werden durfte. "Es gibt auch einige Situationen, in denen man feststellen kann, dass Hitler ganz gezielt - gerade die Bayrische Staatsoper - zu Propagandazwecken benutzt hat."
    Theaterwissenschaftler Jürgen Schläder
    Theaterwissenschaftler Jürgen Schläder (Deutschlandradio/Jochen Hubmacher)
    Die Forschung ist ein Auftrag der Bayerischen Oper. "Es gab null Schwierigkeiten, Quellen herauszuarbeiten. Und die Bayerische Staatsoper war in der Tat ein ganz hervorragender Partner." Dadurch sei es möglich, die Vergangenheit der Oper "ganz offen, auch mit Wertung" aufzuarbeiten, betonte der Theaterwissenschaftler.
    Jürgen Schläder war bis 2014 Professor für Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians Universität München und hat mit einem Forschungsprojekt die bewegte Zeit der Bayerischen Staatsoper untersucht.
    Jürgen Schläder (Hg.): Wie man wird, was man ist: Die Bayerische Staatsoper vor und nach 1945
    Henschel 2017, 456 Seiten.