Noch ist es nicht so weit, dass dem DFB - wie etwa den vier britischen Verbänden - im FIFA-Exekutivkomitee automatisch ein Sitz zusteht. Aber die Zeiten, da deutsche Vertreter schwere Wahl-Niederlagen einstecken mussten, sind auch vorbei. 1998 scheiterte Gerhard Mayer-Vorfelder auf einem UEFA-Kongress in Dublin einmal an Josef Mifsud aus Malta. Mifsud zog in FIFA-Exekutivkomitee ein - Mayer-Vofelder und der DFB waren blamiert. Der DFB des Jahres 2011 hat das besser organisiert. So wird auf dem UEFA-Kongress im März in Paris wohl nur geklatscht und per Akklamation "gewählt". Zwanziger wird Nachfolger von Beckenbauer und nimmt damit drei Schlüsselpositionen ein: als DFB-Präsident sowie in den Vorständen von UEFA und FIFA.
UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino erläutert das Procedere:
"Die Kandidaturen waren offen. Für das Exekutivkomitee der UEFA haben wir dreizehn Kandidaten für sieben Plätze. Aber halt für diese FIFA-Mitgliedschaft gibt es nur einen Kandidaten, und zwar Herrn Zwanziger, der somit nun natürlich auch Herrn Beckenbauer ersetzen kann. Aber es war jedem Verband frei gestellt, einen Kandidaten vorzuschlagen.
Es wurde nicht gemacht. Aus welchen Gründen auch immer."
Der DFB und Theo Zwanziger haben die Kandidatur unter anderem mit Huldigungen an den skandalumtosten FIFA-Präsidenten Joseph Blatter vorbereitet, den man kürzlich unter peinlichen Lobhudeleien zum "DFB-Ehrenmitglied" ernannte. Gern hätte man Zwanziger am UEFA-Sitz in Nyon zu seinem Verhältnis zu Blatter und seinen Vorhaben in der FIFA befragt, doch er sah sich "aus terminlichen Gründen" zu keinem Gespräch imstande.
In einem Interview mit einem Boulevard-Blatt hatte Zwanziger kürzlich behauptet, die gegen FIFA-Exekutivmitglieder erhobenen Korruptionsvorwürfe seien "nicht belegt" - eine durchaus delikate Aussage. In einer Pressemitteilung ließ sich der DFB-Präsident nun zitieren, er wolle "aus Respekt" vor den Delegierten erst den UEFA-Kongress und den FIFA-Kongress im Juni abwarten, ehe er sich zu seiner Aufgabe in der FIFA äußere.
"Respekt" ist eines der Schlüsselwörter in dieser Funktionärswelt. Andere heißen: "Einheit" und "Solidarität". Das UEFA-Exekutivkomitee bewies nun seine "Solidarität" mit dem Skandal-Funktionär Grigori Surkis aus der Ukraine. Dem auf wundersamen Wegen steinreich gewordenen Bau-Unternehmer, der als Präsident von Dynamo Kiew schon mal Schiedsrichter bestach, hat eine Mehrheit im ukrainischen Verband das Misstrauen ausgesprochen. Surkis akzeptiert das Votum natürlich nicht. Und die UEFA will die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine nur mit dem Organisationschef Surkis angehen, sagt Generalsekretär Infantino:
"Für uns ist er natürlich der legitime Präsident. Was da sonst eben noch geschieht unter Druck von der öffentlichen Hand, das ist etwas, was wir hier nicht akzeptieren können. Deswegen, für uns ist Surkis der Präsident, der rechtmäßig vom Kongress des Verbandes gewählt wurde, demokratisch rechtmäßig. Und für uns muss der Verband jetzt auch so geführt werden."
Der Weltverband FIFA hat Anfang der Woche erklärt, man werde nur mit der bestehenden ukrainischen Fußball-Führung zusammen arbeiten, mit niemandem sonst. Politische Einmischungen verbitte man sich - es ist die übliche Leier der Sportverbände, die stets an der Seite ihrer in Bedrängnis geratenen Kameraden stehen. Bis 4. Februar sollen die Widerständler erklären, dass die Machtverhältnisse im ukrainischen Fußball bis 2012 nicht infrage gestellt werden und kein außerordentlicher Wahlkongress angesetzt wird. Die UEFA unterstützt diese Linie und droht gemäß Generalsekretär Infantino ...
" ... im schlechtesten Fall, was wir natürlich alle nicht hoffen ist, dass wir die Ukraine suspendieren müssten. Das heißt, dass die drei ukrainischen Klubs, die heute noch in unseren Wettbewerben spielen - also Schachtjor Donezk, Dynamo Kiew und Metalisk Charkow - auch suspendiert werden würden. Sämtliche Nationalmannschaften könnten nicht mehr teilnehmen. Und natürlich kann man eine Europameisterschaft 2012 nicht mehr in der Ukraine durchführen, wenn der Verband suspendiert ist."
Wo sollte die Euro sonst ausgetragen werden?
"Das werden wir uns dann genauer anschauen. Aber: Polen ist auch ziemlich groß."
Deutschland wurde von interessierter Seite, besonders vom Boulevard, immer mal ins Spiel gebracht als Notvariante für 2012. Gianni Infantino sagt:
"Es ist zu früh, da irgendwelche Spekulationen zu füttern. Wir sind echt überzeugt, dass wir in der Ukraine die Europameisterschaft durchführen werden. Es geht wirklich darum, dass sich die Leute in der Ukraine von der Regierung, von den Klubs, vom Verband zusammensetzen, sich zusammen raffen und zusammen schließen und alle am selben Strick ziehen, um wirklich diese Europameisterschaft durchzuführen - in der Ukraine."
Als Mitglied der UEFA-Exekutive hat Surkis in Nyon die Lage erläutert - abweichende Meinungen seiner Gegner wurden nicht gehört. So funktioniert Demokratie im Fußball: Als dagegen vor einiger Zeit etwa Russlands Präsident Dmitri Medwedew angeordnet hat, sein Sportminister Witali Mutko müsse seinen Posten als Fußball-Verbandschef abgeben, haben weder FIFA noch UEFA protestiert.
"Ich glaube, die Situation kann man nicht vergleichen. Dass ein Staatspräsident Vorschriften macht für seine Minister, das ist etwas, was er natürlich machen kann. Aber er hat sich meines Wissens nicht in die Geschäfte des Verbandes eingemischt. Und das ist etwas, was heute leider in der Ukraine der Fall zu sein scheint."
Eine abenteuerliche Interpretation des UEFA-Generalsekretärs. In der Spezialdemokratie Fußball messen die Verbände gern mit zweierlei Maß.
Übrigens: Natürlich stellt sich Grigori Surkis auf dem UEFA-Kongress im März wieder zur Wahl für das Exekutivkomitee.
UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino erläutert das Procedere:
"Die Kandidaturen waren offen. Für das Exekutivkomitee der UEFA haben wir dreizehn Kandidaten für sieben Plätze. Aber halt für diese FIFA-Mitgliedschaft gibt es nur einen Kandidaten, und zwar Herrn Zwanziger, der somit nun natürlich auch Herrn Beckenbauer ersetzen kann. Aber es war jedem Verband frei gestellt, einen Kandidaten vorzuschlagen.
Es wurde nicht gemacht. Aus welchen Gründen auch immer."
Der DFB und Theo Zwanziger haben die Kandidatur unter anderem mit Huldigungen an den skandalumtosten FIFA-Präsidenten Joseph Blatter vorbereitet, den man kürzlich unter peinlichen Lobhudeleien zum "DFB-Ehrenmitglied" ernannte. Gern hätte man Zwanziger am UEFA-Sitz in Nyon zu seinem Verhältnis zu Blatter und seinen Vorhaben in der FIFA befragt, doch er sah sich "aus terminlichen Gründen" zu keinem Gespräch imstande.
In einem Interview mit einem Boulevard-Blatt hatte Zwanziger kürzlich behauptet, die gegen FIFA-Exekutivmitglieder erhobenen Korruptionsvorwürfe seien "nicht belegt" - eine durchaus delikate Aussage. In einer Pressemitteilung ließ sich der DFB-Präsident nun zitieren, er wolle "aus Respekt" vor den Delegierten erst den UEFA-Kongress und den FIFA-Kongress im Juni abwarten, ehe er sich zu seiner Aufgabe in der FIFA äußere.
"Respekt" ist eines der Schlüsselwörter in dieser Funktionärswelt. Andere heißen: "Einheit" und "Solidarität". Das UEFA-Exekutivkomitee bewies nun seine "Solidarität" mit dem Skandal-Funktionär Grigori Surkis aus der Ukraine. Dem auf wundersamen Wegen steinreich gewordenen Bau-Unternehmer, der als Präsident von Dynamo Kiew schon mal Schiedsrichter bestach, hat eine Mehrheit im ukrainischen Verband das Misstrauen ausgesprochen. Surkis akzeptiert das Votum natürlich nicht. Und die UEFA will die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine nur mit dem Organisationschef Surkis angehen, sagt Generalsekretär Infantino:
"Für uns ist er natürlich der legitime Präsident. Was da sonst eben noch geschieht unter Druck von der öffentlichen Hand, das ist etwas, was wir hier nicht akzeptieren können. Deswegen, für uns ist Surkis der Präsident, der rechtmäßig vom Kongress des Verbandes gewählt wurde, demokratisch rechtmäßig. Und für uns muss der Verband jetzt auch so geführt werden."
Der Weltverband FIFA hat Anfang der Woche erklärt, man werde nur mit der bestehenden ukrainischen Fußball-Führung zusammen arbeiten, mit niemandem sonst. Politische Einmischungen verbitte man sich - es ist die übliche Leier der Sportverbände, die stets an der Seite ihrer in Bedrängnis geratenen Kameraden stehen. Bis 4. Februar sollen die Widerständler erklären, dass die Machtverhältnisse im ukrainischen Fußball bis 2012 nicht infrage gestellt werden und kein außerordentlicher Wahlkongress angesetzt wird. Die UEFA unterstützt diese Linie und droht gemäß Generalsekretär Infantino ...
" ... im schlechtesten Fall, was wir natürlich alle nicht hoffen ist, dass wir die Ukraine suspendieren müssten. Das heißt, dass die drei ukrainischen Klubs, die heute noch in unseren Wettbewerben spielen - also Schachtjor Donezk, Dynamo Kiew und Metalisk Charkow - auch suspendiert werden würden. Sämtliche Nationalmannschaften könnten nicht mehr teilnehmen. Und natürlich kann man eine Europameisterschaft 2012 nicht mehr in der Ukraine durchführen, wenn der Verband suspendiert ist."
Wo sollte die Euro sonst ausgetragen werden?
"Das werden wir uns dann genauer anschauen. Aber: Polen ist auch ziemlich groß."
Deutschland wurde von interessierter Seite, besonders vom Boulevard, immer mal ins Spiel gebracht als Notvariante für 2012. Gianni Infantino sagt:
"Es ist zu früh, da irgendwelche Spekulationen zu füttern. Wir sind echt überzeugt, dass wir in der Ukraine die Europameisterschaft durchführen werden. Es geht wirklich darum, dass sich die Leute in der Ukraine von der Regierung, von den Klubs, vom Verband zusammensetzen, sich zusammen raffen und zusammen schließen und alle am selben Strick ziehen, um wirklich diese Europameisterschaft durchzuführen - in der Ukraine."
Als Mitglied der UEFA-Exekutive hat Surkis in Nyon die Lage erläutert - abweichende Meinungen seiner Gegner wurden nicht gehört. So funktioniert Demokratie im Fußball: Als dagegen vor einiger Zeit etwa Russlands Präsident Dmitri Medwedew angeordnet hat, sein Sportminister Witali Mutko müsse seinen Posten als Fußball-Verbandschef abgeben, haben weder FIFA noch UEFA protestiert.
"Ich glaube, die Situation kann man nicht vergleichen. Dass ein Staatspräsident Vorschriften macht für seine Minister, das ist etwas, was er natürlich machen kann. Aber er hat sich meines Wissens nicht in die Geschäfte des Verbandes eingemischt. Und das ist etwas, was heute leider in der Ukraine der Fall zu sein scheint."
Eine abenteuerliche Interpretation des UEFA-Generalsekretärs. In der Spezialdemokratie Fußball messen die Verbände gern mit zweierlei Maß.
Übrigens: Natürlich stellt sich Grigori Surkis auf dem UEFA-Kongress im März wieder zur Wahl für das Exekutivkomitee.