Thomas Gottschalk und Twitter – das passt! Diesen Eindruck konnte gewinnen, wer ihm in dem Kurznachrichtendienst folgte. Anfang Mai 2017 legte er dort los. Sein Profil hatte der TV-Star noch nicht selbst angelegt; das hatte seine Lektorin erledigt, zwei Jahre zuvor, als seine erste Biografie – Titel: "Herbstblond" – erschienen war.
Doch dass er es war, der von nun an schreiben würde, höchstpersönlich, daran ließ Gottschalk von Anfang an keine Zweifel aufkommen. Schon mit einem seiner ersten Tweets präsentierte er die Sprache, die ihn so berühmt gemacht hatte.
"Prinz Philip hört auf, ich mache weiter!", hieß es da. Prinz Philip hatte damals – 95-jährig – angekündigt, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Humor und keinen Respekt für niemanden, auch nicht sich selbst – mit diesem Ton konnte Gottschalk auch bei Twitter punkten und Followerinnen, Follower und Likes sammeln.
An seinem ersten Geburtstag auf Twitter, da war er dort gerade mal zwei Wochen aktiv, seinem 67., schrieb er : "So feiert ein König" und zeigte sich mit einer Krone aus kleinen Schnapsfläschchen auf dem Kopf.
"Twitter-Tommy ist geboren"
Wer @herbstblond folgte, bekam Gottschalk, und Bilder von sich selbst gehörten von Anfang an dazu: Gottschalk im Auto in den USA unterwegs, Gottschalk per App geschminkt als Kätzchen oder mit Prominenten an seiner Seite. Und immer wieder: Hinweise auf seine neuen Medienprojekte, altbekannte Shows auf RTL oder Neues im Bayerischen Rundfunk, seine Rückkehr zum Radio.
"Twitter-Tommy ist geboren", so stellte ihn das Medienmagazin @mediasres bereits kurze Zeit später vor. "Es fühlt sich an wie früher: Tommy ist lustig, selbstironisch, ein bisschen gaga, ein bisschen mahnende Vernunft", lobte der Autor Gottschalks Twitter-Werk und die wachsende Aufmerksamkeit dafür.
Ein missglückter Tweet: Anfang vom Ende
Wie schnell die Stimmung auf Twitter kippen kann, musste dann aber auch Gottschalk lernen. Ende Januar 2018, da folgten ihm bereits mehr als 100.000 Menschen, musste er für einen Tweet viel Kritik einstecken.
Gottschalk hatte geschrieben, er habe seine DNA entschlüsseln lassen. Demnach sei er, so zeigte es eine Grafik, zu 52,2 Prozent ein Osteuropäer, zu 45,1 Prozent ein Nord- und Westeuropäer, zu 1,9 Prozent ein Nordafrikaner und zu 0,8 Prozent ein Nigerianer. Und diese Grafik kommentierte er so: "Afrika war ja klar. Aber über 50% Prozent Osteuropäer! Deswegen hab ich als Kind so geklaut!"
"Rassismus", urteilten damals die einen, nur ein "geschmackloser Witz", die anderen.
Aus heutiger Sicht war das wohl so etwas wie der Anfang von seinem Twitter-Ende. Noch einige Tweets folgten, dann war Schluss, im April. "Sommerpause! Ich schreib ein Buch", schrieb er da. Das Buch folgte gut anderthalb Jahre später, "Herbstbunt", der zweite Teil seiner Lebenserinnerungen. Zu Twitter aber kehrte Gottschalk nicht wieder zurück. Bis heute nicht.