Ausgerechnet ein Autor, dem nach mehrfachem Sitzenbleiben das Berechtigungszeugnis zur höheren Bildung verwehrt blieb, schrieb die umfangreichsten und maßgeblichsten Bildungsromane der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts – "Bildung" einmal nicht als biographisches Entwicklungsmodell verstanden, sondern buchstäblich. Kaum eine Wissenschaft, in deren Beständen sich Thomas Mann nicht zwecks intellektueller Möblierung seiner Romankapitel umgetan hätte. Dabei las er sich mit hochstaplerischer Lust immer wieder einen Kenntnisstand an, der auch Fachleute verblüffte. Seine Helden werden durch ihre "Forschungen" regelmäßig in Erregung oder gar Rausch versetzt, sie holen sich den Schwips der Erkenntnis. Wie Felix Krull im Nachtzug nach Lissabon, wo er – unterwegs als Marquis de Venosta – im Speisewagen den so gelehrten wie gewitzten Ausführungen Professor Kuckucks lauscht: über Kosmologie und Erdaltertum, über Dinosaurier und Evolutionstheorie und die Hintergründe der erotischen Fixierung auf schöne Frauenarme und Hermesbeine:
"Es scheint mir, mein lieber Marquis, ein gewisser Extremitätenkult bei Ihnen vorzuliegen. Er hat seinen guten Sinn als Abneigung eines entwickelten Wesens gegen die fußlose Wurmform. Was aber den vollschlanken Frauenarm angeht, so sollte man bei dieser Gliedmaße sich gegenwärtig halten, dass sie nichts anderes ist als der Krallenflügel des Urvogels und die Brustflosse des Fisches..."
"Gut, gut. Ich werde in Zukunft daran denken."
Der Autor, der die Bügelfalte zum Stilprinzip erhob, wie Alfred Döblin spottete, und den sich viele als zugeknöpften, unnahbaren Menschen vorstellen – auf Lesereise ging er aus sich heraus, zog Saal um Saal in den Bann. Man spürt beim Hören der alten Aufnahmen, wieviel literarisches Wohlbefinden in diesen Sälen geherrscht haben muss. Esprit, Humor, Wirkungsbewusstsein, Lust am Rollenspiel – all das macht diese Mitschnitte aus den Fünfziger Jahren heute noch faszinierend.
Felix Krull tritt in der Venosta-Rolle eine von dessen Eltern spendierte Weltreise an, die den jungen Marquis von seiner als Mesalliance empfundenen Geliebten entfernen sollte. Krulls Hochstaplertum zielt jedoch nicht nur auf den Aufstieg in höhere Gesellschaftskreise und das Geltendmachen der inneren Vornehmheit in passenden äußeren Umständen. Das eigentlich Beglückende ist für ihn – wie auch für den vorlesenden Autor – das Gefühl des Existenzwechsels: dass man ein abgetragenes Ich ablegen und gegen ein frisches austauschen kann. Welche Befreiung! Ein kleines Problem bleibt allerdings:
"Nur fiel mir auf, dass mit dem Existenzwechsel nicht nur köstliche Erfrischung, sondern auch eine gewisse Ausgeblasenheit meines Inneren verbunden war, insofern nämlich, als ich alle Erinnerungen, die meinem ungültig gewordenen Dasein angehörten, aus meiner Seele zu verbannen hatte. Wie ich hier saß, hatte ich auf sie kein Anrecht mehr – meine Erinnerungen, es war ganz und gar kein Verlust, dass sie nicht mehr die meinen zu sein hatten! Nur war es nicht ganz leicht, andere, die mir jetzt zukamen, mit einiger Genauigkeit an ihre Stelle zu setzen."
Der humoristische "Krull" ist ein Paradewerk zum Vorlesen. Aber so oft Thomas Mann die zur Performance besonders geeigneten Kapitel – etwa die berühmte Musterungsszene – auch vorgetragen haben mag, nie hören sich seine Lesungen steril und routiniert an, und ganz perfekt sind sie von der Warte heutiger Hörbuchkunst wohl auch nicht. Gelegentlich verliest er sich, stolpert über ein Wort, ein bisschen Räuspern und Raucherhusten ist auch zu hören.
Gekonnt phrasierend und die Pointen auskostend
Thomas Mann zelebriert die Sätze, gekonnt phrasierend und die Pointen auskostend, aber doch ohne eitle Betulichkeit. Gerne geht er mit der Betonung nach oben, mal ist es idealischer Schwung, mal eine komödienhafte Zuspitzung. Gelegentlich wechselt der leicht nasale, wohlmodulierte Ton auch ein wenig ins Krähende, Rühmannhafte. Heute hätten die Aufnahmen seiner Stimme mehr Sonorität, mehr Tiefen. Aber trotz der historischen und tontechnischen Epochenferne – das Zuhören macht großen Spaß, man ist nach einigen Minuten gebannt von dieser Stimme und ihrer Vortragskunst.
"Was aber den Don Carlos betrifft... es sind Stellen darin, du sollst sehen, die so schön sind, dass es einem einen Ruck gibt, dass es gleichsam 'knallt'..."
"Knallt es?", fragte Hans Hansen. "Aber wieso?"
Und nun erklärt Tonio Kröger seine Lieblingsstelle von dem König, der in Einsamkeit geweint hat. Aber Hans Hansen bleibt lieber bei seinen Pferdebüchern mit den dynamischen Fotografien. Während andere Erzählwerke wie "Der Zauberberg" oder "Joseph und seine Brüder" hier leider nur in kurzen Auszügen vertreten sind, ist die wirkungsmächtige Novelle als Komplettlesung zu hören. "Tonio Kröger" – eine szenisch aufbereitete Programmschrift, eine rezeptionssteuernde Maßnahme, die gegen das Vorurteil des "kalten Künstlers" und eisigen Ironikers, das Thomas Mann viel zu schaffen machte, die erzählerische Deklaration von Tonios "Bürgerliebe zum Menschlichen" setzt. Den in der Nietzsche-Nachfolge zum Leidensmenschen stigmatisierten Künstler durchzuckt Wehmut und Neid beim Anblick der vermeintlich einfach strukturierten, blond-blauäugigen Normalmenschen, die die sogenannten "Wonnen der Gewöhnlichkeit" genießen, ohne von Reflexion beschwert zu sein. Gewiss, "Tonio Kröger" ist ein Festival der Stereotypen, eine zu Tode interpretierte Schullektüre, ein bisweilen schwer erträgliches Gemisch aus Sentimentalität und Sentenzen. Bis Thomas Mann die Novelle selbst vorliest und die abgegriffenen Formeln zum Leben erwachen. Sogar die etwas holprigen Szenen von Tonios Liebesversuchen werden anrührend.
"Die Sache war die, dass Tonio Hans Hansen liebte und schon vieles um ihn gelitten hatte. Wer am meisten liebt ist der Unterlegene und muss leiden. Diese schlichte und harte Lehre hatte seine vierzehnjährige Seele bereits vom Leben entgegengenommen, und er war so geartet, dass er solche Erfahrungen wohl vermerkte, sie gleichsam innerlich aufschrieb und gewissermaßen seine Freude daran hatte, ohne sich freilich für seine Person danach zu richten und praktischen Nutzen daraus zu ziehen."
Andere Erzählungen Thomas Mann sind literarisch geglückter, in dieser aber fließt sein Herzblut. Und es fließt bei der Lesung. Fast könnte man von Eigenblutdoping sprechen, eine Transfusion, wie sie der beste Schauspieler und Rezitator nicht zustande bringen könnte.
Regelmäßige abendliche Lesungen im Familienkreis
Die Vortragbarkeit seiner Texte war Thomas Mann sehr wichtig; er hat sie daraufhin geprüft und abgeschmeckt. Seine regelmäßigen abendlichen Lesungen im Familienkreis waren alles andere als Zwangsveranstaltungen. Eine dieser Lesungen ist hier zu hören; Erika Mann hat sie mitgeschnitten. Sie besaß bereits 1950 ein Tonbandgerät, vorderste Technik damals. Sehr bedauerlich, dass sie das Band nicht regelmäßig mitlaufen ließ, denn die Kostprobe aus dem späten, wunderbar skurrilen Roman "Der Erwählte", einer in jeder Hinsicht liebevollen Neuerzählung der mittelalterlichen Legende vom frommen Sünder Gregorius, macht Appetit auf mehr. Siebzehn Jahre verbringt Gregorius zur Buße auf einem kahlen Stein im Meer – was der moderne Erzähler natürlich nicht einfach so als Gotteswunder dahinbehaupten kann, sondern in den physiologischen und zeitphilosophischen Aspekten schon etwas ausführlicher erläutern muss. Da gibt es zum Beispiel einen kleinen Quell mit ungemein sättigender "Erdmilch" auf dem Stein, und indem Gregorius ständig die fröstelnde Haut zusammenzieht, wird diese schließlich körnig und hart und gewappnet gegen klimatische Unbill, bis – wahr und wahrhaftig – der ganze Mensch zusammenschrumpft:
"Schließlich, nach etwa fünfzehn Jahren, war er nicht viel größer als ein Igel, ein filzig-borstiges, mit Moos bewachsenes Naturding, dem kein Wetter mehr etwas anhatte und an dem die zurückgebildeten Gliedmaßen, Ärmchen und Beinchen, auch Äuglein und Mundöffnung schwer zu erkennen waren. Zeit kannte es nicht."
Thomas Mann selbst wurde nicht zum Igel in den zwölf Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft. Er kannte die Zeit, stellte sich ihren Forderungen. Die Hör-Edition enthält auch eine Auswahl der BBC-Reden, die er zwischen 1941 und 1945 hielt und mit denen er aus dem kalifornischen Exil den Menschen in Deutschland ins Gewissen zu reden suchte. Es sind Fortsetzungen seiner vielfältigen, gegen den Nationalsozialismus gerichteten Publizistik, die bereits Mitte der Zwanziger Jahre einsetzte und um 1930 kulminierte in scharfsichtigen, auch in der Wortwahl scharfen, zornigen Reden wie der "Deutschen Ansprache". In der Radio-Rede vom August 1942 – das Dritte Reich hat seine größte Ausdehnung erreicht – beschäftigt sich Thomas Mann mit Europa im Zeichen der deutschen Besatzung.
"In Paris ermutigt man das Nachtleben. Der Nazi hat sich unter Paris nie etwas anderes als 'Nachtleben' vorgestellt. Es ist eine gorillahafte Vorstellung. Und diejenige, die er von Europa als Ganzem hat, geht aus der Antwort hervor, die ein deutscher Generalstabsoffizier dem mexikanischen Militärattaché in Berlin auf die Frage gab, was denn die Nazis tun würden, um das Problem der Revolte und des Hungers in Europa zu lösen: 'Ganz Europa mag verhungern', sagte der Deutsche, 'wenn nur unsere Wehrmacht ausreichend versorgt ist. Wir sind entschlossen, eher die gesamte Zivilbevölkerung auszurotten als zu kapitulieren.' Ein Manneswort! Das Wort eines guten Deutsch-Europäers."
Erstaunlich früh thematisiert Thomas Mann Massenerschießungen und Vergasungen. Die bisweilen sarkastischen, im Ton allerdings immer zivilen Radioansprachen werden in der hörspielartigen Collage geschnitten mit martialischen O-Tönen führender Nazis:
"Für jeden Deutschen werden öffentlich hundert Polen auf dem Marktplatz erschossen."
"Deutschland ist das herrlichste und geeinigtste Volk der ganzen Welt, das ist wahr und sonst ist gar nichts wahr!"
So wird noch deutlicher, was Thomas Mann meint, wenn er das "Megaphon-Deutschtum" anklagt, den "sträflichen Überlegenheitsrausch" im Hitler-Reich, die "Totschlage-Lust" und die "triumphierenden Schilderungen gesättigter Grausamkeit" in den deutschen Medien.
Thomas Manns zentraler Gedanke der "moralischen Vereinfachung"
Zu Manns bedeutendsten Essays gehört "Nietzsches Philosophie im Lichte unserer Erfahrung" aus dem Jahr 1947. Es ist zum einen eine kenntnisreiche Huldigungsschrift über den Philosophen, der – neben Schopenhauer – maßgeblich Weltbild, Ideen-Arsenal und die strukturbildenden Antithesen Thomas Manns bestimmt hat. Aus dieser intimen Vertrautheit heraus ist es aber auch die kritische Revision eines ästhetizistischen Denkens, das den Praktikern der NS-Vernichtungspolitik zur höheren Legitimation dienen konnte.
"Denn alles, was Tiefe hat, ist böse. Das Leben selbst ist tief böse. Es weiß nichts von Wahrheit, sondern beruht auf Schein und künstlerischer Lüge, es spricht der Tugend Hohn, denn es ist wesentlich Ruchlosigkeit und Ausbeutung. Das Leben über alles! Warum? Das hat er nie gesagt. (...) Uns ist aber doch, als reiche diese Logik nicht aus für seine begeisterte Protektion des Lebens. Wenn er die Schöpfung eines Gottes darin sähe, so müsste man seine Frömmigkeit ehren. Er sieht aber eine massive und sinnlose Ausgeburt des Willens zur Macht darin, über dessen Sinnlosigkeit und kolossale Unmoralität eben man sich zu entzücken habe."
Nietzsches Grundirrtum sei die geflissentliche Verkennung des Kräfteverhältnisses von Intellekt und Instinkt. Trieb, Wille, Interesse, Egoismus, eben der Instinkt, seien bei den meisten Menschen ja leider doch sehr viel ausgeprägter als interesselose Erkenntnis, Rechtsgefühl und die Liebe zu Vernunft und Wahrheit – sodass man bei ihnen eher das Flämmchen der Vernunft zu beatmen als die Ruchlosigkeit als Heilmittel vor zu viel Rationalität zu empfehlen habe. Selten haben Thomas Manns Vernunftappelle so überzeugend gewirkt wie in diesem Kontext, den kritischen Ausführungen zu seinem Lieblingsphilosophen, dessen tragisches Lebensschauspiel er in den Jahren zuvor im "Doktor Faustus" der fiktiven Biographie seines Musikers Adrian Leverkühn eingeschrieben hat, und dem er nun "im Licht der Erfahrung" abschwört – abschwört natürlich nicht dem genialen Kulturkritiker Nietzsche, sondern dem verzückten Zarathustra-Nietzsche mit seinem angestrengten Lachen und seinen prophetischen Tänzerbeinen.
"Wie zeitgebunden, wie theoretisch auch, wie unerfahren mutet uns Nietzsches Romantisierung des Bösen heute an! Wir haben es in seiner ganzen Miserabilität kennengelernt und sind nicht mehr Ästheten genug, uns vor dem Bekenntnis zum Guten zur fürchten, uns so trivialer Leitbilder zu schämen, wie Wahrheit, Freiheit, Gerechtigkeit."
Das ist der für Thomas Mann zentrale Gedanke der "moralischen Vereinfachung". Die Verbindung von intellektuellem Tiefenschwindel und nationalsozialistischer Brutalität lehrte ihn die einfachen Grundwerte schätzen, die er – so lange sie nicht ernsthaft bedroht schienen – so oft als phrasenhaft, pathetisch, kurz: zivilisationsliteratenhaft empfunden hatte. Dass es mit der "moralischen Vereinfachung" aber nicht ganz so einfach ist, beweisen Passagen des Essays "Meine Zeit", wo er dem Sowjetkommunismus, wenn auch unter kritischen Wendungen und Windungen, eine Art historische Huldigung darbringt. Gewiss, Thomas Mann opponierte damals dem ins Paranoide, Hexenjagdhafte ausartenden Antikommunismus der Ära McCarthy. Dennoch vermisst man heute die kompromisslose Kritik, die er gegenüber dem Nationalsozialismus aufbrachte.
Karikaturen wilhelminisch-staatlicher Autorität
"Ich möchte keinen Zweifel lassen, meine Damen und Herren, an meiner Ehrerbietung gegenüber dem meiner Zeit angehörigen historischen Ereignis der russischen Revolution. Sie hat in ihrem Lande längst unmöglich gewordene, anachronistische Zustände beendet, das Lebensniveau seiner Massen unendlich menschlicher gestaltet (...) Wenn nichts anderes mir Achtung für sie geböte, so wäre es ihre unveränderliche Gegenstellung zum Faschismus italienischer oder deutscher Färbung, dieser rein reaktiven und läppischen Nachäffung des Bolschewismus, einer After-Revolution ohne jede Beziehung zur Idee der Menschheit und ihrer Zukunft."
Immerhin interessant, wie lapidar und selbstverständlich hier ein Nexus, eine Abfolge-Kausalität zwischen Bolschewismus und Nationalsozialismus festgestellt wird – drei bis vier Jahrzehnte später das heißeste Thema des Historikerstreits und bis heute eine heikle, reflexhaft revisionsmusverdächtige Problematik.
"Meine Zeit" ist ansonsten ein schönes Stück Autobiographie, ein Rückblick auf die durchlebten Epochen und den erstaunlichen Epochenwandel. Geboren wenige Jahre nach Gründung des deutschen Kaiserreichs, diesem eigentlichen, ungemein prosperierenden bürgerlichen Zeitalter, hat Thomas Mann dessen Nieder- und Untergang erlebt und erlitten: beginnend mit dem Kriegsausbruch von 1914, der ihn zum Waffendienst in den literarischen Schützengraben seiner "Betrachtungen eines Unpolitischen" zwang, über die agonierende Weimarer Republik bis zur Entfesselung des praktizierten Nihilismus unter Hitler. "Meine Zeit" endet mit mahnenden Worten zum drohenden Atomkrieg; und beginnt, scheinbar unendlich weit entfernt, mit Erinnerungen an den Sportunterricht im Kaiserreich:
"Wir Jungen hatten in unerfreulichen Turnhallen das Geräteturnen zu üben, das aus der Zeit des Vaters Jahn und der Jugendertüchtigung zum Kriege gegen Napoleon überkommen war. Wir taten es allenfalls in Hemdsärmeln, aber – unglaublicherweise! – mit steifem Kragen und womöglich mit gestärkter Hemdbrust, unter der Aufsicht eines Turnlehrers mit rotem Bart, einem Zwicker und versoffener Kommandostimme.
So schließt sich der Kreis zu den frühen Werken, zu den "Buddenbrooks" und zum "Felix Krull", wo solche Repräsentanten wilhelminisch-staatlicher Autorität mit Vorliebe karikiert werden.
Mit sensationellen Achivfunden kann diese Originalton-Edition nicht wuchern. Erfreulich genug allerdings, dass die zerstreuten und teils vergriffenen Aufnahmen hier nun zu einem siebzehnstündigen Hörerlebnis zusammengefasst sind. Man lauscht einem Mann von fast achtzig Jahren, der erstaunlich jugendlich und unverkniffen geblieben ist. Man mag Thomas Mann schätzen und bewundern bei der Lektüre; beim Zuhören wird er einem sympathisch. Seine meisterhafte, mit Ironie gewappnete und so schriftdeutsch anmutende Prosa, der ja immer wieder "kalte" Perfektion nachgesagt wurde – im Vortrag bekommt sie einen Wärmestrom, etwas Umgängliches, als wäre sie eigentlich dazu geschaffen, vom Mund zum Ohr, zu vielen Ohren zu gehen.
Thomas Mann: Die große Originalton-Edition. Der Hörverlag, München 2015. 17 CD, Gesamtlaufzeit 17 Stunden, 10 Minuten. 49,99 Euro.