Christoph Matschie: "Das, was man jetzt hört, kann man getrost als Wahlkampfgetöse abtun."
Aber es gäbe einen wahren Kern in der Kritik der CDU, meint der Vorsitzende des Thüringer Lehrerverbandes, Rolf Busch:
"Der Vergleich ist natürlich übertrieben. Aber was ich insofern bestätigen möchte, dass sich viele Lehrer wieder zurückziehen in irgendwelche Nischen, weil einfach von oben eine Menge kritisiert wird. Sobald jemand eine kritische Meinung hat, wird er auch zurechtgewiesen. Also da habe ich schon den Eindruck, dass sich manche einrichten. Aber der Vergleich mit Margot Honecker ist wirklich deutlich überzogen."
Lehrer hätten Angst, ihre Meinung offen zu sagen, etwa zum Thema Inklusion. Die funktioniere "theoretisch ja, praktisch nein", sagt Rolf Busch:
"Das Problem ist, dass man die Schulen alleingelassen hat, massiv versucht, die Kinder in den gemeinsamen Unterricht zu bringen, ohne dass die Schulen auf diese Frage wirklich vorbereitet worden sind. Und das ist eher kontraproduktiv für das Thema."
Inklusion um der Inklusion willen funktioniere nicht, so Busch, wenn es nicht genügend Sonderpädagogen gebe, die sich um die behinderten Schüler kümmern. Da werde von oben dekretiert, um formal Ziele zu erreichen - auf dem Rücken von Schülern, Lehrern und Eltern.
Rot-Rot für Gemeinschaftsschule
Die CDU aber kritisiert noch mehr. Mike Mohring weiter:
"Bei Rot-Rot gibt's keine Grundschulen mehr, bei Rot-Rot gibt's keine Gymnasien mehr, sondern flächendeckende Einführung der Gemeinschaftsschule ohne Schulnoten bis zur achten Klasse - das wollen wir nicht!"
Auch hier muss man im Wahlkampfgetöse Abstriche machen. Aber: Thüringen steht vor einer historischen Wahl und eine rot-rote Landesregierung unter Führung der Linken ist möglich. Bodo Ramelow wäre dann Ministerpräsident. Er steht dafür, die im Thüringer Schulgesetz bereits von der SPD eingebrachten Gemeinschaftsschulen massiv weiterzuentwickeln. Das hieße: Längeres gemeinsames Lernen, um zu verhindern, dass durch frühzeitige Aufteilung in Gymnasiasten und Regelschüler Kinder benachteiligt würden. Ramelow:
"Es geht nicht darum, bestehende Schulen aufzulösen oder wegzunehmen und irgendwo anders was Neues hochzuziehen, und das Ganze als Kraftakt, sondern es geht darum, mit den bestehenden Schulformen ein längeres gemeinsames Lernen zu organisieren. Und so sehen wir den Prozess - Stück für Stück. Aber in der Perspektive für durchaus alle Schüler."
Auch die SPD ist für die Gemeinschaftsschule, aber als Möglichkeit, nicht vorgegeben für alle. Und die Grünen, die für ein linkes Bündnis vermutlich auch gebraucht würden, wollen vor allem Vielfalt und bessere Bedingungen für nicht staatliche Schulen und leiden am Streit der Alphatiere der drei großen Parteien. Astrid Rothe-Beinlich, grüne Landtagsabgeordnete:
"Da merkt man: Es geht wenig um die Sache. Das verleidet viel. Ich möchte gute Bildung in allen Schulen, auch egal, in welcher Trägerschaft. Wahlfreiheit ist was, was uns immer am Herzen gelegen hat. Ich komme aus der ehemaligen DDR, ich finde das unheimlich wichtig, selbst entscheiden zu können, welche Schule die beste für mein Kind ist."
Druck- oder Schreibschrift?
Ansonsten diskutiert man in Thüringen über Noten, über Druck- oder Schreibschrift. Da ruft die CDU fast den Untergang des Abendlandes aus. Aber der SPD-Kultusminister beruhigt:
"Die ganze Debatte über Noten, über Schreibschrift - das ist wirklich Wahlkampfgetöse. Niemand in Thüringen will die Noten abschaffen, und das bleibt auch so."
Der Vorsitzende des Lehrerverbandes, Rolf Busch, lehnt sich entspannt zurück:
"Man weiß, das eigentlich jede Partei nur ihr Programm umsetzen kann, wenn sie eine absolute Mehrheit hat, und davon ist momentan nichts in Sicht. Das heißt: Ich glaube, es sind viele Zuspitzungen. Und ich glaube, es sind auch viele Themen, die nicht wirklich das Wesentliche sind für die Schulen in Thüringen."