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Olympia-Tickets 2024
Warum die Eintrittskarten so teuer sind

Die Preise für die Tickets bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 überraschen den Wirtschaftswissenschaftler Sebastian Uhrich angesichts steigender Kosten und Preise nicht. Die Kritik an der Preispolitik des IOC findet er aber nachvollziehbar.

Sebastian Uhrich im Gespräch mit Marina Schweizer |
Die Olympischen Ringe werden vor dem Pariser Eifelturm angestrahlt.
Die Spiele sollen 2024 mit einer gigantischen Show auf der Seine eröffnet werden. Dafür werden rund 35.000 Polizisten und private Sicherheitskräfte alleine für die Eröffnungszeremonie in Paris benötigt. (dpa / picture alliance / Apaydin Alain)
690 Euro pro Ticket für die Leichtathletik-Finaltage in der besten Kategorie, unliebsame Ticket-Pakete und Ticket-Presie zwischen 50 und 190 Euro für eine Medaillenentscheidung im Bogenschießen: Der Ticket-Verkauf für die Olympischen Spiele 2024 in Paris läuft noch alles andere als reibungslos. Statt Vorfreude auf das Event herrscht bei vielen Fans bittere Enttäuschung angesichts der horrenden Kartenpreise.
Für Sebastian Uhrich vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule in Köln, sind die relativ hohen Preise für Tickets bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris erwartbar gewesen und keine Überraschung: "Wir haben allgemein Kosten- und Preissteigerungen. Und mich hätte es eher überrascht, wenn Paris jetzt billige Spiele gewesen wären aus Sicht von Ticketpreisen."

Auch riesige Einnahmen wären möglich

Der Vergleich mit anderen Sportveranstaltungen als den Sommerspielen in früheren Jahren sei kaum möglich, weil die Olympischen Wettkämpfe so speziell sind, sagt Uhrich. Grundsätzlich könne man als Veranstalter bei den Ticketerlösen auch riesige Summen einnehmen, wenn man sich rein an an der Nachfrage orientierte.
Ticketpreise, die bei einer Medaillenentscheidung im Bogenschießen in Paris zum Beispiel zwischen 50 und 190 Euro liegen, könne man betriebswirtschaftlich gut rechtfertigen, sagt Uhrich, aber: „Ich bezweifle, dass man bei diesen Ticketpreisen ausverkaufte Häuser haben wird.“
Beim Turnen, einer der Olympischen Kernsportarten liegen die Preise noch deutlich höher: 100 bis 630 Euro werden für Tickets bei einer Medaillenentscheidung fällig. Es gebe aber auch viele Tickets für 24 Euro, betont das Internationale Olympische Komitee. Wozu genau man mit diesen Karten dann Eintritt erhält, ist aber noch nicht klar.

Ticketpakete als Hauptärgernis

Uhrich sieht die Ursache für die Kritik am Ticketverkauf aber woanders: „Ich glaube, das Problem im aktuellen Fall in Paris ist vor allem, dass das IOC mit seinem Verkaufsmodell zumindest in Bezug auf viele Tickets die Leute so ein bisschen zwingt, nicht nur das zu kaufen, was sie eigentlich kaufen wollen, sondern eben auch zusätzliche Tickets, Pakete verkauft.“
Grundsätzlich seien die Entscheidungen zum Ticketverkauf nicht ganz einfach: „Die Frage ist: Welchen Verteilmechanismus für die Tickets wollen wir eigentlich sehen? Wenn wir es komplett vom Preis entkoppeln, müssten wir es irgendwie losen. Wenn wir es komplett über den Markt, über die Preise machen, würden wahrscheinlich nur reiche Leute im Stadion sitzen. Insofern muss man da einen Mittelweg gehen und sagen: ‚Wir verkaufen eben einige Tickets marktwirtschaftlich. Also im Prinzip die Preise, die wir bekommen könnten, die fordern wir auch ein.‘ Und die sind recht hoch bei Olympischen Spielen. Und einen Teil wollen wir jetzt so ein bisschen sozialverträglich, dass es eben auch die Möglichkeit, für weniger gut betuchte Leute gibt, zu den Spielen zu gehen. (…)
Die aktuelle Herangehensweise des IOC ist offensichtlich in der Wahrnehmung vieler ein bisschen zu stark in Richtung Markt gedacht. Die versuchen recht hohe Preise durchzusetzen, und damit werden wir einfach weniger Leute aus einer Bevölkerungsschicht sehen, die einfach sich diese Preise nicht leisten kann.“
Die Euphorie bei den Spielen sieht Uhrich aber nicht gefährdet: „Sportfans ganz allgemein sind manchmal auch die größten Selbstbetrüger. Sie beschweren sich sehr, sehr viel. Aber dann sehen wir einen sogenannten Event Effekt. Wenn dann die Spiele erst mal laufen, ist die Begeisterung doch wieder recht groß.“