Sarah Keane, die neue Präsidentin des Nationalen Olympischen Komitees von Irland (OCI), musste eingestehen, Vorgänger Patrick Hickey hatte einen Vertrag mit dem Tickethändler THG abgeschlossen. Das Unternehmen ist nun offizieller Tickethändler des OCI für die kommenden fünf Olympischen Spiele bis 2026. Für den Chefredakteur des Branchendienstes "Around The Rings", Ed Hula, keine Überraschung: "THG ist der größte Sponsor des NOKs von Irland. Das ist der Grund, warum Patrick Hickey diese Beziehung so intensiv gepflegt hat."
Das Unternehmen zahlte eine Million Euro für seinen Status als offizieller Tickethändler der Spiele 2012 in London und 2014 in Sotschi. Weitere 600.000 Euro flossen für Rio 2016 von Pro 10 auf das OCI-Konto. Pro 10 übernahm von THG, als die Organisatoren in Rio eine Zusammenarbeit mit THG ablehnten. Aber: Pro 10 gehört wie THG zur Firmengruppe des mit Hickey verbandelten Geschäftsmannes Marcus Evans. Richter Moran kam in seinem Report zu dem Ergebnis, Pro 10 habe das Geschäft von THG übernommen.
Auswirkungen bereits spürbar
Das Unternehmen sei ungeeignet für das Geschäft und habe einen chaotischen Service abgeliefert. Nach der Vorstellung des Moran-Reports vor einem Parlamentsausschuss sagte dessen Vorsitzender Fergus O'Dowd zu dem Thema: "Was sich jetzt ändern muss: Wenn das irische NOK zukünftig einen Tickethändler beauftragt, muss der gut ausgesucht werden und es müssen alle geschäftlichen Beziehungen offen gelegt werden."
Das OCI lässt derzeit juristisch prüfen, ob der Vertrag aufgelöst werden kann. Die Verantwortlichen in Pyeongchang haben schon signalisiert nicht mit THG arbeiten zu wollen. Und es ist zweifelhaft, ob zukünftige Organisationskomitees mit dem umstrittenen Unternehmen kooperieren wollen. Für Hickey war die Veröffentlichung des Reports ein Tiefschlag. Nicht nur, weil seine Geschäftsverbindungen offen gelegt wurden.
Er sprach von Ungenauigkeiten im Report und lehnte eine Veröffentlichung ab: "Der Rat meiner Anwälte war, nichts aus dem Report zu veröffentlichen, und auch keine Berichterstattung in den Medien zuzulassen. Behauptungen könnten vom Ankläger in meinem Verfahren in Rio als Beweis gegen mich verwendet werden. Aus diesem Grund haben wir an die Minister Ross und O'Donovan, den Generalanwalt und Richter Moran geschrieben, mit der Bitte, bis zum Ende meines Prozesses in Rio nichts aus dem Report zu veröffentlichen."
Streit um Veröffentlichung
Trotzdem wurde der Bericht veröffentlicht. Der irische Sportminister Shane Ross: "Ich bin in der Position, den Report zu veröffentlichen. Wenn ich es will und ich denke, es wäre klug." Außerdem schickt Ross den Bericht an die Ethikkommission des Internationalen Olympischen Komitees. Für Hickey wird die Luft jetzt immer dünner. Als Sportfunktionär ist er derzeit ohne Einfluss. Nach seiner Verhaftung hat er alle olympischen Ämter ruhen lassen. Jetzt spricht er davon, seine Pflichten als Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees wieder aufnehmen zu wollen.
Olympiaexperte Ed Hula erwartet von Seiten der olympischen Bewegung vorläufig keine Sanktion gegen Hickey. "Das IOC wird abwarten, bis das letzte Berufungsverfahren abgeschlossen ist, bevor sie etwas gegen ein Mitglied unternehmen wird. Es wird also noch einige Zeit dauern. Vielleicht gibt es einen Punkt, an dem Hickey realisiert, es ist Zeit, als IOC-Mitglied zurückzutreten. In einigen Jahren muss er sich der Wiederwahl für seinen letzten Term stellen. Und wenn er dann noch suspendiert ist, werden ihn seine Kollegen vielleicht nicht wiederwählen."
Das IOC und sein Präsident Thomas Bach, mit dem Hickey eine enge Freundschaft pflegt, sind seine letzte Hoffnung, noch einmal auf die sportpolitische Bühne zurückzukehren. In Irland ist die Ablösung schon vollzogen, Sarah Keane die neue Präsidentin. Und auch beim Europäischen Olympischen Komitee sind seine Tage offiziell nach den Wahlen im November gezählt, aber schon jetzt ruht sein Amt als Präsident.