Dreimal am Tag schaut Landwirt Michael Uckelmann aus Dülmen mindestens im Ferkelstall vorbei, ob alles in Ordnung ist und keiner hustet. Damit Krankheitskeime keine Chance haben, alle Tiere im Stall anzustecken, hat der Landwirt einiges verändert. So bleiben zum Beispiel alle Ferkel aus einem Wurf bis zum Mastende in einer Bucht.
"Also sie werden nicht mit anderen Tieren gemischt, dadurch habe ich ähnlich wie in einem Kindergarten, wenn alle Kinder zusammen kommen, vermehrte Krankheitsfälle. Dieses Problem tritt in einem geschlossenen System nicht auf. Die Tiere werden seltener krank und brauchen weniger Antibiotika."
"Ich sag mal auch über die Jahre hin, die wir das jetzt machen, haben wir intensivere Impfkonzepte, dass wir die Tiere häufiger impfen. Wir haben auch viel an der Hygiene gemacht, also die Stallbereiche voneinander getrennt. Wir haben getrennte Arbeitskleidung, bei den Sauen, bei den Ferkeln, bei den Mastschweinen. Für jeden Stall haben wir eigene Arbeitskleidung. Zehn bis 15 Mal am Tag wechseln wir die Stiefel. Die Stiefel werden auch jeden Abend in der Waschmaschine gereinigt. Die Overalls werden gewaschen. Da ist viel im Management passiert. Antibiotika als Leistungsförderer sind verboten, Antibiotika gaben bei erkrankten Tieren aber erlaubt."
"Es geht um die Resistenzminimierung"
Alle zwei Wochen schaut Hoftierarzt Thorsten Papst vorbei. Er sieht sofort, welches Schwein zum Beispiel entzündete Gelenke hat oder hustet. Wenn möglich, behandelt er die Tiere einzeln. Er setzt auf herkömmliche Therapien zum Beispiel mit ätherischen Ölen oder Probiotika im Futter. Antibiotika setzt er nur ein, wenn es unbedingt notwendig ist:
"Es geht um die Resistenzminimierung. Der Unterschied ist momentan, dass zum Beispiel, wenn es nur um die Reduktion eines Antibiotikums ginge , ein Antibiotika nicht mehr ausreichend gegeben wird, es würden dann zu geringen Mengen gegeben und das kann nicht Fakt der ganzen Sache sein. Es geht darum, dass die Entwicklung von Resistenzen minimiert werden müssen und da sind die Datenbanken wichtig, vor allem auch in Richtung: wie sieht die Resistenzbildung in der Region aus. Das das ist eine ganz, ganz wichtige Geschichte."
Prophylaxe-Konzept hat sich ausgezahlt
Die heftige Diskussion über multiresistente Keime im Stall, wie MRSA, die sogenannten Krankenhauskeime, führt dazu, das 2012 im Rahmen des freiwilligen landwirtschaftlichen Kontrollprogramm Qualität und Sicherheit - kurz QS genannt - ein Antibiotika-Monitoring eingeführt wurde. Alle Antibiotikagaben werden hier registriert. Umstritten sind dabei Komplex-Mittel mit antibiotischer Wirkung die zum Beispiel bei Milchrindern eine Ketose verhindern sollen. Im Schweinestall ist Michael Uckelmann überzeugt, dass er solche Mittel nicht braucht. Sein Prophylaxe-Konzept hat sich ausgezahlt:
"Was wir gemacht haben, einfach nur finanziell gesehen: was wir an Tiermedizin einsetzen. Da haben wir um die 15 Prozent Antibiotika-Kosten und 85 Prozent sind andere Kosten für ätherische Öle, für Impfstoffe. Dieser Anteil hat sich deutlich verschoben. Wenn Tiere aber krank sind, behandle ich sie auch. Ich akzeptiere nicht, dass wir mehr Todesfälle haben und ich habe auch keine Angst, wenn der Amtsveterinär kommt und sagt: Wir müssen mal schauen, 'warum hast Du mehr gebraucht'. Wenn ich das darlegen kann, und das kann ich, wenn es zu mehr Krankheiten und Todesfällen kommt, ist eine Behandlung notwendig."
Der Amtsveterinär kommt zur Kontrolle
Kontrollen der Amtsveterinäre sind seit 2014 Pflicht, wenn ein Landwirt zu viel Antibiotika eingesetzt. hat. Ein Resultat der Veränderung des Tierarzneimittel-Gesetzes. Alle Landwirte müssen den Antibiotika -Einsatz im Stall in einer bundesweiten Tierdatenbank dokumentieren. 2013 wurden 1.450 Tonnen Antibiotika eingesetzt, heute sind es nach den neuesten Auswertungen rund 50 Prozent weniger. Betriebe, die häufig Antibiotika einsetzen, müssen einen Plan vorlegen, wie sie Antibiotika reduzieren können, alles kontrolliert vom Amtsveterinär.