Bienen sind clever. Das zeigen viele Experimente, besonders wenn es um Düfte geht. Sie merken sich genau, wie eine besonders nektarreiche Blüte riecht. Auf diese Lernfähigkeit der Insekten setzt die Biologieprofessorin Geraldine Wright von der Universität im englischen Newcastle. Im Labor pustet sie den Bienen mit feinen Plastikschläuchen verschiedene Düfte vor die Fühler und bietet ihnen danach mit einer feinen Spritze einen Tropfen Flüssigkeit an.
"Während des Trainings lernten die Bienen, einen Duft mit Zuckerwasser zu verbinden und einen anderen Duft mit bitterem Chinin."
Beim ersten Geruch öffneten sich schnell ihre Mundwerkzeuge und die dünne rote Zunge leckte die Belohnung von der feinen Kanüle. Beim anderen Duft dagegen, blieb der Mund fest verschlossen, es schien sogar, als ob die Insekten den Kopf wegdrehen würden. Dieses Training war für die Bienen aber nur die Vorbereitung für den eigentlichen Test, der etwas über ihre Stimmung verraten sollte. Das Konzept hat Professor Michael Mendl von der Universität Bristol für Ratten entwickelt. Die Tiere lernten, dass ein Fressnapf links im Käfig immer voll war, rechts aber immer leer. Eines Tages stand der Napf dann genau in der Mitte.
"And we ask really: How does the rat interpret that location?"
Michael Mendl fragte die Ratte: Wie schätzt Du diese unklare Position ein? Zufriedene Tiere denken, der Napf wird wohl voll sein und rennen hin, schlecht gelaunte rechnen im Zweifelsfall mit einer Enttäuschung und machen sich gar nicht die Mühe nachzusehen. Der Test erlaubt also Rückschlüsse auf die Gefühlslage der Tiere. Nur gilt das auch bei Insekten? Geraldine Wright hat die Hälfte der Bienen eine Minute lang heftig geschüttelt. Danach strömte aus dem Plastikschlauch eine Mischung der beiden Duftstoffe, also ein zweideutiges Signal.
"Wir haben sozusagen gefragt: Passt dieser Duft zu Zuckerwasser, oder eher zu Chinin? Interessanterweise hielten die geschüttelten Bienen ihre Mundwerkzeuge verschlossen. So konnten wir zeigen, dass Bienen nach einem stressigen Erlebnis eine pessimistische Sicht auf die Welt haben."
Bienen haben wohl keine komplexen Emotionen wie Liebe oder Schuld. Aber ihre Entscheidungen, sind durchaus von positiven und negativen Stimmungen geprägt. Das ist im Grund ganz ähnlich wie bei Menschen, für die je nach aktueller Gemütslage ein und dasselbe Glas mal halbvoll, mal halbleer erscheint, und je nachdem freudig entgegengenommen oder eher enttäuscht beiseite gestellt wird. Solche Verbindungen zwischen Stimmung und Verhalten konnten Forscher inzwischen bei Ratten, Mäusen, Affen, Hunden, Schweinen und Spatzen nachweisen. Sie nutzen diese Art von Verhaltenstest, um damit das Wohlbefinden der Tiere zu vermessen. Dank Geraldine Wright können in Zukunft wohl auch Imker bestimmen, ob sich ihre Bienen auf einer Waldlichtung oder einer Obstwiese wohler fühlen.
Mehr zu diesem Thema können sie am Sonntag um 16:30 erfahren, in der Sendung Heiter bis traurig: Forscher messen das Wohlbefinden von Tieren"