"Ja, da scheint was zu sein. Ich bestätige ihn jetzt."
Hundeführerin Marisa Manzano belohnt ihren Hund Jack mit einem Spielzeugknochen. Denn Jack hat nach kurzer, sehr konzentrierter Suche Bettwanzen hinter einem Schrank aufgespürt. Jack ist ein Australian Cattle Dog mit schwarz-grau geflecktem Fell. Er ist ein-dreiviertel Jahre alt und ein geprüfter Bettwanzen-Spürhund am Frankfurter Flughafen. Acht Bettwanzen sind zu Übungszwecken in einem kleinen, geschlossen Plastikröhrchen in einem Schulungsraum des Flughafen Betreibers "Fraport" versteckt worden.
"Ah ja, da merkt man, der Hund ist etwas schlauer als die Hundeführerin. Ich konnte sie nicht sehen, der Hund konnte sie wunderbar erschnüffeln und mir die Ecke zeigen, wo sie sind."
Der Hund Jack gehört zur Bettwanzen-Hundestaffel am Frankfurter Flughafen – es ist die Erste dieser Art in Europa. Der 53 Jahre alte ehemalige Polizist Larry Hansen hat die 27 Jahre alte Hundeführerin Marisa Manzano ausgebildet. Der US-Amerikaner hat die Idee aus Amerika übernommen, wo Kammerjäger schon seit längerem mit Hunden auf Bettwanzen-Jagd gehen.
"Die Probleme gibt es seit Jahren in Amerika. In Europa waren die Bettwanzen fast auf Null. Aber jetzt ist die Welt ein kleines Dorf, die Leute können mit dem Flieger und dem Schiff überall hinkommen. Das Problem geht seit vielen Jahren hoch. In Amerika und im Sommer in Vietnam, dort sind die meisten Probleme. Und das sind Plätze, wo die Leute gerne hingehen und dann bringen sie die kleinen Biester wieder mit nach Hause."
Täglich auf Wanzenjagd
Fluggesellschaften nutzen die Hundestaffel am Frankfurter Flughafen, um abends ihre Flugzeuge kontrollieren zu lassen. Auch in Hotels in der Umgebung kamen die Bettwanzen-Spürhunde schon zum Einsatz. Larry Hansen:
"Wir haben momentan drei Bettwanzen-Spürhunde und einen in Ausbildung. Wir haben einen altdeutschen Schäferhund, das ist die Cora, die gehört mir. Dann haben wir den Jack, den haben Sie heute kennengelernt, das ist ein Australian Cattle Dog. Jack gehört der Frau Manzano. Dann haben wir noch einen normalen Schäferhund, der gehört dem Herrn Mauler. Die drei sind ausgebildete Hunde, die gehen täglich in Einsätze."
Experimente am Flughafen
Zurzeit experimentieren die Hundeführer am Frankfurter Flughafen auch damit, einzelne Koffer oder Gepäckstücke von den Hunden auf Bettwanzen absuchen zu lassen Larry Hanson zeigt in einer Ecke des Büros die Gerätschaften, die dann bei einem Wanzenfund zum Einsatz kommen sollen. Besonders wichtig: Ein kleines Hitzezelt, in das der befallene Koffer gestellt werden soll:
"Und dieses Hitzezelt ist ungefähr ein Meter mal 1,80 Meter hoch. Die zwei Hitzegeräte kommen da dran. Und im Zelt wird auf 60 Grad erhitzt und den Koffer lassen wir dann acht Stunden stehen. Und dann testen wir, wie lange es dauert, bis die Wanzen wirklich tot sind und wenn es klappt, würden wir damit auf den Markt gehen."
Richtig hingucken hilft
Reisenden empfiehlt Larry Hanson, ein Hotelzimmer erst einmal nach Kotspuren von Bettwanzen abzusuchen, bevor man das Gepäck hereinträgt. Denn die kleinen schwarzen Kotflecken könne man recht gut erkennen:
"Wenn du weißt, wo du gucken musst: an Bettrand, unter der Matratze, unter dem Bilderrahmen, unten am Schrank, in den Ecken. Da siehst du die Kotspuren der Wanzen.
Wenn du was siehst, was schwarz aussieht wie Dreck und du versuchst mit deinen Fingern, es wegzumachen und dann findest du noch eine. Dann würde ich mir Gedanken machen zu fragen: Kann ich bitte ein neues Zimmer haben?"
"Das ist jetzt die Tür zu unserem Labor, da gibt es auch nur drei Schlüssel am Flughafen. Die sind unter uns Hundeführern aufgeteilt, der Herr Hanson, der Herr Mauler und bei mir. Haben wir extra so gemacht, dass irgendwer Zutritt hat zu unserem Labor und Schabernack mit unseren Wanzen macht."
Das krabbelnde Labor
Im Laborraum werden die Wanzen in marmeladengroßen Gläsern gehalten. Es sind oft wenige Millimeter große Wanzen, die das Team teilweise aus anderen Kontinenten zugeschickt bekommt, damit die Hunde auch an den Geruch exotischer Wanzen gewöhnt werden können. Marisa Manzano:
"Die haben verschiedene Größen und verschiedene Farben, je nachdem, in welcher Entwicklungsstufe sie sich befinden. Oder ob sie gefüttert sind oder nicht. Wenn sie gefüttert sind, werden sie dunkler, weil man durch den Körper den Darm sehen kann. Nach der Fütterung ist die ganze Wanze deshalb dunkler."
Marisa Manzano schließt nach der Besichtigung das Labor wieder sorgfältig ab. Ihr entwischt keine Wanze. Ebenso wie ihrem Hund Jack nicht, wenn er wieder auf Schnüffeltour geht.