Monika Seynsche: Im letzten Sommer traten die ersten Fälle auch in Holland und in Nordrhein-Westfalen auf. Diesen Sommer hat sie sich hier stark ausgebreitet: es gibt Fälle in Deutschland, in den Niederlanden, Frankreich Belgien und Luxemburg - und seit dem Wochenende auch in Großbritannien. Herr Conraths vom Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit, wie kam es denn zu dieser massiven Ausbreitung?
Franz Conraths: Diese Art der Ausbreitung ist eigentlich nicht so überraschend. Wir wussten, dass das Virus seit dem letzten Jahr schon im Land war. Nachdem erst einmal deutlich geworden ist, dass es bei uns auch den Winter überlebt hat, ist das, was wir jetzt sehen, im Grunde das, was man bei einer solchen Epidemie erwarten würde, nämlich ein relative rasanter Verlauf mit vielen Fällen im Spätsommer und Frühherbst.
Seynsche: Wie wird denn diese Krankheit überhaupt übertragen?
Conraths: Die Blauzungenkrankheit wird durch so genannte Gnitzen übertragen, das sind kleine Mücken, zwei bis drei Millimeter groß, die Blut saugen - jedenfalls die Arten, die die Blauzungenkrankheit übertragen. Mit dem Blut nehmen sie das Virus auf, wenn sie einen infizierten Wiederkäuer stechen. Dann vermehrt sich das Virus immer wieder in diesen Gnitzen und wird beim nächsten Stich einer weiblichen Mücke - nur die weiblichen Mücken stechen - dann auf den nächsten Wiederkäuer übertragen.
Seynsche: Haben Sie denn schon eine Erklärung dafür, wie es überhaupt zu diesem Sprung über die Sahara und die Alpen hinweg kam?
Conraths: Nein, wir wissen nicht, wie die Krankheit selbst zu uns in das Land gekommen ist. Es gibt dazu Hypothesen, aber die sind alle im Grunde nur der Versuch, sich das zu erklären, was geschehen ist, aber es gibt keine Beweise dafür. Eine der Hypothesen läuft darauf hinaus, dass möglicherweise Wiederkäuer aus den Gebieten, in denen dieser Serotyp der Blauzungenkrankheit - der Serotyp 8 - vorher vorgekommen ist, nach Deutschland importiert worden sind und dass eben solche Tiere das Virus mitgebracht haben könnten. Aber alle Nachprüfungen, die erfolgt sind, haben eigentlich nicht zu schlüssigen Ergebnissen geführt. Ich will sagen, man hat keine Wiederkäuer gefunden, die aus solchen Gebieten zu uns legal importiert worden wären. Vielleicht hat jemand illegal solche Tiere importiert, das wäre eine Erklärungsmöglichkeit, vielleicht sind aber auch die Gnitzen zu uns ins Land gekommen, entweder mit anderen Transporten - also Transporten, die mit Tieren erfolgt sein könnten, die gar nicht empfänglich sind für die Blauzungenkrankheit, wie etwa Pferde - oder vielleicht auch nur die Gnitzen alleine in irgend einem anderen Transport.
Seynsche: Welche Tiere sterben denn an der Blauzungenkrankheit?
Conraths: Scharfe erkranken besonders schwer an der Blauzungenkrankheit und sterben halt relativ häufig - so etwa ein Fünftel bis ein Drittel, manchmal sogar noch mehr. Das ist auch ein bisschen abhängig von der Rasse, die können dann auch an der Krankheit sterben, während Rinder meistens relativ schnell - innerhalb von etwa zwei bis drei Wochen wieder gesund werden. Auch bei Ziegen ist es so, wenn sie überhaupt krank werden, die meisten Ziegen werden erst gar nicht klinisch krank, die sterben dann auch nicht.
Seynsche: Was kann man denn dagegen tun, gibt es einen Impfstoff gegen diese Krankheit?
Conraths: Grundsätzlich ist es möglich, Impfstoffe gegen die Blauzungenkrankheit zu entwickeln. Das Problem besteht aber darin, dass diese Impfstoffe möglichst genau den Serotyp abbilden müssen, der gerade im Umlauf ist. Bei uns wäre das also der Serotyp 8. Und im Moment gibt es aktuell keinen verfügbaren Impfstoff, den wir zulassen könnten gegen den Serotyp 8.
Seynsche: Laufen denn da Entwicklungen, einen Impfstoff zu entwickeln, der genau gegen diese Krankheit schützt?
Conraths: Nach meinem Kenntnisstand laufen bei mindestens zwei Unternehmen Versuche, einen Impfstoff gegen diesen Serotyp herzustellen, und zwar inaktivierte Impfstoffe herzustellen, die wir dann bei uns auch sicher einsetzen könnten.
Seynsche: Wie viele Tiere sind denn aktuell betroffen?
Conraths: Ich kann Ihnen das nach den Tieren nicht ganz genau sagen, aber wir haben bisher über 8800 Fälle in diesem Jahr alleine registriert. Zum Vergleich dazu: im letzten Jahr waren es nur etwa 1000 Fälle.
Franz Conraths: Diese Art der Ausbreitung ist eigentlich nicht so überraschend. Wir wussten, dass das Virus seit dem letzten Jahr schon im Land war. Nachdem erst einmal deutlich geworden ist, dass es bei uns auch den Winter überlebt hat, ist das, was wir jetzt sehen, im Grunde das, was man bei einer solchen Epidemie erwarten würde, nämlich ein relative rasanter Verlauf mit vielen Fällen im Spätsommer und Frühherbst.
Seynsche: Wie wird denn diese Krankheit überhaupt übertragen?
Conraths: Die Blauzungenkrankheit wird durch so genannte Gnitzen übertragen, das sind kleine Mücken, zwei bis drei Millimeter groß, die Blut saugen - jedenfalls die Arten, die die Blauzungenkrankheit übertragen. Mit dem Blut nehmen sie das Virus auf, wenn sie einen infizierten Wiederkäuer stechen. Dann vermehrt sich das Virus immer wieder in diesen Gnitzen und wird beim nächsten Stich einer weiblichen Mücke - nur die weiblichen Mücken stechen - dann auf den nächsten Wiederkäuer übertragen.
Seynsche: Haben Sie denn schon eine Erklärung dafür, wie es überhaupt zu diesem Sprung über die Sahara und die Alpen hinweg kam?
Conraths: Nein, wir wissen nicht, wie die Krankheit selbst zu uns in das Land gekommen ist. Es gibt dazu Hypothesen, aber die sind alle im Grunde nur der Versuch, sich das zu erklären, was geschehen ist, aber es gibt keine Beweise dafür. Eine der Hypothesen läuft darauf hinaus, dass möglicherweise Wiederkäuer aus den Gebieten, in denen dieser Serotyp der Blauzungenkrankheit - der Serotyp 8 - vorher vorgekommen ist, nach Deutschland importiert worden sind und dass eben solche Tiere das Virus mitgebracht haben könnten. Aber alle Nachprüfungen, die erfolgt sind, haben eigentlich nicht zu schlüssigen Ergebnissen geführt. Ich will sagen, man hat keine Wiederkäuer gefunden, die aus solchen Gebieten zu uns legal importiert worden wären. Vielleicht hat jemand illegal solche Tiere importiert, das wäre eine Erklärungsmöglichkeit, vielleicht sind aber auch die Gnitzen zu uns ins Land gekommen, entweder mit anderen Transporten - also Transporten, die mit Tieren erfolgt sein könnten, die gar nicht empfänglich sind für die Blauzungenkrankheit, wie etwa Pferde - oder vielleicht auch nur die Gnitzen alleine in irgend einem anderen Transport.
Seynsche: Welche Tiere sterben denn an der Blauzungenkrankheit?
Conraths: Scharfe erkranken besonders schwer an der Blauzungenkrankheit und sterben halt relativ häufig - so etwa ein Fünftel bis ein Drittel, manchmal sogar noch mehr. Das ist auch ein bisschen abhängig von der Rasse, die können dann auch an der Krankheit sterben, während Rinder meistens relativ schnell - innerhalb von etwa zwei bis drei Wochen wieder gesund werden. Auch bei Ziegen ist es so, wenn sie überhaupt krank werden, die meisten Ziegen werden erst gar nicht klinisch krank, die sterben dann auch nicht.
Seynsche: Was kann man denn dagegen tun, gibt es einen Impfstoff gegen diese Krankheit?
Conraths: Grundsätzlich ist es möglich, Impfstoffe gegen die Blauzungenkrankheit zu entwickeln. Das Problem besteht aber darin, dass diese Impfstoffe möglichst genau den Serotyp abbilden müssen, der gerade im Umlauf ist. Bei uns wäre das also der Serotyp 8. Und im Moment gibt es aktuell keinen verfügbaren Impfstoff, den wir zulassen könnten gegen den Serotyp 8.
Seynsche: Laufen denn da Entwicklungen, einen Impfstoff zu entwickeln, der genau gegen diese Krankheit schützt?
Conraths: Nach meinem Kenntnisstand laufen bei mindestens zwei Unternehmen Versuche, einen Impfstoff gegen diesen Serotyp herzustellen, und zwar inaktivierte Impfstoffe herzustellen, die wir dann bei uns auch sicher einsetzen könnten.
Seynsche: Wie viele Tiere sind denn aktuell betroffen?
Conraths: Ich kann Ihnen das nach den Tieren nicht ganz genau sagen, aber wir haben bisher über 8800 Fälle in diesem Jahr alleine registriert. Zum Vergleich dazu: im letzten Jahr waren es nur etwa 1000 Fälle.