Solange ein Medikament wirkt, ist alles gut. Doch was, wenn die Wirkung nachlässt oder das Präparat gar nicht mehr hilft? Besonders für Krebspatienten, bei denen die Krankheit weit fortgeschritten ist - ein schwerer Rückschlag. In den USA haben einige dieser Patienten selbst gehandelt.
Die Patienten hätten nachgefragt, ob seine Ergebnisse nicht für sie genutzt werden könnten, sagt Professor David Sidransky. Er forscht an der Johns Hopkins University im US-amerikanischen Baltimore zur Entstehung von Krebs und ist der Vorsitzende des Unternehmens Champions Oncology.
Vor acht Jahren haben er und seine Kollegen damit begonnen, Tumorgewebe auf unterschiedliche Medikamente hin zu testen - mit Hilfe von Mäusen. Die Mediziner bekommen Gewebeproben zugeschickt, schneiden sie in Stücke und pflanzen die einzelnen Tumorteile in die Mäuse ein.
"In diesen Mäusen wächst dann der Tumor heran. Wir nennen ihn Tumoravatar, weil er ein Stellvertreter des menschlichen Tumors in der Maus ist."
Nach etwa drei Monaten haben sich die meisten Tumore so weit entwickelt, dass Medikamententests möglich sind.
Dabei kommen pro Patient 50 bis 60 Krebsmäuse zum Einsatz. An ihnen werden unterschiedliche Medikamente erprobt. Nach einigen Wochen bestimmen die Mediziner die Größe der Maustumore und vergleichen sie mit der ursprünglichen Größe. Was bei den Mäusen am besten hilft, geht dann als Empfehlung an den behandelnden Arzt. Welche Medikamente die Forscher testen, ist klar geregelt, sagt Sidransky:
"Die Medikamente, die der Patient bereits genommen hat, testen wir nicht an den Mäusen. Wir testen noch die weiteren Standardmedikamente für die spezifische Krebsart des Patienten. Wenn die nicht anschlagen, testen wir eine ganze Bandbreite von Medikamenten, die vielleicht beim Krebs des Patienten gar nicht helfen sollten, und wenn wir damit auch nicht weiterkommen, testen wir Medikamente, die für diese Krebsart gerade in der zweiten Stufe klinischer Studien sind."
Von insgesamt fast 100 Patienten hätten sie vier nicht helfen können, so Sidransky. Aber in über 90 Prozent der Fälle sei der Tumor kleiner geworden oder über einen bestimmten Zeitraum nicht weiter gewachsen. Die Mediziner haben vor allem Patienten mit Lungen-, Bauchspeicheldrüsen- oder Dickdarmkrebs getestet, Patienten, bei denen die Erkrankung weit fortgeschritten war.
Die Nachteile der Tests: Es dauert mehrere Monate, bis erste Ergebnisse vorliegen, außerdem sind sie teuer: etwa 70.000 US-Dollar kostet ein Test pro Patient, davon muss er 10.- bis 12.000 Dollar selbst bezahlen. Und sich mit dem Gedanken abfinden, dass einige Dutzend Mäuse für ihn sterben mussten. Doch eines Tages sollen die Tests ganz ohne Tierversuche ablaufen. Sidransky:
"Wir hoffen, dass wir in Zukunft Regeln finden werden. Wenn wir dann die Struktur eines neuen Tumors sehen, werden wir vielleicht sagen, hey, der sieht ganz ähnlich aus wie Tumor 1121 in unserer Datenbank. Und der sprach doch gut auf die Medikamente A, B, und C an. Der neue ist dem in der Datenbank so ähnlich, dass die Medikamente A, B und C auch bei ihm helfen müssten, und dann geben wir sie dem Patienten. So könnten wir das ohne Tierversuche hinbekommen, aber dafür brauchen wir noch viel mehr Daten, das ist noch Zukunftsmusik."
David Sidransky und sein Team arbeiten bereits an Studien mit etwa 200 Patienten. Ein Schritt hin zu einer großen Datenbank. Seine Arbeit sieht er aber nicht als Allheilmittel für Krebspatienten: Es sei ein sehr wichtiges Puzzlestück, aber sicherlich nicht das einzige. So sieht es auch der Pharmakologe Professor Ingolf Cascorbi von der Uniklinik Schleswig-Holstein in Kiel:
"Das Tiermodell ist ein Werkzeug, um ein besseres Verständnis über die Wirkung von Medikamenten zu erlangen, es wird nicht das einzige sein, davon bin ich überzeugt."
Die Patienten hätten nachgefragt, ob seine Ergebnisse nicht für sie genutzt werden könnten, sagt Professor David Sidransky. Er forscht an der Johns Hopkins University im US-amerikanischen Baltimore zur Entstehung von Krebs und ist der Vorsitzende des Unternehmens Champions Oncology.
Vor acht Jahren haben er und seine Kollegen damit begonnen, Tumorgewebe auf unterschiedliche Medikamente hin zu testen - mit Hilfe von Mäusen. Die Mediziner bekommen Gewebeproben zugeschickt, schneiden sie in Stücke und pflanzen die einzelnen Tumorteile in die Mäuse ein.
"In diesen Mäusen wächst dann der Tumor heran. Wir nennen ihn Tumoravatar, weil er ein Stellvertreter des menschlichen Tumors in der Maus ist."
Nach etwa drei Monaten haben sich die meisten Tumore so weit entwickelt, dass Medikamententests möglich sind.
Dabei kommen pro Patient 50 bis 60 Krebsmäuse zum Einsatz. An ihnen werden unterschiedliche Medikamente erprobt. Nach einigen Wochen bestimmen die Mediziner die Größe der Maustumore und vergleichen sie mit der ursprünglichen Größe. Was bei den Mäusen am besten hilft, geht dann als Empfehlung an den behandelnden Arzt. Welche Medikamente die Forscher testen, ist klar geregelt, sagt Sidransky:
"Die Medikamente, die der Patient bereits genommen hat, testen wir nicht an den Mäusen. Wir testen noch die weiteren Standardmedikamente für die spezifische Krebsart des Patienten. Wenn die nicht anschlagen, testen wir eine ganze Bandbreite von Medikamenten, die vielleicht beim Krebs des Patienten gar nicht helfen sollten, und wenn wir damit auch nicht weiterkommen, testen wir Medikamente, die für diese Krebsart gerade in der zweiten Stufe klinischer Studien sind."
Von insgesamt fast 100 Patienten hätten sie vier nicht helfen können, so Sidransky. Aber in über 90 Prozent der Fälle sei der Tumor kleiner geworden oder über einen bestimmten Zeitraum nicht weiter gewachsen. Die Mediziner haben vor allem Patienten mit Lungen-, Bauchspeicheldrüsen- oder Dickdarmkrebs getestet, Patienten, bei denen die Erkrankung weit fortgeschritten war.
Die Nachteile der Tests: Es dauert mehrere Monate, bis erste Ergebnisse vorliegen, außerdem sind sie teuer: etwa 70.000 US-Dollar kostet ein Test pro Patient, davon muss er 10.- bis 12.000 Dollar selbst bezahlen. Und sich mit dem Gedanken abfinden, dass einige Dutzend Mäuse für ihn sterben mussten. Doch eines Tages sollen die Tests ganz ohne Tierversuche ablaufen. Sidransky:
"Wir hoffen, dass wir in Zukunft Regeln finden werden. Wenn wir dann die Struktur eines neuen Tumors sehen, werden wir vielleicht sagen, hey, der sieht ganz ähnlich aus wie Tumor 1121 in unserer Datenbank. Und der sprach doch gut auf die Medikamente A, B, und C an. Der neue ist dem in der Datenbank so ähnlich, dass die Medikamente A, B und C auch bei ihm helfen müssten, und dann geben wir sie dem Patienten. So könnten wir das ohne Tierversuche hinbekommen, aber dafür brauchen wir noch viel mehr Daten, das ist noch Zukunftsmusik."
David Sidransky und sein Team arbeiten bereits an Studien mit etwa 200 Patienten. Ein Schritt hin zu einer großen Datenbank. Seine Arbeit sieht er aber nicht als Allheilmittel für Krebspatienten: Es sei ein sehr wichtiges Puzzlestück, aber sicherlich nicht das einzige. So sieht es auch der Pharmakologe Professor Ingolf Cascorbi von der Uniklinik Schleswig-Holstein in Kiel:
"Das Tiermodell ist ein Werkzeug, um ein besseres Verständnis über die Wirkung von Medikamenten zu erlangen, es wird nicht das einzige sein, davon bin ich überzeugt."