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Tiger an Deck

Im 16. und 17. Jahrhundert war das Reisen um die Welt noch ein Abenteuer. Überall gab es Neues zu entdecken, insbesondere Tiere und Pflanzen, die nie ein Europäer zuvor gesehen hatte. Aber die Reisenden staunten und forschten nicht nur, sie eroberten auch und handelten - und sie brachten viele der entdeckten Tiere und Pflanzen nach Europa.

Rezension: Michael Lange |
    Außerdem transportierten sie Lebewesen aus der alten Heimat in die neu entdeckten Gebiete. Heute ist der absichtliche, wie der unbeabsichtigte Tier- und Pflanzentransport rund um die Welt zu einer festen ökologischen Größe geworden. Kartoffeln, Mais, Kaffee, Rosen, Tulpen, Meerschweinchen und Kanarienvögel haben längst unseren Alltag erobert und sind Teil eines weltweiten Ökosystems geworden. Wie die Natur begann, um die Welt zu reisen, ist jedoch in Vergessenheit geraten.

    Birgit Pelzer-Reith hat viele Informationen aus der frühen Zeit des Tier- und Pflanzentransportes aufgestöbert und gesammelt. Stets nennt sie ihre Quellen und trennt sauber zwischen gesichertem Wissen und spannenden, aber fragwürdigen Anekdoten, deren Wahrheitsgehalt nicht mehr überprüfbar ist. So ist ein lehrreiches Sachbuch mit verlässlichen Informationen entstanden.

    Nur selten erwähnt sie Schilderungen, der frühen Reisenden. Durch sie wäre dieses Sachbuch lebendiger geworden. Die Autorin konzentriert sich stattdessen auf gesicherte Informationen und überlässt die naheliegende Ausschmückung der Phantasie ihrer Leser. Statt neue Mythen zu schaffen, gelingt es ihr so, allzu phantasievolle Reiseerzählungen früherer Jahrhunderte auf ihren Kern zu reduzieren und ihre Leser über das tatsächliche Ausmaß reisender Tiere und Pflanzen seriös zu informieren.
    Birgit Pelzer-Reith: Tiger an Deck. Die unglaublichen Fahrten von Tieren und Pflanzen quer übers Meer
    ISBN: 978-3866481282
    Mare-Verlag, 252 Seiten, 19,90 Euro