Für die Dokumentation "Follow me: Arabische Videostars" haben der Berliner Videoblogger Tilo Jung und Regisseur Farid Eslam mehr als zwanzig YouTuber und YouTuberinnen im Nahen Osten besucht. Letztlich haben es sieben von ihnen mit ihren persönlichen Geschichten in den 52-minütigen Film geschafft. In Kairo, das zeigte sich während der Recherchereise, gibt es eine große kritische Szene, wie Tilo Jung im Dlf erzählte. Sie sei aber nicht homogen. Die einen prangerten die Heuchelei der Gesellschaft an, die anderen würden Moslem-Videos drehen, um die Macht der Imame zu brechen und mehr Religionsfreiheit einzufordern. Eine gesellschaftliche Vision aber fehle allen.
Kommerzialisierung, Klicks und Unterhaltung
In den Vereinten Arabischen Emiraten stellte der Videoblogger aus Deutschland fest, dass alle relevanten Themen ein Tabu sind. "Gerade in Dubai, das so ein bisschen ein Hub der YouTube-Szene ist - dort geht es hauptsächlich um die Kommerzialisierung, um Klicks und um den Unterhaltungsfaktor", sagte Jung. Regierungs- oder gesellschaftskritische Videoblogger habe man keine finden können.
In Syrien arbeiten in unzugänglichen Kriegsgebieten so geannte "Citizen Journalists", also Videoaktivisten, unter Lebensgefahr. Aber auch für die Journalisten in Syrien seien es extreme Arbeitsbedingungen. Tilo Jung betont, dass er sich das für sich nicht vorstellen könnte.
Panarabische YouTube-Kultur
Resümierend stellt der Videoblogger im Dlf-Gespräch fest, dass sich mittlerweile eine panarabische YouTube-Kultur etabliert hat. "Ob sich die Szene im Großen und Ganzen von unserer unterscheidet, das weiß ich gar nicht," meint er. "Bei uns dominieren ja auch Unterhaltungs- und Schminkvideos die YouTube-Szene, und regierungs- oder gesellschaftskritische Inhalte sind bei uns ja auch eher auf verlorenem Posten. Und darum sehe ich da auch eigentlich viele Parallelen."
Das Gespräch können Sie nach der Sendung mindestens sechs Monate lang als Audio-on-demand abrufen.