Eins betont Tim Cook immer wieder: Dass er eben nicht Steve Jobs ist. Mit dem charismatischen Apple-Gründer verband Cook eine tiefe Freundschaft, und Cook war seine rechte Hand im Unternehmen - doch als Jobs ihn vor fünf Jahren zu seinem Nachfolger machte, da sei ihm eines klar gewesen, sagte Cook 2014 in einem Interview mit dem Sender PBS:
"Ich hatte nie das Ziel, so zu sein wie er. Ich habe versucht, der bestmögliche Tim Cook zu sein.”
Und das Ergebnis gibt ihm Recht: Apple hat unter Cooks Führung den Umsatz vervierfacht, der Aktienkurs hat sich mehr als verdoppelt. Dabei macht Cook einiges anders als Jobs: Bei den berühmten Produktvorführungen überlässt er auch mal seinen Top-Managern das Rampenlicht, wo Jobs am liebsten selbst im Mittelpunkt stand. Cook hat Apples Anstrengungen in Sachen Umweltschutz ausgebaut, er spendet für wohltätige Zwecke und ermuntert auch seine Mitarbeiter dazu. Apple zahlt den Aktionären eine Dividende - alles Dinge, die Jobs eher belächelt hatte. Auch zu politisch-gesellschaftlichen Fragen bezieht Cook Stellung:
Einsatz für den Datenschutz
Als erster Chef eines solchen Großunternehmens hat er 2014 bekannt gemacht, dass er schwul ist, er kritisiert regionale Gesetze in den USA, die homosexuelle oder transsexuelle Menschen diskriminieren - und er macht sich für den Datenschutz seiner Kunden stark: Als das US-Justizministerium Anfang des Jahres von Apple verlangte, das iPhone eines der Attentäter von San Bernardino zu entsperren, weigerte sich Cook und sprach in einem Fernsehinterview mit dem Sender ABC von einem gefährlichen Präzedenzfall:
"In diesem Fall geht es nicht um ein einzelnes Telefon. Es geht darum, ob die Regierung Apple zwingen kann, eine Software zu schreiben, die die Sicherheit von hunderten Millionen Kunden in aller Welt gefährden und auf Bürgerrechten herumtrampeln würde, die das Fundament dieses Landes bilden.”
Tim Cook wurde und wird oft auch kritisiert, gerade von eingeschworenen Apple-Fans: Ihm fehle das Visionäre seines Vorgängers, sagen sie. In der Tat hat Apple in den vergangenen fünf Jahren keine so bahnbrechenden Produkte wie früher den iPod, das iPhone oder das iPad herausgebracht.
Fehlende Visionen?
Deren Verkaufszahlen gehen zurück - wenn auch auf hohem Niveau - und es ist schwer zu sagen, wie erfolgreich die Apple Watch ist, das erste Produkt, das rein unter Cooks Führung entwickelt wurde. Apple selbst schweigt sich dazu aus. Technik-Journalist Leo Laporte formuliert seine Kritik so: Cook sei ein super Hausmeister, der die Dinge am Laufen halte, aber ihm fehle der Funke, um Apple zum nächsten großen Ding zu bringen:
"He’s a great caretaker, but he doesn’t have that spark to take Apple to the next thing.”
Steve Jobs sei nicht ersetzbar, hat Cook selbst vor kurzem in einem Interview mit der Washington Post gesagt. Aber für ihn gilt immer noch, wovon er schon bei der Trauerfeier für Jobs 2011 vor Tausenden Angestellten auf Apples Firmengelände berichtet hat: Einer von Jobs’ letzten Ratschlägen sei gewesen, nicht zu fragen: "Was hätte er jetzt getan?” "Tut einfach, was richtig ist”, habe Jobs gesagt.
Gerüchte über Apple-Auto
Es gibt Gerüchte, wonach Apple an einem eigenen Auto arbeitet, auch das Thema "Virtuelle Realität” hat Cook als "interessant” bezeichnet. Insofern tut Cook womöglich das strategisch Richtige: Er schöpft die Milliardengewinne ab, die das iPhone als bislang erfolgreichstes Technikprodukt überhaupt in Apples Kassen spült - und prüft in aller Ruhe, was die nächste bahnbrechende Produktidee sein könnte. Und natürlich schweigt sich Tim Cook über mögliche neue Produkte so lange aus, bis er sie mit Pauken und Trompeten der staunenden Menge präsentieren kann - da unterscheidet er sich von seinem Vorgänger kein bisschen.