Die Tischtennis-Spieler kommen an ihre Grenzen in diesem Jahr. Die Belastung beschäftigt den Weltverbandspräsidenten: "Entweder hätten die European Games 2019 nicht als Olympia-Qualifikation dienen oder die Europameisterschaft später im Jahr in Nantes ausfallen sollen. Das wäre für uns eine Alternative gewesen." Weikert kündigt an, dass es spätestens nach den Olympischen Spielen im kommenden Jahr Gespräche über Änderungen im Terminkalender geben soll.
Er hält es für eine gute Idee, sich von den Europaspielen zu lösen und sich den European Championships anzuschließen. "Das ist gut angekommen. Es war sehr prestigeträchtig: viel Fernsehen, viel Werbung und da muss Tischtennis versuchen, reinzukommen." Allerdings sei es wichtig, dass das terminlich passt. Anderenfalls müsse sich das Tischtennis verändern. Der Weltverband sei bereit dazu.
"Marketing- und finanzmäßig haben wir nichts davon"
Der Chef des Tischtennis-Weltverbands findet, dass sich die European Championships schon etabliert haben. "Bei den Europaspielen habe ich noch meine Zweifel. Ich glaube, man hat mit Mühe und Not einen Ausrichter gefunden. Tischtennis ist dabei, was generell natürlich gut ist für unsere Sportart. In diesem Jahr allerdings nicht wegen der vielen Wettbewerbe."
Weikert bedauert, dass sein Verband keine Rechte an den European Games hat. Das könne nicht Sinn und Zweck sein, denn: "Wir liefern dort einen Super-Wettbewerb ab, aber wir haben letztlich marketing- und finanzmäßig nichts davon."
Der Tischtennis-Chef ist dafür, Probleme anzusprechen
Vor vier Jahren, als die ersten Europaspiele in Baku stattfanden, hatte Weikert die Ausrichtung verteidigt und das damit begründet, dass Sport verbinden könne. Auch in Bezug auf Weißrussland hat er seine Meinung nicht geändert: "Boykott hat noch niemandem geholfen. Ich bin nicht dafür, dass man unbedingt in diesen Ländern Wettbewerbe austragen muss. Man muss die Probleme ansprechen. Aus meiner Sicht tue ich das überall." Weikert fährt selbst für ein paar Tage nach Minsk, um die Wettbewerbe zu verfolgen. Er wolle sich dort aber nicht den Mund verbieten lassen.
Der ITTF-Präsident ist nicht generell dagegen, sportliche Großveranstaltungen in autokratisch regierten Ländern auszurichten: "Ich glaube, dass gerade in solchen Ländern durch den Austausch der Sportler untereinander, durch die vielen Zuschauer, die aus aller Herren Länder kommen, das Land und die Menschen etwas davon haben."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.