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TM-WiSo
Kostenpflichtiger Studierfähigkeitstest nach dem Bachelor

Von Sabrina Loi |
    "For outstanding academic achievement" steht auf der Urkunde. Es ist der Dean's Award der Uni Köln, der ihr im 3. Semester als eine der besten Studierenden des Jahrgangs verliehen wurde. Auch das Bachelor-Zeugnis mit der Abschlussnote 1,9 kann sich sehen lassen. Trotzdem möchte die ehemalige Studentin der Uni Köln weder ihren Namen noch ihre Stimme im Radio hören. Wir einigen uns darauf, sie Anna zu nennen. Annas guter Bachelor und der Dean's Award haben nicht für einen Masterstudienplatz an der Uni Köln gereicht. Denn die Uni verrechnet die Abschlussnote mit dem Ergebnis eines externen Tests – dem TM-WiSo. Und bei dem Test hat Anna nur wenige Punkte erreicht.
    Bessere Vergleichbarkeit
    Der Test soll eine bessere Vergleichbarkeit der Studierenden ermöglichen – eben auch der Studierenden, die von anderen Hochschulen kommen, erklärt Merle Hettesheimer, Pressesprecherin der Uni Köln.
    "Es ist halt so, dass die Bachelorabschlüsse deutschlandweit sehr unterschiedlich gehandhabt werden, die Anforderungen nicht unbedingt vergleichbar sind und wir damit eben auch viele Zulassungen von anderen Hochschulen hatten und eigene Studierende nicht mehr zulassen konnten."
    Anna widerspricht dem Punkt nicht. Auch sie findet, dass bei der Menge an Studienbewerbern ein weiteres Auswahlkriterium nötig ist. Jedoch ärgert sie sich über die Gewichtung des Tests: Hier würde die Leistung, die man an einem einzigen Tag erbringt, ähnlich bemessen, wie die Leistung, die man konstant während des dreijährigen Bachelor-Studiums erbracht hatte. Allerdings gehe es beim TM-WiSo nicht um das fachliche Wissen, so Merle Hettesheimer, sondern darum, die kognitiven Fähigkeiten der Studierenden zu testen.
    "Wir können eigentlich davon ausgehen, dass mit dem Bachelor-Abschluss das fachliche Vorwissen erworben wurde, denn sonst würde es diesen Bachelor-Abschluss in dieser Form ja gar nicht geben oder er wäre eben nicht mehr relevant. Das heißt, es ist im Prinzip ein Zusatzkriterium."
    Aus dem Grund findet auch Julia Frank den Test gut. Sie hat ihren Bachelor an der Uni Köln mit der Note 1,1 abgeschlossen und für Ihren Masterstudienplatz dort auch den WiSo-Test gemacht.
    "Also diese Kompetenzen muss man erlernt haben, deshalb glaube ich auch, dass das Ergebnis des Tests wirklich nicht von der Tagesform abhängt, sondern davon, wie man eben im Bachelor gelernt hat. Es bringt einem nichts, da irgendwelche Sachen auswendig zu können aus dem Bachelor, sondern es sind wirklich die grundlegenden Methoden, die man einfach beherrschen muss, um auch weiter studieren zu können."
    Vier Aufgabenbereiche in vier Stunden
    Vier Stunden hat man für den TM-WiSo Zeit. Die Aufgaben sind in vier Bereiche aufgeteilt: Logik, Textanalyse, Darstellung wirtschaftlicher Zusammenhänge in mathematischen Formeln und Interpretation von Grafiken.
    "Es gibt zum Beispiel Aufgaben, wo es verschiedene Leute gab, die eben zu verschiedenen Timeslots Zeit hatten, um sich für ein Projekt zu treffen. Und da muss man jetzt eben aufgrund von Logik und einfach, dass man die Zusammenhänge erkennt, einen gewissen Zeitpunkt finden, an dem alle Zeit haben."
    Richtig vorbereiten kann man sich auf den TM-WiSo nicht, höchstens die Demo-Version im Internet einmal durcharbeiten. Schafft man den Test nicht oder erreicht nicht genügend Punkte, kann man ihn im nächsten Jahr wiederholen. Das geht jedoch ins Geld: 97 Euro kostet der Test, der von einem externen Institut durchgeführt wird. Eine Gebühr, die im Rahmen der Hochschulgebührenverordnung auf die Studierenden übertragen werden darf.
    "Wir wollen das Ganze natürlich so neutral wie möglich halten, deswegen haben wir einen externen Anbieter gewählt und diese Tests sind bis dato auch Standard."
    Das Institut hat den Test gemeinsam mit der Uni Hamburg entwickelt. Auch hier wird das Test-Ergebnis mit der Bachelor-Note verrechnet, und zwar mit fast 50 Prozent. In Köln zählt der Test etwa ein Drittel, die Bachelor-Note zwei Drittel. An insgesamt sieben Hochschulen in Deutschland spielt der TM-WiSo mittlerweile eine Rolle beim Auswahlverfahren. Viele andere Hochschulen haben andere Hürden, verlangen beispielsweise Motivationsschreiben. An so einer Uni hat jetzt übrigens auch Anna einen Masterstudienplatz bekommen.