Robert lacht glücklich, als er seinem Lebenspartner Moses begegnet. Die beiden schwulen Ugander begrüßen sich mit einem lockeren Handschlag. Eine Umarmung oder gar ein Kuss in der Öffentlichkeit - das ist in Uganda undenkbar. Homosexualität ist in dem ostafrikanischen Land illegal und verpönt.
Robert und Moses sitzen auf Plastikstühlen in einem Straßencafé. Mitten im staugeplagten Zentrum in der Hauptstadt Kampala. Obwohl hinter ihnen Autos und Motorräder vorbeirauschen, stecken die beiden ihre Köpfe zusammen, damit niemand am Nachbartisch zuhören kann - nur eine von vielen Vorsichtsmaßnahmen, die das Pärchen trifft, um in der Öffentlichkeit nicht erkannt zu werden. Robert wurde von einer lokalen Boulevardzeitung als Homo geoutet, sein Foto war auf dem Titelblatt. Seitdem habe er viele Probleme, erzählt er.
"Ich treffe in meinem Leben viele Vorsichtsmaßnahmen. Ich meide meine Nachbarn, damit sie mich nicht zu Hause besuchen. Stell dir vor, sie finden dort ein paar intime Dinge wie Gleitcreme. Das wäre schlimm. Wenn mein Vermieter erfahren würde, dass ich schwul bin, dann würde er mich aus der Wohnung werfen. Meine Landsleute wollen uns Schwule nicht. Wir verstecken uns deswegen. Aber ich finde es furchtbar, dass ich meinen Partner in der Öffentlichkeit nicht vorstellen kann. Ich denke, ich habe doch ein Recht darauf."
Doch in Uganda gelten harsche Gesetze. Geschlechtsverkehr mit gleichgeschlechtlichen Partnern ist bereits verboten. Und nun wird derzeit im Parlament auch noch ein ergänzendes Gesetz diskutiert, das Schwulen mit harten Strafen droht. Homosexuellen erhalten demnach lebenslange Haftstrafen, wenn sie beim Geschlechtsverkehr erwischt werden. Ist einer der Partner HIV-positiv, behindert oder unter 18 Jahren, könnte gleichgeschlechtlicher Sex die Todesstrafe nach sich ziehen. Das neue Gesetz verweigert Homosexuellen, die an Aids erkrankt sind, zudem die medizinische Behandlung. Es verbietet auch Organisationen, die sich für die Rechte von Lesben und Schwulen einsetzen. Moses ist darüber besonders entsetzt. Er selbst leitet eine Selbsthilfegruppe für Schwule und Lesben, die über HIV/Aids aufklärt und sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzt.
"Dieses neue Gesetz richtet sich nicht nur gegen Schwule als Individuen, sondern auch gegen die Zivilgesellschaft im Allgemeinen. Beispielsweise begeht man in Uganda ein Verbrechen, wenn man nicht zur Polizei geht, und einen Schwulen, den man kennt, nicht anzeigt. Das neue Gesetz kriminalisiert sogar Berührungen. Man kann jemanden anzeigen und behaupten, er habe mit 'sexueller Intention' berührt. Und wir Schwulen-Organisationen müssen unsere Arbeit einstellen, dabei leisten wir einen wichtigen Beitrag in der Aids-Aufklärung."
Es ist nicht verwunderlich, dass aus diesen und anderen Gründen der Gesetzesentwurf derzeit für viel Wirbel in Kampala sorgt. Internationale und nationale Menschenrechtsorganisationen haben sich gegen das Gesetz ausgesprochen. Der Grund: Es diskriminiert jegliche Organisationen, die sich für die Rechte von Minderheiten und gegen Diskriminierung einsetzen. Ein Beispiel: Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, hat in ugandischen Schulen Bücher zur Sexualaufklärung verteilt. In diesen Büchern wird Homosexualität als "natürlich" beschrieben. Darin heißt es, dass man niemanden wegen seiner sexuellen Neigung verurteilen soll. Daraufhin setzt sich nun auch der ugandische Minister für Ethik und Anstand, James Butoro, für das neue Gesetz ein. Seiner Meinung nach fördern Bücher wie die von UNICEF Homosexualität:
"Zuerst einmal muss ich betonen: Homosexualität ist in unserem Land illegal. Doch wir benötigen das neue Gesetz, weil es hier noch Lücken gibt. Beispielsweise sind die Förderung und der Aufruf zur Homosexualität bislang nicht verboten. Das müssen wir ändern. Wir haben festgestellt: Internationale Organisationen investieren sehr viel Geld, hier in Uganda an Schulen zur Homosexualität aufzurufen. Sie sorgen regelrecht für eine Verbreitung der Homosexualität, die ja doch illegal ist in unserem Land. Das müssen wir gesetzlich unterbinden."
Minister Butoro vertritt eine Ansicht, die viele Ugander teilen. Denn das Verständnis davon, warum manche Menschen homosexuell sind, ist anders als in den westlichen Ländern. Ugandas Minister Butoro:
"Wir sind überzeugt: Homosexualität ist nicht genetisch bedingt. Damit wird man nicht geboren. Männer entscheiden sich, schwul zu sein, weil sie von anderen rekrutiert werden, beispielsweise an Schulen. Das beweisen die 60 schwulen Männer, die sich kürzlich bekehren ließen und sich von ihrem schwulen Lebensstil abgewandt haben. Ich sage hier klipp und klar: Wenn sich morgen jemand entscheidet, ein Dieb zu sein, soll er dann aufstehen und fordern, er habe das Recht, Menschen auszurauben? Ich denke, das Konzept von Freiheit und Menschenrechten wird hier missbraucht."
Über solche Aussagen des Ministers können Robert und Moses nur entsetzt den Kopf schütteln. Für beide gilt: Sie fühlen sich seit ihrer Pubertät zu Jungen hingezogen. Sie hatten keine Wahl, schwul zu sein oder nicht. Die sogenannten konvertierten Schwulen, die der Minister anführte, waren erst kürzlich auf einer Konferenz des "Netzwerkes für Familienleben" vorgeführt worden, einer Organisation, die sich heute verstärkt für den Erhalt von traditionellen Werten und Familienleben einsetzt.
Der Hintergrund: Aufgrund von Verstädterung und Entwicklung verändert sich derzeit das Familienleben in Afrika grundlegend: Paare lassen sich scheiden und heiraten neue Partner. Es gibt immer mehr alleinerziehende Mütter. Viele Männer haben mehrere Frauen. Die traditionellen Werte und das familiäre Zusammenleben ändern sich. Die einflussreiche Kirche in Uganda verhält sich gegenüber diesen Veränderungen konservativ. Sie gibt einen sehr konservativen Orientierungsrahmen vor, an welche sich viele religiöse Menschen halten. Auch die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern ist in Uganda noch immer sehr konservativ. Moderne, europäische Konzepte von gleichgeschlechtlichen Ehen und homosexuellen, kinderlosen Paaren betrachtet Pfarrer Martin Ssempa als Sünde. Der populäre Pfarrer hat sich in seinen Predigten an der Universität in Kampala für das neue Gesetz eingesetzt. Er vertritt die Abteilung Familienwerte im "ugandischen Zentrum für Menschenrechte und Politik", und auch er gibt den Europäern die Schuld, dass Homosexualität in Uganda überhaupt existiert.
"Als die Europäer ihren christlichen Glauben verloren haben, haben sie sich auf Homosexualität eingelassen. Sie wollen diese nun nach Afrika exportieren. Doch wir sagen hier Nein. Homosexualität entspricht nicht unserer Kultur, unserer Religion oder Natur. Eine Umfrage hat gezeigt: 95 Prozent der Menschen in Uganda sind gegen Homosexualität. Analverkehr finden sie extrem widerlich. Jegliche Erwähnung, dass dies ein Menschenrecht sein soll, widerspricht den Gesetzen der Natur."
Pfarrer Ssempa kann wie so viele Ugander aus den verschiedenen Alters-, Sozial- oder Bildungsschichten nicht verstehen, warum in Europa Homosexualität nicht verpönt ist. Er hat eine E-Mail von einem Schwulen aus Berlin erhalten, der ihm von der Schwulenparade berichtete. In Uganda wäre eine solche Veranstaltung ein Tabubruch. Deswegen reagiert die ugandische Regierung rigoros, wenn westliche Partnerländer damit drohen, Entwicklungsgelder zu streichen, sollte das neue, noch schärfere Gesetz tatsächlich verabschiedet werden. "Wir verkaufen nicht unsere Seele und Kultur", sagt daher auch James Butoro, Ugandas Minister für Ethik und Anstand.
Robert und Moses sitzen auf Plastikstühlen in einem Straßencafé. Mitten im staugeplagten Zentrum in der Hauptstadt Kampala. Obwohl hinter ihnen Autos und Motorräder vorbeirauschen, stecken die beiden ihre Köpfe zusammen, damit niemand am Nachbartisch zuhören kann - nur eine von vielen Vorsichtsmaßnahmen, die das Pärchen trifft, um in der Öffentlichkeit nicht erkannt zu werden. Robert wurde von einer lokalen Boulevardzeitung als Homo geoutet, sein Foto war auf dem Titelblatt. Seitdem habe er viele Probleme, erzählt er.
"Ich treffe in meinem Leben viele Vorsichtsmaßnahmen. Ich meide meine Nachbarn, damit sie mich nicht zu Hause besuchen. Stell dir vor, sie finden dort ein paar intime Dinge wie Gleitcreme. Das wäre schlimm. Wenn mein Vermieter erfahren würde, dass ich schwul bin, dann würde er mich aus der Wohnung werfen. Meine Landsleute wollen uns Schwule nicht. Wir verstecken uns deswegen. Aber ich finde es furchtbar, dass ich meinen Partner in der Öffentlichkeit nicht vorstellen kann. Ich denke, ich habe doch ein Recht darauf."
Doch in Uganda gelten harsche Gesetze. Geschlechtsverkehr mit gleichgeschlechtlichen Partnern ist bereits verboten. Und nun wird derzeit im Parlament auch noch ein ergänzendes Gesetz diskutiert, das Schwulen mit harten Strafen droht. Homosexuellen erhalten demnach lebenslange Haftstrafen, wenn sie beim Geschlechtsverkehr erwischt werden. Ist einer der Partner HIV-positiv, behindert oder unter 18 Jahren, könnte gleichgeschlechtlicher Sex die Todesstrafe nach sich ziehen. Das neue Gesetz verweigert Homosexuellen, die an Aids erkrankt sind, zudem die medizinische Behandlung. Es verbietet auch Organisationen, die sich für die Rechte von Lesben und Schwulen einsetzen. Moses ist darüber besonders entsetzt. Er selbst leitet eine Selbsthilfegruppe für Schwule und Lesben, die über HIV/Aids aufklärt und sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzt.
"Dieses neue Gesetz richtet sich nicht nur gegen Schwule als Individuen, sondern auch gegen die Zivilgesellschaft im Allgemeinen. Beispielsweise begeht man in Uganda ein Verbrechen, wenn man nicht zur Polizei geht, und einen Schwulen, den man kennt, nicht anzeigt. Das neue Gesetz kriminalisiert sogar Berührungen. Man kann jemanden anzeigen und behaupten, er habe mit 'sexueller Intention' berührt. Und wir Schwulen-Organisationen müssen unsere Arbeit einstellen, dabei leisten wir einen wichtigen Beitrag in der Aids-Aufklärung."
Es ist nicht verwunderlich, dass aus diesen und anderen Gründen der Gesetzesentwurf derzeit für viel Wirbel in Kampala sorgt. Internationale und nationale Menschenrechtsorganisationen haben sich gegen das Gesetz ausgesprochen. Der Grund: Es diskriminiert jegliche Organisationen, die sich für die Rechte von Minderheiten und gegen Diskriminierung einsetzen. Ein Beispiel: Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, hat in ugandischen Schulen Bücher zur Sexualaufklärung verteilt. In diesen Büchern wird Homosexualität als "natürlich" beschrieben. Darin heißt es, dass man niemanden wegen seiner sexuellen Neigung verurteilen soll. Daraufhin setzt sich nun auch der ugandische Minister für Ethik und Anstand, James Butoro, für das neue Gesetz ein. Seiner Meinung nach fördern Bücher wie die von UNICEF Homosexualität:
"Zuerst einmal muss ich betonen: Homosexualität ist in unserem Land illegal. Doch wir benötigen das neue Gesetz, weil es hier noch Lücken gibt. Beispielsweise sind die Förderung und der Aufruf zur Homosexualität bislang nicht verboten. Das müssen wir ändern. Wir haben festgestellt: Internationale Organisationen investieren sehr viel Geld, hier in Uganda an Schulen zur Homosexualität aufzurufen. Sie sorgen regelrecht für eine Verbreitung der Homosexualität, die ja doch illegal ist in unserem Land. Das müssen wir gesetzlich unterbinden."
Minister Butoro vertritt eine Ansicht, die viele Ugander teilen. Denn das Verständnis davon, warum manche Menschen homosexuell sind, ist anders als in den westlichen Ländern. Ugandas Minister Butoro:
"Wir sind überzeugt: Homosexualität ist nicht genetisch bedingt. Damit wird man nicht geboren. Männer entscheiden sich, schwul zu sein, weil sie von anderen rekrutiert werden, beispielsweise an Schulen. Das beweisen die 60 schwulen Männer, die sich kürzlich bekehren ließen und sich von ihrem schwulen Lebensstil abgewandt haben. Ich sage hier klipp und klar: Wenn sich morgen jemand entscheidet, ein Dieb zu sein, soll er dann aufstehen und fordern, er habe das Recht, Menschen auszurauben? Ich denke, das Konzept von Freiheit und Menschenrechten wird hier missbraucht."
Über solche Aussagen des Ministers können Robert und Moses nur entsetzt den Kopf schütteln. Für beide gilt: Sie fühlen sich seit ihrer Pubertät zu Jungen hingezogen. Sie hatten keine Wahl, schwul zu sein oder nicht. Die sogenannten konvertierten Schwulen, die der Minister anführte, waren erst kürzlich auf einer Konferenz des "Netzwerkes für Familienleben" vorgeführt worden, einer Organisation, die sich heute verstärkt für den Erhalt von traditionellen Werten und Familienleben einsetzt.
Der Hintergrund: Aufgrund von Verstädterung und Entwicklung verändert sich derzeit das Familienleben in Afrika grundlegend: Paare lassen sich scheiden und heiraten neue Partner. Es gibt immer mehr alleinerziehende Mütter. Viele Männer haben mehrere Frauen. Die traditionellen Werte und das familiäre Zusammenleben ändern sich. Die einflussreiche Kirche in Uganda verhält sich gegenüber diesen Veränderungen konservativ. Sie gibt einen sehr konservativen Orientierungsrahmen vor, an welche sich viele religiöse Menschen halten. Auch die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern ist in Uganda noch immer sehr konservativ. Moderne, europäische Konzepte von gleichgeschlechtlichen Ehen und homosexuellen, kinderlosen Paaren betrachtet Pfarrer Martin Ssempa als Sünde. Der populäre Pfarrer hat sich in seinen Predigten an der Universität in Kampala für das neue Gesetz eingesetzt. Er vertritt die Abteilung Familienwerte im "ugandischen Zentrum für Menschenrechte und Politik", und auch er gibt den Europäern die Schuld, dass Homosexualität in Uganda überhaupt existiert.
"Als die Europäer ihren christlichen Glauben verloren haben, haben sie sich auf Homosexualität eingelassen. Sie wollen diese nun nach Afrika exportieren. Doch wir sagen hier Nein. Homosexualität entspricht nicht unserer Kultur, unserer Religion oder Natur. Eine Umfrage hat gezeigt: 95 Prozent der Menschen in Uganda sind gegen Homosexualität. Analverkehr finden sie extrem widerlich. Jegliche Erwähnung, dass dies ein Menschenrecht sein soll, widerspricht den Gesetzen der Natur."
Pfarrer Ssempa kann wie so viele Ugander aus den verschiedenen Alters-, Sozial- oder Bildungsschichten nicht verstehen, warum in Europa Homosexualität nicht verpönt ist. Er hat eine E-Mail von einem Schwulen aus Berlin erhalten, der ihm von der Schwulenparade berichtete. In Uganda wäre eine solche Veranstaltung ein Tabubruch. Deswegen reagiert die ugandische Regierung rigoros, wenn westliche Partnerländer damit drohen, Entwicklungsgelder zu streichen, sollte das neue, noch schärfere Gesetz tatsächlich verabschiedet werden. "Wir verkaufen nicht unsere Seele und Kultur", sagt daher auch James Butoro, Ugandas Minister für Ethik und Anstand.