Bereits 1946 lässt der britische Außenminister Ernest Bevin keine Zweifel aufkommen: Das British Empire will die Atombombe.
"Wir brauchen das Ding auch bei uns! Koste es, was es wolle!"
Großbritannien will Atommacht werden und mit den USA in der Weltpolitik mithalten. Also startet das Königreich gleich nach dem Krieg sein eigenes Atombombenprogramm. Sieben Jahre Entwicklungszeit brauchen die Physiker. Dann, am 3. Oktober 1952, explodiert auf einer Insel vor Westaustralien die erste britische Atombombe. Doch diese Bombe ist nur der erste Schritt. Eine andere Kernwaffe übertrifft sie in ihrer Sprengkraft um das Tausendfache - die Wasserstoffbombe. Sie basiert nicht auf der Spaltung von Uran, sondern auf der Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium.
"Die Wasserstoffbombe scheint ein erreichbares Ziel zu sein. Ist sie erfolgreich, rückt die radioaktive Verseuchung der Atmosphäre und damit die Vernichtung alles Lebendigen in den Bereich des Möglichen. Am Ende droht die allgemeine Vernichtung."
Albert Einstein verurteilt die Pläne für die Superbombe aufs Schärfste. Doch die Worte des Nobelpreisträgers verhallen ungehört. Ende 1952 zünden die USA die erste Wasserstoffbombe, November 1955 zieht die Sowjetunion nach: ein Kräftespiel der Atommächte, bei dem auch Großbritannien nicht nachstehen will.
"Wenn unsere Kernwaffentests beendet sind, haben wir mit den USA und der Sowjetunion gleichgezogen. Dann sind wir auf Augenhöhe","
sagt Anfang 1957 der britische Premierminister Harold MacMillan. Kurz darauf, am
15. Mai, folgen seinen Worten Taten.
Wochenschau: ""Von den britischen Behörden jetzt erst freigegeben: Wasserstoffbombenexplosion auf der Weihnachtsinsel. Die Welt protestiert gegen diese Kernwaffenversuche. Aber Englands Premierminister McMillan erklärte: Unsere Verteidigung beruht auf der Abschreckung durch Kernwaffen. Und die Versuche gehen weiter."
Was den Medien nicht gesagt wird: Die Tests laufen alles andere als glatt. Der erste Abwurf ist eine Enttäuschung. Es wird nur knapp ein Drittel jener Explosionsenergie frei, für die die Bombe entwickelt worden ist. Erst ein neuer Test im November 1957 bringt den erwarteten Erfolg. Nun besitzt auch Großbritannien die mächtigste Waffe der Welt. Doch im Vereinigten Königreich formiert sich der Widerstand.
7. April 1958: Das kälteste Osterfest, das Großbritannien seit langem erlebt. Dennoch marschieren mehr als 1000 Menschen von London 80 Kilometer weit zum Kernforschungszentrum Aldermaston, also dorthin, wo die britische Wasserstoffbombe entwickelt worden war. "Bann the Bomb", rufen die Demonstranten, "verbietet die Bombe". Die Aktion geht in die Geschichte ein als der erste Ostermarsch der Welt. Die "Times" aus London notiert:
"Es dauerte 40 Minuten, bis die Kolonne der Ostermarschierer an uns vorbei war. Welche Leute gingen mit? Alles Kommunisten, sagte ein Zuschauer. Es gab aber auch andere Reaktionen: Gruppen von wohlgesinnten Zuschauern hatten sich hier und da angesammelt und spendeten jedem Vater Beifall, der - ein Kind auf den Schultern oder einen Kinderwagen schiebend - mitmarschierte."
Die Demonstranten wollen die einseitige Abrüstung. Kernwaffen sollen weder getestet, noch hergestellt oder gelagert werden. Bald erfährt die Aktion eine breite Unterstützung: Parlamentsabgeordnete, Kommunisten, Kirchenführer und auch Teile der Labour Party schließen sich an. Es kommt zum Streit. Die Frage der nuklearen Abrüstung stellt die Partei vor eine Zerreißprobe, meldet der Deutsche Dienst der BBC.
"Der Daily Herold, die Arbeiterzeitung, die bis dahin eine linientreue Parteirichtung vertreten hatte, griff die Forderung nach der einseitigen nuklearen Abrüstung Großbritanniens auf und zog sich eine öffentliche Rüge durch den Generalsekretär der Labour Party zu. Auf dem Jahreskongress der Labour Party im Herbst '58 kam es zwar noch nicht zur Spaltung. Aber die Parteiführung hatte es bereits schwer, sich gegen den Abrüstungsflügel durchzusetzen."
Auf Dauer jedoch ziehen die Abrüstungsbefürworter den Kürzeren, die Hardliner setzen sich durch. Zwar unterzeichnet Großbritannien ebenso wie die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten 1968 den Atomwaffensperrvertrag. Der Vertrag soll die Verbreitung von Kernwaffen einschränken und verpflichtet die Atommächte, eine vollständige nukleare Abrüstung unter internationaler Aufsicht zu vereinbaren. Nur umgesetzt ist dieses Anliegen bis heute nicht. Auch nach Ende des Kalten Krieges will Großbritannien nicht auf seine Kernwaffen verzichten. 200 nukleare Sprengköpfe besitzt das Vereinigte Königreich noch - und eine Flotte von vier Atom-U-Booten.
"Wir brauchen das Ding auch bei uns! Koste es, was es wolle!"
Großbritannien will Atommacht werden und mit den USA in der Weltpolitik mithalten. Also startet das Königreich gleich nach dem Krieg sein eigenes Atombombenprogramm. Sieben Jahre Entwicklungszeit brauchen die Physiker. Dann, am 3. Oktober 1952, explodiert auf einer Insel vor Westaustralien die erste britische Atombombe. Doch diese Bombe ist nur der erste Schritt. Eine andere Kernwaffe übertrifft sie in ihrer Sprengkraft um das Tausendfache - die Wasserstoffbombe. Sie basiert nicht auf der Spaltung von Uran, sondern auf der Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium.
"Die Wasserstoffbombe scheint ein erreichbares Ziel zu sein. Ist sie erfolgreich, rückt die radioaktive Verseuchung der Atmosphäre und damit die Vernichtung alles Lebendigen in den Bereich des Möglichen. Am Ende droht die allgemeine Vernichtung."
Albert Einstein verurteilt die Pläne für die Superbombe aufs Schärfste. Doch die Worte des Nobelpreisträgers verhallen ungehört. Ende 1952 zünden die USA die erste Wasserstoffbombe, November 1955 zieht die Sowjetunion nach: ein Kräftespiel der Atommächte, bei dem auch Großbritannien nicht nachstehen will.
"Wenn unsere Kernwaffentests beendet sind, haben wir mit den USA und der Sowjetunion gleichgezogen. Dann sind wir auf Augenhöhe","
sagt Anfang 1957 der britische Premierminister Harold MacMillan. Kurz darauf, am
15. Mai, folgen seinen Worten Taten.
Wochenschau: ""Von den britischen Behörden jetzt erst freigegeben: Wasserstoffbombenexplosion auf der Weihnachtsinsel. Die Welt protestiert gegen diese Kernwaffenversuche. Aber Englands Premierminister McMillan erklärte: Unsere Verteidigung beruht auf der Abschreckung durch Kernwaffen. Und die Versuche gehen weiter."
Was den Medien nicht gesagt wird: Die Tests laufen alles andere als glatt. Der erste Abwurf ist eine Enttäuschung. Es wird nur knapp ein Drittel jener Explosionsenergie frei, für die die Bombe entwickelt worden ist. Erst ein neuer Test im November 1957 bringt den erwarteten Erfolg. Nun besitzt auch Großbritannien die mächtigste Waffe der Welt. Doch im Vereinigten Königreich formiert sich der Widerstand.
7. April 1958: Das kälteste Osterfest, das Großbritannien seit langem erlebt. Dennoch marschieren mehr als 1000 Menschen von London 80 Kilometer weit zum Kernforschungszentrum Aldermaston, also dorthin, wo die britische Wasserstoffbombe entwickelt worden war. "Bann the Bomb", rufen die Demonstranten, "verbietet die Bombe". Die Aktion geht in die Geschichte ein als der erste Ostermarsch der Welt. Die "Times" aus London notiert:
"Es dauerte 40 Minuten, bis die Kolonne der Ostermarschierer an uns vorbei war. Welche Leute gingen mit? Alles Kommunisten, sagte ein Zuschauer. Es gab aber auch andere Reaktionen: Gruppen von wohlgesinnten Zuschauern hatten sich hier und da angesammelt und spendeten jedem Vater Beifall, der - ein Kind auf den Schultern oder einen Kinderwagen schiebend - mitmarschierte."
Die Demonstranten wollen die einseitige Abrüstung. Kernwaffen sollen weder getestet, noch hergestellt oder gelagert werden. Bald erfährt die Aktion eine breite Unterstützung: Parlamentsabgeordnete, Kommunisten, Kirchenführer und auch Teile der Labour Party schließen sich an. Es kommt zum Streit. Die Frage der nuklearen Abrüstung stellt die Partei vor eine Zerreißprobe, meldet der Deutsche Dienst der BBC.
"Der Daily Herold, die Arbeiterzeitung, die bis dahin eine linientreue Parteirichtung vertreten hatte, griff die Forderung nach der einseitigen nuklearen Abrüstung Großbritanniens auf und zog sich eine öffentliche Rüge durch den Generalsekretär der Labour Party zu. Auf dem Jahreskongress der Labour Party im Herbst '58 kam es zwar noch nicht zur Spaltung. Aber die Parteiführung hatte es bereits schwer, sich gegen den Abrüstungsflügel durchzusetzen."
Auf Dauer jedoch ziehen die Abrüstungsbefürworter den Kürzeren, die Hardliner setzen sich durch. Zwar unterzeichnet Großbritannien ebenso wie die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten 1968 den Atomwaffensperrvertrag. Der Vertrag soll die Verbreitung von Kernwaffen einschränken und verpflichtet die Atommächte, eine vollständige nukleare Abrüstung unter internationaler Aufsicht zu vereinbaren. Nur umgesetzt ist dieses Anliegen bis heute nicht. Auch nach Ende des Kalten Krieges will Großbritannien nicht auf seine Kernwaffen verzichten. 200 nukleare Sprengköpfe besitzt das Vereinigte Königreich noch - und eine Flotte von vier Atom-U-Booten.