Tobias Armbrüster: Heute vor 25 Jahren erreichte eine Stadt in der Ukraine mit einem Mal weltweit traurige Berühmtheit: Tschernobyl. Am 26. April 1986 explodierte Block 4 des dortigen Atomkraftwerks. Es war eine Katastrophe, die allerdings zunächst mal unter Verschluss blieb, denn die Führung der damals noch existierenden Sowjetunion hatte nach dem Unfall zunächst eine Nachrichtensperre verhängt. Am Telefon ist Klaus Töpfer, in den 80er-Jahren war er Bundesumweltminister, seit März ist er nun Vorsitzender der Ethikkommission, die die Bundesregierung in Sachen Atomkraft und Energieversorgung berät. Schönen guten Morgen, Herr Töpfer.
Klaus Töpfer: Schönen guten Morgen.
Armbrüster: Herr Töpfer, was ist Ihnen damals durch den Kopf gegangen, als Sie von der Katastrophe in Tschernobyl gehört haben?
Töpfer: Vor 25 Jahren, da war ich Umweltminister des Landes Rheinland-Pfalz und wir saßen mit anderen Umweltministern zufälligerweise zusammen, als wir diese Nachricht bekamen. Es war uns allen sehr klar, dass dies ein Einschnitt ist, dass es ein Einschnitt ist auch in der gesamten Vorstellung von Energie und Energieversorgung und dass die großen hochfliegenden Pläne, dass mit der Kernenergie so etwas wie ein absolutes Ende der Energieknappheit eingetreten ist, damit ein klägliches Ende gefunden hat.
Armbrüster: Warum hat die schwarz-gelbe Bundesregierung nicht damals, also nach Tschernobyl, schon gesagt, wir müssen raus aus der Atomkraft?
Töpfer: Es war eine gänzlich andere Situation. Damals war die Alternative allein und ausschließlich die fossilen Energien, es war Kohle, Mineralöl und Gas. Es war bis dahin nicht weltweit investiert worden oder geforscht worden in die Nutzung alternativer Energien von Sonne, Wind und Biomasse oder Geothermie. Dies ist ja gerade durch eine derartige Katastrophe notwendig geworden und erkennbar geworden. Ich habe damals - wenn man zurückblickt, darf man sich auch selbst mal zitieren - darauf hingewiesen, wir müssen eine Zukunft ohne Kernenergie erfinden. Sie war nicht erfunden und sie hätte einen massiven Einbruch auch in die wirtschaftliche Situation dargestellt. Aus diesem Grunde war es sicherlich richtig, alles daran zu setzen, die eigenen Kernkraftwerke maximal in Sicherheit voranzubringen, aber auch eben damit mit Nachdruck zu beginnen zu forschen, zu entwickeln und das anzuwenden, was über die Kernenergie und über die fossilen Energieträger hinaus an Energie verfügbar gemacht werden konnte.
Armbrüster: Aber es gab ja durchaus Parteien und Politiker, wie zum Beispiel in der SPD, die daraus den Schluss gezogen haben, wir müssen jetzt aussteigen und diesen Ausstieg möglichst schnell vorbereiten. Die CDU hat damals nicht mitgemacht. Deshalb noch mal die Frage: Hat die Union da möglicherweise 20 Jahre verschlafen?
Töpfer: Ich habe eben, glaube ich, deutlich gesagt, warum und welche Gründe es gewesen sind, die diese Verfahrensweise, wie ich auch heute noch glaube, damals richtig gemacht haben. Es ist keine Frage, dass man alles im Rückblick anders auch hätte durchführen sollen, aber ich sage noch einmal: Es ist die neue Überlegung in Deutschland dadurch möglich geworden. Deswegen haben wir gegenwärtig eine gänzlich andere Situation als alle anderen Nationen weltweit, die Kernenergie nutzen, dass wir uns jetzt mit einem wesentlich besseren Kenntnisstand über die Nutzung erneuerbarer Energien, mit einem auch durch die politischen Aktionen unterstützten Eindringen in die Energiemärkte, neue Chancen eröffnen können, dass wir das Herausgehen aus der Kernenergie als nicht eine große Gefährdung wirtschaftlicher und sozialer Stabilität mehr sehen können, sondern dass wir es als einen Aufbruch in eine neue Energiezukunft, in ein großes Gemeinschaftswerk sehen. Dies ist der große Unterschied und das ist dadurch möglich geworden. Ich glaube, dass dieser Weg sinnvoll war, wichtig war, aber dass er jetzt auch ein solches klares Ziel des Ausstiegs aus der Kernenergie hat.
Armbrüster: Nach Tschernobyl waren die Reaktionen hier bei uns in Deutschland ja gewaltig. Das war anders als in vielen Nachbarländern. Da hat man das eher so ein bisschen lässig auch gesehen. Das gleiche Muster haben wir jetzt nach Fukushima wieder gesehen. Warum reagieren wir in Deutschland so empfindlich auf solche Atomkatastrophen?
Töpfer: Sehen Sie, gerade haben Sie noch gefragt, warum wir vor 25 Jahren nicht doch empfindlicher reagiert haben.
Armbrüster: So viel Dialektik muss erlaubt sein im Deutschlandfunk.
Töpfer: Ja, und deswegen darf man auf diese Dialektik auch gerne noch mal hinweisen. Aber um das noch mal ganz klar zu sagen: Wir haben uns neue Chancen geschaffen, darum geht es. Wir reagieren nicht kopflos, sondern wir reagieren in Kenntnis der Tatsache, dass es eine alternative Energieversorgung gibt, die wieder neue Chancen bringt, die neue Arbeitsplätze entstehen lässt, zukunftsorientierte Arbeitsplätze, die wir in einer Welt, die bald neun Milliarden Menschen haben wird, auch dringlich brauchen, denn eine Welt mit neun Milliarden Menschen, die in ihrer Energieversorgung sich nur auf fossilen Energien und Kernenergie verließe, wird keine sichere Zukunft haben. Deswegen sind solche Entwicklungen außerordentlich hilfreich, für mich ganz persönlich dadurch auch klar unterstrichen und abgesichert, dass ich selbst acht Jahre lang in Afrika gelebt habe und weiß, dass dieser gewaltige Kontinent, der an Bevölkerung zunimmt, deutlich zunimmt, alles braucht, was Energie aus heimischen Quellen wirklich nutzbar werden lässt. Also es ist eine nationale, vor allen Dingen aber eine globale Chance, die wir aufgreifen müssen in einem großen Gemeinschaftswerk, ein Werk, das eben nicht mehr gekennzeichnet wird durch tief greifende Gräben in der Gesellschaft über die verschiedenen Energieträger, sondern die eine Gemeinschaftsaufgabe sein kann.
Armbrüster: Aber klar ist doch auch, dass man in vielen anderen Ländern zurzeit mit Kopfschütteln auf Deutschland guckt. Und da wird häufig die Frage gestellt, wie Europas größte Volkswirtschaft ihren Strombedarf in Zukunft eigentlich mit Windrädern und mit Kohlekraftwerken decken will. Brauchen wir für so einen Ausstieg aus der Kernenergie nicht eigentlich eine europäische Lösung?
Töpfer: Sicherlich ist es immer einsichtig, dass solche Risiken in der Nutzung von Technologien eine gemeinsame Wertung und eine gemeinsame Antwort über die nationalen Grenzen hinaus finden, aber ich sage noch einmal: Es ist jetzt zu gelegen, auch und gerade von einem technologisch führenden Land wie Deutschland, dass eine Zukunft ohne Kernenergie möglich ist, dass wir dadurch eben nicht wirtschaftliche Instabilitäten uns einhandeln, sondern dass wir das große Exportland Deutschland, dass dieser Tatsache viele, viele gute Arbeitsplätze verdankt, dass wir dies auch auf Dauer halten können. Also es ist nicht so, dass man anderen als Lehrmeister vorangehen will. Nein, es ist eine andere Ausgangssituation jetzt gegeben, und von daher gesehen glaube ich schon, dass alle Bemühungen auch europäisch, eine verstärkte Sicherheitsphilosophie auch aus den Erfahrungen aus Japan aufzugreifen und umzusetzen, richtig ist, aber das kein Alibi sein kann, wenn andere dieses anders werten, dass man selbst seine Überzeugung verändert.
Armbrüster: Aber Sie sehen Deutschland da schon als eine Art internationales Vorbild?
Töpfer: Nein. Ich habe gerade gesagt, dass wir es nicht als Vorbild sehen, sondern als Nutzung der Chancen, die Deutschland jetzt hat.
Armbrüster: Und die anderen Länder sollen folgen, wenn das hier erfolgreich läuft?
Töpfer: Ich kann es noch mal unterstützen: Ich gehe davon aus, dass dann eine Technik auch über die eigenen Grenzen hinaus ganz selbstverständlich weitergeführt wird, die belegt, dass sie eine solche große Zukunftsmöglichkeit gibt. Wir sehen es ja gegenwärtig bereits: Deutschland ist in seiner Windenergie zu 70 Prozent bereits im Export. Das heißt, 70 Prozent der hier erzeugten Produkte der Windenergie werden exportiert. Wir sehen einen massiven Investitionsschub in die erneuerbaren Energien in China, um nur ein Land zu nennen. Wir wissen, dass wir in der Erforschung der Solarenergie, besonders auch der solarthermischen Energie noch große Potenziale vor uns sehen, und deswegen muss auch dieser Ausstieg so erfolgen, dass er eben einbindet in die massive, intensive Nutzung von erneuerbaren Energien und nicht zu vergessen von einer deutlichen Verbesserung der Energieeffizienz. Wenn Sie sehen, dass über 40 Prozent der Energie, die wir nutzen, für die Gebäude gebraucht werden, dann wissen Sie, welche großen Chancen wir da auch noch haben, die ja auch genutzt werden. Es ist ja nicht so, dass man damit jetzt anfängt. Wir haben eben in Deutschland "nur" noch 22 Prozent der Energieversorgung aus Kernenergie, andere Länder sehen da ganz anders aus, und deswegen ist es jetzt die Aufgabe und ich sage nochmals eine gesellschaftlich gemeinsam gesehene Aufgabe. Alle in Deutschland wollten auch vor Fukushima bereits aus der Kernenergie heraus. Es war ein Unterschied in dem Zeitplan, aber nicht in der Zielsetzung, und dieses kann man jetzt sehr gut, glaube ich, aufgreifen, um weiter voranzukommen und gute Ergebnisse zu erzielen.
Armbrüster: Heute vor genau 25 Jahren explodierte Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl. Wir sprachen darüber mit Klaus Töpfer, er war in den 80er-Jahren Bundesumweltminister, heute leitet er die Energie-Ethikkommission der Bundesregierung. Besten Dank für das Gespräch, Herr Töpfer.
Töpfer: Ich danke Ihnen sehr herzlich. Auf Wiederhören!
Klaus Töpfer: Schönen guten Morgen.
Armbrüster: Herr Töpfer, was ist Ihnen damals durch den Kopf gegangen, als Sie von der Katastrophe in Tschernobyl gehört haben?
Töpfer: Vor 25 Jahren, da war ich Umweltminister des Landes Rheinland-Pfalz und wir saßen mit anderen Umweltministern zufälligerweise zusammen, als wir diese Nachricht bekamen. Es war uns allen sehr klar, dass dies ein Einschnitt ist, dass es ein Einschnitt ist auch in der gesamten Vorstellung von Energie und Energieversorgung und dass die großen hochfliegenden Pläne, dass mit der Kernenergie so etwas wie ein absolutes Ende der Energieknappheit eingetreten ist, damit ein klägliches Ende gefunden hat.
Armbrüster: Warum hat die schwarz-gelbe Bundesregierung nicht damals, also nach Tschernobyl, schon gesagt, wir müssen raus aus der Atomkraft?
Töpfer: Es war eine gänzlich andere Situation. Damals war die Alternative allein und ausschließlich die fossilen Energien, es war Kohle, Mineralöl und Gas. Es war bis dahin nicht weltweit investiert worden oder geforscht worden in die Nutzung alternativer Energien von Sonne, Wind und Biomasse oder Geothermie. Dies ist ja gerade durch eine derartige Katastrophe notwendig geworden und erkennbar geworden. Ich habe damals - wenn man zurückblickt, darf man sich auch selbst mal zitieren - darauf hingewiesen, wir müssen eine Zukunft ohne Kernenergie erfinden. Sie war nicht erfunden und sie hätte einen massiven Einbruch auch in die wirtschaftliche Situation dargestellt. Aus diesem Grunde war es sicherlich richtig, alles daran zu setzen, die eigenen Kernkraftwerke maximal in Sicherheit voranzubringen, aber auch eben damit mit Nachdruck zu beginnen zu forschen, zu entwickeln und das anzuwenden, was über die Kernenergie und über die fossilen Energieträger hinaus an Energie verfügbar gemacht werden konnte.
Armbrüster: Aber es gab ja durchaus Parteien und Politiker, wie zum Beispiel in der SPD, die daraus den Schluss gezogen haben, wir müssen jetzt aussteigen und diesen Ausstieg möglichst schnell vorbereiten. Die CDU hat damals nicht mitgemacht. Deshalb noch mal die Frage: Hat die Union da möglicherweise 20 Jahre verschlafen?
Töpfer: Ich habe eben, glaube ich, deutlich gesagt, warum und welche Gründe es gewesen sind, die diese Verfahrensweise, wie ich auch heute noch glaube, damals richtig gemacht haben. Es ist keine Frage, dass man alles im Rückblick anders auch hätte durchführen sollen, aber ich sage noch einmal: Es ist die neue Überlegung in Deutschland dadurch möglich geworden. Deswegen haben wir gegenwärtig eine gänzlich andere Situation als alle anderen Nationen weltweit, die Kernenergie nutzen, dass wir uns jetzt mit einem wesentlich besseren Kenntnisstand über die Nutzung erneuerbarer Energien, mit einem auch durch die politischen Aktionen unterstützten Eindringen in die Energiemärkte, neue Chancen eröffnen können, dass wir das Herausgehen aus der Kernenergie als nicht eine große Gefährdung wirtschaftlicher und sozialer Stabilität mehr sehen können, sondern dass wir es als einen Aufbruch in eine neue Energiezukunft, in ein großes Gemeinschaftswerk sehen. Dies ist der große Unterschied und das ist dadurch möglich geworden. Ich glaube, dass dieser Weg sinnvoll war, wichtig war, aber dass er jetzt auch ein solches klares Ziel des Ausstiegs aus der Kernenergie hat.
Armbrüster: Nach Tschernobyl waren die Reaktionen hier bei uns in Deutschland ja gewaltig. Das war anders als in vielen Nachbarländern. Da hat man das eher so ein bisschen lässig auch gesehen. Das gleiche Muster haben wir jetzt nach Fukushima wieder gesehen. Warum reagieren wir in Deutschland so empfindlich auf solche Atomkatastrophen?
Töpfer: Sehen Sie, gerade haben Sie noch gefragt, warum wir vor 25 Jahren nicht doch empfindlicher reagiert haben.
Armbrüster: So viel Dialektik muss erlaubt sein im Deutschlandfunk.
Töpfer: Ja, und deswegen darf man auf diese Dialektik auch gerne noch mal hinweisen. Aber um das noch mal ganz klar zu sagen: Wir haben uns neue Chancen geschaffen, darum geht es. Wir reagieren nicht kopflos, sondern wir reagieren in Kenntnis der Tatsache, dass es eine alternative Energieversorgung gibt, die wieder neue Chancen bringt, die neue Arbeitsplätze entstehen lässt, zukunftsorientierte Arbeitsplätze, die wir in einer Welt, die bald neun Milliarden Menschen haben wird, auch dringlich brauchen, denn eine Welt mit neun Milliarden Menschen, die in ihrer Energieversorgung sich nur auf fossilen Energien und Kernenergie verließe, wird keine sichere Zukunft haben. Deswegen sind solche Entwicklungen außerordentlich hilfreich, für mich ganz persönlich dadurch auch klar unterstrichen und abgesichert, dass ich selbst acht Jahre lang in Afrika gelebt habe und weiß, dass dieser gewaltige Kontinent, der an Bevölkerung zunimmt, deutlich zunimmt, alles braucht, was Energie aus heimischen Quellen wirklich nutzbar werden lässt. Also es ist eine nationale, vor allen Dingen aber eine globale Chance, die wir aufgreifen müssen in einem großen Gemeinschaftswerk, ein Werk, das eben nicht mehr gekennzeichnet wird durch tief greifende Gräben in der Gesellschaft über die verschiedenen Energieträger, sondern die eine Gemeinschaftsaufgabe sein kann.
Armbrüster: Aber klar ist doch auch, dass man in vielen anderen Ländern zurzeit mit Kopfschütteln auf Deutschland guckt. Und da wird häufig die Frage gestellt, wie Europas größte Volkswirtschaft ihren Strombedarf in Zukunft eigentlich mit Windrädern und mit Kohlekraftwerken decken will. Brauchen wir für so einen Ausstieg aus der Kernenergie nicht eigentlich eine europäische Lösung?
Töpfer: Sicherlich ist es immer einsichtig, dass solche Risiken in der Nutzung von Technologien eine gemeinsame Wertung und eine gemeinsame Antwort über die nationalen Grenzen hinaus finden, aber ich sage noch einmal: Es ist jetzt zu gelegen, auch und gerade von einem technologisch führenden Land wie Deutschland, dass eine Zukunft ohne Kernenergie möglich ist, dass wir dadurch eben nicht wirtschaftliche Instabilitäten uns einhandeln, sondern dass wir das große Exportland Deutschland, dass dieser Tatsache viele, viele gute Arbeitsplätze verdankt, dass wir dies auch auf Dauer halten können. Also es ist nicht so, dass man anderen als Lehrmeister vorangehen will. Nein, es ist eine andere Ausgangssituation jetzt gegeben, und von daher gesehen glaube ich schon, dass alle Bemühungen auch europäisch, eine verstärkte Sicherheitsphilosophie auch aus den Erfahrungen aus Japan aufzugreifen und umzusetzen, richtig ist, aber das kein Alibi sein kann, wenn andere dieses anders werten, dass man selbst seine Überzeugung verändert.
Armbrüster: Aber Sie sehen Deutschland da schon als eine Art internationales Vorbild?
Töpfer: Nein. Ich habe gerade gesagt, dass wir es nicht als Vorbild sehen, sondern als Nutzung der Chancen, die Deutschland jetzt hat.
Armbrüster: Und die anderen Länder sollen folgen, wenn das hier erfolgreich läuft?
Töpfer: Ich kann es noch mal unterstützen: Ich gehe davon aus, dass dann eine Technik auch über die eigenen Grenzen hinaus ganz selbstverständlich weitergeführt wird, die belegt, dass sie eine solche große Zukunftsmöglichkeit gibt. Wir sehen es ja gegenwärtig bereits: Deutschland ist in seiner Windenergie zu 70 Prozent bereits im Export. Das heißt, 70 Prozent der hier erzeugten Produkte der Windenergie werden exportiert. Wir sehen einen massiven Investitionsschub in die erneuerbaren Energien in China, um nur ein Land zu nennen. Wir wissen, dass wir in der Erforschung der Solarenergie, besonders auch der solarthermischen Energie noch große Potenziale vor uns sehen, und deswegen muss auch dieser Ausstieg so erfolgen, dass er eben einbindet in die massive, intensive Nutzung von erneuerbaren Energien und nicht zu vergessen von einer deutlichen Verbesserung der Energieeffizienz. Wenn Sie sehen, dass über 40 Prozent der Energie, die wir nutzen, für die Gebäude gebraucht werden, dann wissen Sie, welche großen Chancen wir da auch noch haben, die ja auch genutzt werden. Es ist ja nicht so, dass man damit jetzt anfängt. Wir haben eben in Deutschland "nur" noch 22 Prozent der Energieversorgung aus Kernenergie, andere Länder sehen da ganz anders aus, und deswegen ist es jetzt die Aufgabe und ich sage nochmals eine gesellschaftlich gemeinsam gesehene Aufgabe. Alle in Deutschland wollten auch vor Fukushima bereits aus der Kernenergie heraus. Es war ein Unterschied in dem Zeitplan, aber nicht in der Zielsetzung, und dieses kann man jetzt sehr gut, glaube ich, aufgreifen, um weiter voranzukommen und gute Ergebnisse zu erzielen.
Armbrüster: Heute vor genau 25 Jahren explodierte Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl. Wir sprachen darüber mit Klaus Töpfer, er war in den 80er-Jahren Bundesumweltminister, heute leitet er die Energie-Ethikkommission der Bundesregierung. Besten Dank für das Gespräch, Herr Töpfer.
Töpfer: Ich danke Ihnen sehr herzlich. Auf Wiederhören!