Geschichten von Gut und Böse, vom Einbruch des Unerwarteten in eine friedliche Welt, von Treue und Freundschaft im Kampf gegen Habgier und Machthunger haben viele geschrieben. Aber vor J.R.R. Tolkien hat wohl kein Autor eine derart eigenständige Welt dafür erfunden, sogar mit eigens entwickelten Sprachen.
Dass - wie im Biopic beschrieben - der Schlüssel zu Tolkiens Werk in den Weltkriegserlebnissen des Autors liege, hält Literaturwissenschaftler und Psychoanalytiker Laurence Rickels allerdings für übertrieben.
Tolkien habe immer gesagt, dass "Der Herr der Ringe" keine Allegorie auf den zweiten Weltkrieg sei und allenfalls der erste Weltkrieg für ihn prägend gewesen könnte. Das Fantasy-Genre blickt aber nach Rickels' Ansicht häufig auf die Kriege der Menschheitsgeschichte zurück.
Beeinflusst vom Krieg und vom Christentum
"Die Fantasy-Gattung wäre nicht so erfolgreich gewesen, wenn der erste Weltkrieg das Ende gewesen wäre", so Rickels im Corsogespräch. "Nur durch den zweiten Weltkrieg, durch eine erneute Beziehung zum Kampf gegen das Böse konnte die Fantasy-Gattung florieren".
Richtig erfolgreich sei der Roman "Herr der Ringe" ohnehin erst nach der Filmtrilogie "Star Wars" geworden, der das Interesse an fantastischen Geschichten von mutigen Außenseitern vorangetrieben habe.
Die Fantasy-Gattung habe sowohl Bezüge zum Christentum als auch zum Märchen - das habe der Philologe Tolkien in seinem Essay "On Fairy Stories" deutlich gemacht. "Er interessierte sich für Mythen und meinte, unter den Mythen gebe es eine Variante, das Märchen, das immer Trost spendet. Und er hat seine Gattung "Fantasy" so entworfen, dass das Christentum ein Märchen sei, aber eines, das wahr ist", lautet das Fazit von Laurence Rickels.
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