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Tolkien, die Weltkriege und das Christentum
Die Macht der Mythen

J.R.R. Tolkiens Werk ist sowohl vom Christentum als auch von Kriegen geprägt, meint der Fantasy-Experte Laurence Rickels. Die Beziehung zum Kampf mit dem Bösen, etwa im zweiten Weltkrieg, habe dem Fantasy-Genre erst zur Blüte verholfen.

Laurence Rickels im Corsogespräch mit Fabian Elsäßer |
Der britische Schriftsteller J. R. R. Tolkien (undatierte Aufnahme).
Der britische Schriftsteller J. R. R. Tolkien (undatierte Aufnahme). (picture alliance / dpa / epa afp)
Geschichten von Gut und Böse, vom Einbruch des Unerwarteten in eine friedliche Welt, von Treue und Freundschaft im Kampf gegen Habgier und Machthunger haben viele geschrieben. Aber vor J.R.R. Tolkien hat wohl kein Autor eine derart eigenständige Welt dafür erfunden, sogar mit eigens entwickelten Sprachen.
Dass - wie im Biopic beschrieben - der Schlüssel zu Tolkiens Werk in den Weltkriegserlebnissen des Autors liege, hält Literaturwissenschaftler und Psychoanalytiker Laurence Rickels allerdings für übertrieben.
Tolkien habe immer gesagt, dass "Der Herr der Ringe" keine Allegorie auf den zweiten Weltkrieg sei und allenfalls der erste Weltkrieg für ihn prägend gewesen könnte. Das Fantasy-Genre blickt aber nach Rickels' Ansicht häufig auf die Kriege der Menschheitsgeschichte zurück.
Beeinflusst vom Krieg und vom Christentum
"Die Fantasy-Gattung wäre nicht so erfolgreich gewesen, wenn der erste Weltkrieg das Ende gewesen wäre", so Rickels im Corsogespräch. "Nur durch den zweiten Weltkrieg, durch eine erneute Beziehung zum Kampf gegen das Böse konnte die Fantasy-Gattung florieren".
Richtig erfolgreich sei der Roman "Herr der Ringe" ohnehin erst nach der Filmtrilogie "Star Wars" geworden, der das Interesse an fantastischen Geschichten von mutigen Außenseitern vorangetrieben habe.
Die Fantasy-Gattung habe sowohl Bezüge zum Christentum als auch zum Märchen - das habe der Philologe Tolkien in seinem Essay "On Fairy Stories" deutlich gemacht. "Er interessierte sich für Mythen und meinte, unter den Mythen gebe es eine Variante, das Märchen, das immer Trost spendet. Und er hat seine Gattung "Fantasy" so entworfen, dass das Christentum ein Märchen sei, aber eines, das wahr ist", lautet das Fazit von Laurence Rickels.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.