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Tolle Idee! Was wurde daraus?
Künstlicher Sound macht Elektroautos sicherer

Als Elektroautos vor zehn Jahren begannen, die Straßen zu erobern, warnten Kritiker vor erhöhter Unfallgefahr. Denn mangels Motorgeräusch hört man langsame E-Mobile kaum. In der EU sind bei Neuwagen deshalb seit Juli 2019 Geräuschgeneratoren Pflicht - und die Sounddesigner gefordert.

Von Simon Schomäcker |
Volkswagen ID.4-Autos stehen nebeneinander
Neuwagen mit Elektroantrieb wie der ID.4 von Volkswagen müssen Klanggeneratoren an Bord haben. (VCG/MAXPPP)
Lars Ohlendorf sitzt im Studio einer Hamburger Audio-Produktionsfirma. Gerade hört der Tonmeister Motorengeräusche ab. Sie wurden nicht für ein Computerspiel entworfen, sondern für Elektroautos. Denn 2014 wurde eine EU-Verordnung verabschiedet, die zum 1. Juli 2019 in Kraft trat. Sie schreibt Klanggeneratoren vor, sogenannte Acoustic Vehicle Alerting-Systems – kurz AVAS. Diese mussten zuvor nicht zwingend verbaut werden – es fahren also auch noch E-Fahrzeuge ohne Geräuschgenerator.
"Die AVAS-Verordnung regelt, dass das in zwei Frequenzbändern was passieren soll, wenn der Motor sich bewegt. Mindestens eins dieser Frequenzbänder muss sich mit der Motor-Drehzahl verändern. Sodass ich als Passant hören kann, da steigt ein Ton, da dreht jetzt was schneller. Das ist so im Bereich 300 bis 500 Hz, also gut hörbar im Straßenverkehr."
Und damit eine Sicherheitsvorkehrung bei Elektroautos, deren Motor kaum Geräusche erzeugt.

Der Klanggenerator ist nur bis Tempo 20 aktiv

Mit der AVAS-Technik sollen vor allem ältere Menschen gewarnt werden, wenn sich ein Fahrzeug nähert. Und das bei einer Lautstärke von mindestens 56 dB, was Regenrauschen oder einem laufenden Kühlschrank entspricht. Die Obergrenze liegt bei 75 dB, also dem Lärm einer schleudernden Waschmaschine. Der Geräuschgenerator muss aber nur bei geringem Tempo aktiv sein, erklärt Jens Gieseke, Mitglied des Verkehrsausschusses im EU-Parlamenent.
"Die Verordnung schreibt vor, dass man die Geräusche nur simuliert bis zu einer Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. Weil ab der Geschwindigkeit gibt es dann auch Abrollgeräusche des Fahrzeuges, sodass dann auch ein Elektrofahrzeug wahrgenommen werden kann im Straßenverkehr. Es ist also nur das Anfahren, dann bis 20 Kilometer pro Stunde – und natürlich beim Rückwärtsfahren."
Das Anfahrgeräusch wurde der AVAS-Verordnung nachträglich beigefügt. Außerdem kam hinzu, dass das gesamte Klang-System nicht abschaltbar sein darf. Anders als in Verbrenner-Autos, wo eine ähnliche Technik schon vor 2019 verbaut wurde - aber nur zu ästhetischen Zwecken, damit ein Wagen cooler klingt.

Sounddesigner geben jedem Modell den passenden Klang

Bei Elektroautos ist aber sowohl für Passanten als auch für Insassen ein ansprechender Klang notwendig, der draußen zudem normenkonform sein soll. Darum können Kundinnen und Kunden ihre Fahr-Sounds auch nicht selbst zusammenstellen. Das bleibt Experten wie Lars Ohlendorf vorbehalten. Er muss für jedes Fahrzeugmodell den passenden Sound kreieren und dafür sorgen, dass er sich in Abhängigkeit von Motordrehzahl und Fahrtgeschwindigkeit ändert.
"Da arbeite ich zum Teil mit echten Samples von Motoren. Andererseits aber auch mit verschiedenen Syntheseverfahren, um den Klang interessant zu machen."
Lautsprecher unter der Motorhaube oder in der Nähe der Vorderräder beschallen dann damit die Umgebung. Zusätzlich existiert auch immer öfter innen ein Fahrgeräusch-System.

Außenklang muss regelmäßig geprüft werden

Die EU-Verordnung schreibt regelmäßige Kontrollen des Außenklanges von Elektroautos vor, erklärt Jens Gieseke:
"In Deutschland ist für die Überprüfung das Kraftfahrtbundesamt zuständig. Und es ist auch eine regelmäßige Marktüberwachung vorgesehen, sodass die Möglichkeit besteht, auch an bereits genehmigten Fahrzeugen diese Prüfungen durchzuführen."
Das kann per Messmikrofon auf Teststrecken passieren. Auch in Laboren lassen sich die Klänge von Elektroautos über Lautsprecherwolken simulieren und begutachten. Sogar in verschiedenen Umgebungen, sagt Lars Ohlendorf.
"Ob ich jetzt durchs Grüne fahre oder in der Innenstadt – all diese Klänge bekomme ich dazu. Und höre dann auch direkt, wie sich die AVAS-Klänge denn durchsetzen. Ich muss ein Gefühl bekommen für das Fahrverhalten des Autos im Zusammenhang mit dem Klang. Das bedeutet, wir haben dann auch im Studio, wie für die Playstation, Lenkrad, Bremse und Gaspedal unterm Tisch – und entwickeln dann damit die Klänge."

Klanggeneratoren retten Leben

Studien aus den USA belegen, dass diese Geräusche auf der Straße tatsächlich wirken, weiß Jens Gieseke: "Die National Highway Traffic Safety Administration hat ermittelt, dass man für Amerika gesehen 2400 Fußgänger-Unfälle verhindern kann. Und wenn man die Einwohnerzahlen in Europa vergleicht, kann man sagen, dass sicherlich mehrere tausend Menschenleben gerettet werden können durch dieses akustische Signal."