Das Rezept zur Reduktion der Schwerkraft klang zwar nicht gerade simpel, aber immerhin machbar. Man nehme eine supraleitende Scheibe aus einer keramischen Ytrium-Barium-Kupfer-Oxid-Verbindung, kühle sie auf minus 233 Grad Celsius und versetze sie in schnelle Rotation mit bis zu 5000 Umdrehungen pro Minute. Der tiefgekühlte rotierende Supraleiter verringert das Gewicht darüber hängender Objekte um rund zwei Prozent. Das jedenfalls hatte der russische Materialforscher Jevgeni Podkletnov 1992 gemessen – durch Zufall, bei einem Experiment an der Technischen Universität Tampere in Finnland, seinem damaligen Arbeitgeber.
"Meine Forschung basiert auf der Annahme, dass es möglich ist, die Schwerkraft lokal so zu verändern, dass Objekte schwerer oder leichter werden."
Jevgeni Podkletnov veröffentlichte seine Arbeit im seriösen Fachjournal Physica C und war bald darauf seinen Job los. Da seine Behauptung in den Ohren der meisten Experten ziemlich abseitig klang, mutierte seine Karriere zum wissenschaftlichen Spießrutenlauf. Der junge Mann tauchte unter. Derzeit arbeitet er angeblich an einem Institut in Moskau, doch die Kontaktaufnahme gestaltet sich schwierig. Zum Glück hat das Phantom dem Macher einer Antigravitations-Webseite 2004 ein Telefon-Interview gegeben, das man nachhören kann.
"Anti-Schwerkraft-Forschung ist ein heikles Thema – zum einen, weil es bislang kaum Arbeiten dazu gibt. Zum anderen, weil die meisten Wissenschaftler diesem Gebiet extrem ablehnend gegenüber stehen. Wer sich trotzdem damit beschäftigt, muss eine Menge einstecken."
Jevgeni Podkletnov zieht Parallelen zum Fall Giordano Brunos, der wegen unzeitgemäßer Ansichten auf dem Scheiterhaufen landete. Genie oder Scharlatan? Der Brite Clive Woods, Professor an der Louisiana State University in Baton Rouge, hat den umstrittenen Gravitations-Guru persönlich kennen gelernt und warnt vor vorschnellen Urteilen:
"Er ist ein ernst zu nehmender Wissenschaftler, kein Spinner oder Dilettant. Er hat in Physik und Chemie promoviert und ist ein professioneller Materialforscher, der die wissenschaftlichen Spielregeln genau kennt. Wenn wir davon ausgehen, dass hier kein Betrug vorliegt - und dafür gibt es keinerlei Anzeichen - muss man sich fragen: Was hat er beobachtet?"
Denn was, wenn an der Sache doch etwas dran wäre und ein paar supraleitende Kreisel an der Unterseite eines Flugzeugs oder Raumschiffes dessen Gewicht um ein paar Prozent verringern könnten? Neben der NASA versuchte deshalb auch der Flugzeugbauer Boeing in aller Stille Podkletnovs Experiment zu wiederholen – genau wie der britische Luftfahrtkonzern BAE Systems, an dessen Geheimprojekt Greenglow Clive Woods maßgeblich beteiligt war.
"Wir waren damals die Ersten, die versuchten, das Experiment möglichst genau zu reproduzieren. Doch das Ergebnis unserer Messungen war negativ. Wir konnten den Effekt nicht bestätigen – was zwei Schlussfolgerungen zuließ: Entweder Podkletnov hatte sich geirrt oder wir hatten sein Experiment nicht präzise genug kopiert."
In ihrem Labor in Sheffield konnten die britischen Forscher ihre Supraleiterscheibe damals nicht ganz so weit abkühlen, wie nach Angaben des Russen erforderlich. Dem Originalexperiment am nächsten kam der kanadische Tüftler George Hathaway in seinem Labor in Toronto. Aber selbst der registrierte keine Gewichtsreduktion über der vermeintlichen Anti-Gravitations-Maschine.
"Die meisten Experten sind heute der Ansicht, dass ausreichend Anstrengungen unternommen wurden, um die Behauptung zu prüfen. Selbst wenn die von Podkletnov spezifizierten Parameter in keinem der Nachahmer-Experimente alle ganz erreicht wurden – man war auf jeden Fall mehrmals so dicht dran, dass man einen Effekt hätte sehen müssen."
Fazit: Der Effekt war wohl eine Ente. Offiziell wurden mittlerweile alle diesbezüglichen Forschungsprojekte eingestellt. Was genau Jevgeni Podkletnov 1992 in Finnland gemessen hat, weiß bis heute keiner. Der russische Forscher selbst behauptet indes, inzwischen Gewichtsreduktionen von neun Prozent erzielt zu haben. In einem 2003 publizierten Fachartikel beschreibt Podkletnov sogar die Erzeugung von Gravitationsimpulsen, die angeblich soviel Energie haben, dass sie selbst über größere Entfernungen noch Objekte umwerfen können. Unabhängige Überprüfungen dieser Arbeit stehen aber noch aus.
Forschung-Aktuell-Beitrag aus dem Jahr 2002
Reportage im US-Magazin Wired aus dem Jahr 1998
Interview mit Jevgeni Podkletnov
"Meine Forschung basiert auf der Annahme, dass es möglich ist, die Schwerkraft lokal so zu verändern, dass Objekte schwerer oder leichter werden."
Jevgeni Podkletnov veröffentlichte seine Arbeit im seriösen Fachjournal Physica C und war bald darauf seinen Job los. Da seine Behauptung in den Ohren der meisten Experten ziemlich abseitig klang, mutierte seine Karriere zum wissenschaftlichen Spießrutenlauf. Der junge Mann tauchte unter. Derzeit arbeitet er angeblich an einem Institut in Moskau, doch die Kontaktaufnahme gestaltet sich schwierig. Zum Glück hat das Phantom dem Macher einer Antigravitations-Webseite 2004 ein Telefon-Interview gegeben, das man nachhören kann.
"Anti-Schwerkraft-Forschung ist ein heikles Thema – zum einen, weil es bislang kaum Arbeiten dazu gibt. Zum anderen, weil die meisten Wissenschaftler diesem Gebiet extrem ablehnend gegenüber stehen. Wer sich trotzdem damit beschäftigt, muss eine Menge einstecken."
Jevgeni Podkletnov zieht Parallelen zum Fall Giordano Brunos, der wegen unzeitgemäßer Ansichten auf dem Scheiterhaufen landete. Genie oder Scharlatan? Der Brite Clive Woods, Professor an der Louisiana State University in Baton Rouge, hat den umstrittenen Gravitations-Guru persönlich kennen gelernt und warnt vor vorschnellen Urteilen:
"Er ist ein ernst zu nehmender Wissenschaftler, kein Spinner oder Dilettant. Er hat in Physik und Chemie promoviert und ist ein professioneller Materialforscher, der die wissenschaftlichen Spielregeln genau kennt. Wenn wir davon ausgehen, dass hier kein Betrug vorliegt - und dafür gibt es keinerlei Anzeichen - muss man sich fragen: Was hat er beobachtet?"
Denn was, wenn an der Sache doch etwas dran wäre und ein paar supraleitende Kreisel an der Unterseite eines Flugzeugs oder Raumschiffes dessen Gewicht um ein paar Prozent verringern könnten? Neben der NASA versuchte deshalb auch der Flugzeugbauer Boeing in aller Stille Podkletnovs Experiment zu wiederholen – genau wie der britische Luftfahrtkonzern BAE Systems, an dessen Geheimprojekt Greenglow Clive Woods maßgeblich beteiligt war.
"Wir waren damals die Ersten, die versuchten, das Experiment möglichst genau zu reproduzieren. Doch das Ergebnis unserer Messungen war negativ. Wir konnten den Effekt nicht bestätigen – was zwei Schlussfolgerungen zuließ: Entweder Podkletnov hatte sich geirrt oder wir hatten sein Experiment nicht präzise genug kopiert."
In ihrem Labor in Sheffield konnten die britischen Forscher ihre Supraleiterscheibe damals nicht ganz so weit abkühlen, wie nach Angaben des Russen erforderlich. Dem Originalexperiment am nächsten kam der kanadische Tüftler George Hathaway in seinem Labor in Toronto. Aber selbst der registrierte keine Gewichtsreduktion über der vermeintlichen Anti-Gravitations-Maschine.
"Die meisten Experten sind heute der Ansicht, dass ausreichend Anstrengungen unternommen wurden, um die Behauptung zu prüfen. Selbst wenn die von Podkletnov spezifizierten Parameter in keinem der Nachahmer-Experimente alle ganz erreicht wurden – man war auf jeden Fall mehrmals so dicht dran, dass man einen Effekt hätte sehen müssen."
Fazit: Der Effekt war wohl eine Ente. Offiziell wurden mittlerweile alle diesbezüglichen Forschungsprojekte eingestellt. Was genau Jevgeni Podkletnov 1992 in Finnland gemessen hat, weiß bis heute keiner. Der russische Forscher selbst behauptet indes, inzwischen Gewichtsreduktionen von neun Prozent erzielt zu haben. In einem 2003 publizierten Fachartikel beschreibt Podkletnov sogar die Erzeugung von Gravitationsimpulsen, die angeblich soviel Energie haben, dass sie selbst über größere Entfernungen noch Objekte umwerfen können. Unabhängige Überprüfungen dieser Arbeit stehen aber noch aus.
Forschung-Aktuell-Beitrag aus dem Jahr 2002
Reportage im US-Magazin Wired aus dem Jahr 1998
Interview mit Jevgeni Podkletnov