Großes Kino will er machen. Das ist der Anspruch von Tom Cruise. Und weil der 53-Jährige ganz genau weiß, wonach das Publikum verlangt, produziert Cruise die Filme, in denen er die Hauptrolle spielt, gleich selbst. Das erste Mal vor 19 Jahren bei "Mission: Impossible" - Ausgabe eins.
Ursprünglich - so Tom Cruise - sei die Sache mit dem Produzieren aus der Liebe zum Kino entstanden. Er liebe das Agenten-Genre - allein schon die Titelmusik. Er wolle das Publikum unterhalten mit jedem Film, den er mache.
Wenn auf Plakaten der Name Tom Cruise über dem Filmtitel steht, lautet das Motto: Nicht kleckern, sondern klotzen! Was das konkret bedeutet, unterstreicht die Eingangssequenz von "Mission: Impossible - Rogue Nation".
Tom Cruise als Agent Ethan Hunt hängt an der Außenseite eines Flugzeugs, das gerade von der Startbahn abhebt. Ein spektakulärer Stunt - und Cruise hat es sich nicht nehmen lassen, ihn selbst auszuführen.
Durch die Wüste nach Wien
In Zeiten, in denen gesichtslose Superhelden in mit Computereffekten überfrachteten Spektakeln die Leinwände dominieren, beeindruckt Tom Cruise mit vollem Körpereinsatz. Natürlich ist auch das neue "Mission: Impossible"-Abenteuer nichts anderes als ein Spektakel, aber eines, das von der physischen Präsenz und vom Charisma seines Helden lebt. Ob bei der Verfolgungsjagd durch die Wüste - erst auf vier, dann auf zwei Rädern, ob bei einem perfekt choreografierten Einsatz in der Wiener Staatsoper oder aber unter Wasser im Tauchbecken: Tom Cruise und das Team hinter der Kamera wissen, wie man dem Zuschauer den Atem verschlägt.
"Du musst durch vier Meter Beton, durch 250.000 Liter Druckwasser durchtauchen und darfst kein Metall am Körper tragen. - Keine Sauerstoffflasche. ... Ethan, bist du bereit?"
Tom Cruise ist ein eigenes Gütesiegel. Vielleicht ist er der letzte wirkliche Star von Hollywood - einer, der - wie das Forbes-Magazin jüngst errechnet hat - seit 30 Jahren, seit er mit "Top Gun" zum Superstar wurde, keinen wirklichen Flop abgeliefert hat. Damit steht er einsam an der Spitze. Bei Schauspielkollegen wie Johnny Depp oder Robert Downey Jr. hängt der Erfolg dagegen viel stärker von ihren Serienfiguren Jack Sparrow respektive Iron Man ab.
"Ethan, wo bist du? - Das Syndikat existiert. Eine Untergrundarmee - ausgebildet wie wir. Eine Anti-IMF."
Handlung? Wie beim letzten Mal
Dass sich die Handlung vom neuen "Mission: Impossible" in einem Satz zusammenfassen lässt - Ethan Hunt und sein Team wollen einer gefährlichen Untergrundorganisation, die sich aus ehemaligen Eliteagenten rekrutiert, das Handwerk legen - dass die Handlung also recht überschaubar ist und zudem wenig originell, stört nicht im Geringsten. Selbst die persönlichen Befindlichkeiten von Hunt und seinen Mitstreitern - wieder sind mit dabei Simon Pegg, Jeremy Renner und Ving Rhames - werden fast komplett ausgeblendet. Für Originalität sorgen stattdessen die Schauplätze. Wie sie für die unterschiedlichsten Actionsequenzen genutzt werden, macht diese fünfte Mission zu einer zeitgemäßen Ausgabe von Hitchcocks "Der unsichtbare Dritte" - inklusive einer exzellenten Referenz an den "Master of Suspense".
Ein Höhepunkt des Agenten-Genres
Während die Bond-Abenteuer einen immer düstereren Anstrich bekommen und ihren Titelhelden in die Nähe eines psychischen Wracks gerückt haben, kennt der Agent Ethan Hunt so wenig Selbstzweifel wie sein Darsteller Tom Cruise. "Mission: Impossible" ist das seltene Beispiel einer Filmreihe, die von Ausgabe zu Ausgabe immer besser geworden ist. Zweifellos eine Gelddruckmaschine für Cruise, aber auch ein Höhepunkt des Agenten-Genres.
"Es könnte unsere letzte Mission sein."
Das wäre bedauerlich. Wir müssten dann auch auf das Wortspiel verzichten, nach dem ein sechster Teil förmlich schreit. Der könnte dann nämlich "M:I 6" abgekürzt werden. Wenn das mal keine Kampfansage an 007 ist!