Tom Kühnhackl hat seinen Vater nie selbst spielen sehen. Als er 1992 zur Welt kam, war dessen Karriere schon vorbei. Doch der Sohn weiß, dass Erich Kühnhackl ein generationenübergreifendes Idol ist. Er ist aufgewachsen mit den Geschichten seines Vaters und den sagenhaften Spielszenen aus den 70er und 80er Jahren, die sich inzwischen im Internet finden lassen: "Wie man sieht, wo er sich hinterm eigenen Tor die Scheibe holt und dann einfach mal durch alle durchmarschiert und vorne ein Tor schießt. Für mich ist es eine Ehre, den Namen zu haben. Solch einen Vater zu haben, mit den ganzen Rekorden, die er aufgestellt hat, Spieler des Jahrhunderts, eine lebende Legende.”
Etwas Legendäres kann nun auch Tom Kühnhackl schaffen - als dritter Deutscher den Stanley Cup gewinnen, die begehrteste Eishockey-Trophäe der Welt. Das war zuvor Uwe Krupp und Dennis Seidenberg gelungen. Beide waren bei ihren Erfolgen bereits langjährige NHL-Profis. Tom Kühnhackl hingegen spielt erst seit Anfang Januar für die Pittsburgh Penguins - und steht nun nach gerade einmal 60 Partien bereits im Finale gegen die San Jose Sharks. Erich Kühnhackl ist selbstverständlich nach Pittsburgh geflogen, um seinen Sohn auf der großen Bühne spielen zu sehen: "Ich bin natürlich, wie die ganze Familie, sehr, sehr stolz auf ihn. Dass er es endlich geschafft hat, dass er für seinen harten Weg, den er gegangen ist, mit vielen Verletzungen, dann auch belohnt worden ist.
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Kurviger Karrierenverlauf
Die Karriere des jungen Kühnhackl verlief alles andere als geradelinig. 2010 verließ er seine bayerische Heimat, zog nach Nordamerika, um sich seinen NHL-Traum zu erfüllen. Doch hier war er zunächst nur ein Talent unter vielen, spielte lange in der Entwicklungsmannschaft der Penguins. Anfang Januar dann die Beförderung. Ein Stammspieler in Pittsburgh war verletzt, Kühnhackl sollte nur einige Partien aushelfen - biss sich jedoch fest. Er hat seitdem kein einziges Spiel verpasst und sich längst einen Namen als Spezialist für Unterzahltore gemacht.
So schön Kühnhackl-Tore auch sind, seine eigentliche Aufgabe ist eine andere. Der Bayer spielt in der vierten Reihe. Es soll Energie ins Spiel bringen und den Stars mal eine Verschnaufpause ermöglichen. Dass er ab und zu auch noch trifft, macht ihn umso wertvoller. Erich Kühnhackl, der nie NHL spielte, stand einst bei Weltmeisterschaften dem legendären Wayne Gretzky gegenüber - Tom Kühnhackl ist in einem Team mit dem heutigen Superstar, Sidney Crosby - und sitzt in der Kabine sogar neben ihm. Auch das hätte er sich vor fünf Monaten noch nicht träumen lassen.