Kaum ein Spätwerk eines europäischen Jazzmusikers birgt so viele Schätze wie das Erbe Stankos. In der US-Agentenserie "Homeland" agiert die Hauptdarstellerin zu seiner Musik. Und auch der weltbekannte Krimi-Autor Michael Connelly zählt zu seinen eingeschworenen Fans. Tomasz Stankos poetischer Jazz, durchtränkt mit slawischer Melancholie, die "einer besonderen Art von Dunkelheit" entspringt, hatte viele Freunde. Seine Inspiration bezog Stanko jedoch nicht nur aus den Errungenschaften großer Jazztrompeter, sondern vor allem auch aus anderen Kunstrichtungen: Film, Theater, Literatur und Malerei. Immer wieder tauchten Namen wie Kokoschka, Szymborska und Polanski in Gesprächen mit Stanko auf; eines seiner letzten und schönsten Alben, "December Avenue", kreiste um den Erzählband "Die Zimtläden" von Bruno Schulz. "Wie eine Revolution" sei das gewesen, was er mit seinem heute legendären Quintett Anfang der 1960er-Jahren in Polen erlebt habe, erinnerte sich Stanko im Studiogespräch mit Karl Lippegaus, der auf zwei Meilensteine des Trompeters zurückblickt - die Alben "From The Green Hill" (1998) und "Lontano" (2005).
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Tomasz Stanko (1942-2018)
From the Green Hill & Lontano
Am 29. Juli 2018 starb Tomasz Stanko. Mit ihm verlor nicht nur der polnische Jazz eine seiner bedeutendsten Persönlichkeiten. Der noch bis ins hohe Alter unermüdlich tourende Trompeter hatte eine nie versiegende Lust am Improvisieren und erspielte sich damit international einen hervorragenden Ruf.