Archiv

Toni Morrison
"Die Herkunft der Anderen"

1993 erhielt sie den Literatur-Nobelpreis: Die US-amerikanische Schriftstellerin Toni Morrison. Ihre Romane befassen sich mit Rassismus, mit der Geschichte der Sklaverei in den USA, mit Zugehörigkeit und Ausgrenzung. Ihre Essay-Sammlung "Die Herkunft der Anderen" trifft entsprechend den Nerv der Zeit.

Angela Gutzeit im Gespräch mit Catrin Stövesand |
Toni Morrison ist gestorben
Die Literatur-Nobelpreisträgerin Toni Morrison (dpa / picture alliance / Ian Langsdon)
Die sechs Texte sind zwar während der US-Präsidentschaft von Barack Obama entstanden - sie beruhen auf Vorlesungen, die Morrison im Frühjahr 2016 an der Harvard University gehalten hat. Dass Donald Trump dann Ende 2016 zum Präsidenten der USA gewählt wurde und seitdem Rassismus und Ausgrenzung wieder sehr spürbar in den USA sind, habe Toni Morrison in der Überarbeitung ihrer Texte für das Buch nicht explizit eingearbeitet, wie Angela Gutzeit erläutert. Toni Morrison wolle erkennbar nicht auf aktuelle politische Ereignisse eingehen. Dennoch lasse die Schriftstellerin den tiefen Einschnitt in der politischen Kultur, die Präsidentschaft Trumps, in die Texte miteinfließen.
Morrison ziehe mit dieser Essay-Sammlung gewissermaßen Bilanz nach Jahrzehnte langer Beschäftigung und Verarbeitung der Themen Rassismus, Abgrenzung und Abwertung des Anderen. In Form von kleinen Geschichten oder anhand literarischer Beispiele zeichne Morrison die Spielarten des Rassismus nach. Sie stelle sich unter anderem die Frage: Wie wird man eigentlich Rassist? Denn das verlange auch, sich selbst zum Unmenschen zu degradieren.
Die Schriftstellerin spannt den Bogen von der Sklaverei in den USA zum heutigen Rassismus und blickt dabei auch über die USA hinaus, sie thematisiert Migration, Fremdenhass, Verunsicherung durch Globalisierung und Verlust von Zugehörigkeit.
Toni Morrison: "Die Herkunft der anderen. Über Rasse, Rassismus und Literatur"
Rowohlt Verlag, 110 Seiten, 16 Euro.