Nach rund eineinhalb Jahren Pause ist Almuth Schult in dieser Woche ins Tor der Frauen des VfL Wolfsburg zurückgekehrt. Am Mittwoch stand die 29-Jährige im Testspiel des VfL gegen Eintracht Frankfurt (3:2) wieder zwischen den Pfosten. Es war ihr erstes Spiel seit dem 29. Juni 2019, als die deutsche Nationalmannschaft im Viertelfinale der Weltmeisterschaft in Frankreich mit 2:1 gegen Schweden unterlag und ausschied. Nach einer Schulter-OP wurde Schult schwanger und brachte am 22. April 2020 Zwillinge zur Welt.
"Ich freue mich, dass ich jetzt wieder da bin", sagte Schult im Dlf nach ihrem Comeback. Eigentlich hätte sie schon früher in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln sollen. Aufgrund der Corona-Pandemie darf die Mannschaft derzeit aber weder spielen, noch trainieren. Also musst Schult sich noch gedulden. "Nach der langen Ausfallzeit machen vier oder acht Wochen die Sache nicht mehr viel größer", sagte sie.
Kinderbetreuung als größte Herausforderung
Nun steht Schult vor einer weiteren Herausforderung: Kinder und Karriere zu vereinbaren. Der Weg zurück in den Sport sei mit Aufwand verbunden. "Der größte organisatorische Aufwand ist, die Kinder zu betreuen. Mein Mann und ich arbeiten Vollzeit und in diesen Zeiten ist die Kita sowieso außen vor. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir die große Unterstützung von unseren Familien haben."
Schult hofft deshalb, dass es Fußballerinnen nach ihr leichter haben und etwa auf vereinseigene Kitas zurückgreifen können. "Aber das muss sich erst einmal einspielen und ergeben. Man muss sehen, wo man aufeinander zugehen kann. Und wir sind ja auch nur normale Arbeitnehmer, die nichts abstraktes von ihrem Arbeitgeber verlangen können."
Das Thema Betreuung, auch auf Auswärtsfahrten und bei Trainingslagern, müsse man nun erörtern, sagt Schulz. "Ich bin gespannt darauf, wie das vielleicht auch dieses Gefüge, was es momentan gibt, durcheinander bringt oder in neue Bahnen lenkt. Weil das jetzt etwas Neues ist in den letzten Jahren im Frauenfußball, oder überhaupt im Fußball."
"Hoffe, dass ich den Weg ebne"
Trotz der Widrigkeiten sei Schulz froh, den Weg gegangen zu sein, "weil es eine tolle Erfahrung ist. Ich hoffe, dass ich Beispiel bin für viele Sportlerinnen, die talentiert sind und trotzdem die Familie damit vereinbaren wollen. Ich weiß auch, dass es keine einfache Situation ist, aber mir machen Herausforderungen Spaß. Ich hoffe, dass ich den Weg ebne für andere, die vor dieser Entscheidung stehen."
Diese Vorbildrolle sieht Schult nicht als Last, selbst wenn sie Karriere und Kinder irgendwann nicht mehr vereinbaren könnte. "Da bin ich sehr gefestigt und wenn ich irgendetwas nicht mehr will, dann kann ich das sagen. Es ist ja auch kein Eingeständnis von Schwäche, wenn ich sage, ich kann es nicht mehr. Das ist dann einfach den Tatsachen geschuldet. Vielleicht ist das dann eher ein Zeichen, dass noch mehr Unterstützung notwendig ist, oder man etwas ändern ist. Egal was ich mache, es wird ein Modell sein, dass anderen hilft."
Aus Zeitgründen haben wir das Interview im Programm des Deutschlandfunks leicht gekürzt gesendet. Online können Sie die ausführliche Fassung nachhören.