"Buy now, die later!" - "Kaufe jetzt, stirb später." Willkommen im Sepulkral-Kaufhaus von Gerold Eppler und Ulrike Neuwirth.
"Wir beschränken uns nur auf die Waren, die ein Mensch auf der Haut trägt. Also nur Bekleidung oder Schmuck."
Bedruckt: Mit dem Totenschädel. Als Jolly Roger in Schwarz auf dem Babybody, als Konterfei aus Glitzersteinen auf dem T-Shirt für die ältere Frau oder mal bedrohlich aber kunterbunt auf dem Radfahreroutfit.
"Man könnte das Motto gebrauchen: Death sells."
Der Tod im 21. Jahrhundert? Er ist ziemlich kitschig, überladen und glitzert. Hält sich aber seit Jahren in der Mainstream-Mode. Weil der Tod heute so eine große Rolle spielt? Nein, sagt Kurator Gerold Eppler:
"Das ist ja das Verrückte: Dieses Motiv ist heute so stark kommerzialisiert, dass es überall im Alltag auftaucht. Es wird aber im Grunde nicht mehr dazu verwendet, die eigene Endlichkeit zu reflektieren."
Sterben ist out
Der Totenkopf als Vanitas-Motiv existiert bereits seit der Antike und erlebte dann im Barock eine Blüte. Heute weisen wir dagegen mit dieser sich hartnäckig haltenden Mode den Tod glamourös von uns. Wer stirbt schon noch ... Im Sepulkral-Kaufhaus wird die Kulturgeschichte des Totenkopfes in kleinen Umkleidekabinen angerissen: der Totenkopf als Vergänglichkeitsmotiv im Barock, als Abschreckung auf den Flaggen der Piraten oder als Logo der Hells Angels.
Bis dann die Punks und Gothics kamen und mit dem Todessymbol rebellierten.
"Das waren die 80er-Jahre mit der New Economy und diesem Hedonismus. Und in dieser Welt kommt ein neues Statussymbol auf: der schöne junge, jugendliche, gesunde Körper. Das ist das Ideal, dem heute noch viele anhängen. Jugendliche sind im Besitz dieses großartigen Statussymbols und inszenieren sich als Leichnam und führen der Erwachsenenwelt vor Augen, dass alles Schöne vergehen muss. Das ist natürlich eine subversive Aussage."
Totenköpfe als Provokation
Mit Totenköpfen auf Lederjacken oder Lackröcken. Eine Mode für Rebellen und nicht für den Mainstream. Die Ausstellung blickt etwas knapp auf diesen eigentlichen Ursprung der heutigen Mode. Denn der Designer Alexander McQueen ließ sich 2001 "von jugendkulturellen Stilen inspirieren, die dann in einer hochästhetischen Form noch einmal von der Haute Couture umgesetzt werden", sagt Eppler.
Einige Jahre später haben auch Dior, Chanel und Karl Lagerfeld auf den Laufstegen eine Vorliebe für das Morbide gezeigt. Und damit die Kommerzialisierung der Jugendkultur vorbereitet. Neuwirth: "Ed Hardy hat dann auch dafür gesorgt, dass der Tötenschädel so beliebt geworden ist in der Alltagskultur."
Vergänglichkeit im Glitzerlook
Ein bisschen Rebellion für alle. Der Tätowierer druckte auf Cappys, was er sonst in die Haut ritze: verschnörkelte Totenköpfe mit Slogans wie "Love Kills Slowly". Das war 2002. Damit ist der Zenit dieser Totenkopfmode längst überschritten. Trotzdem scheint auch über zehn Jahre nach dem Ed-Hardy-Hype kein Ende mit dem Tod und der Mode. Aber auch kein Anfang, dass dieses Symbol wieder reflektiert wird. Weil wir vor lauter Totenköpfen nur noch Glitzer und Köpfe sehen und keinen Tod. Eppler:
"In der heutigen Zeit wird es als dekoratives Motiv aufgegriffen und kokettiert mit der Todesgefahr und mit der Vergänglichkeit."
Das Sepulkral-Kaufhaus entlarvt Totenkopf-Mode als hohles Symbol - das sich selbst dabei auch noch unfreiwillig kommentiert. Eppler:
"Nichts ist so schnelllebig wie die Mode und in dem Zusammenhang war es für uns überraschend, wie lange sich dieses Motiv überhaupt gehalten hat."
Infos zur Ausstellung
"Das Sepulkralkaufhaus - Buy now, die later!?"
25. Juli - 8. November 2015
Museum für Sepulkralkultur
Weinbergstrasse 25-27
34117 Kassel
Reguläre Öffnungszeiten: Di 10-17 Uhr, Mi 10-20 Uhr, Do bis So 10-17 Uhr
25. Juli - 8. November 2015
Museum für Sepulkralkultur
Weinbergstrasse 25-27
34117 Kassel
Reguläre Öffnungszeiten: Di 10-17 Uhr, Mi 10-20 Uhr, Do bis So 10-17 Uhr