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Tour de France-Sieger Pogacar
"Er ist in den nächsten Jahren die absolute Referenz"

Der slowenische Radfahrer Tadej Pogacar hat die diesjährige Tour de France überlegen gewonnen. "Da war nicht viel Raum für andere Radfahrer", sagte Ex-Radprofi Marcel Kittel. Allerdings seien die Zweifel an der Leistung von Pogacar angesichts der Doping-Historie der Tour de France durchaus berechtigt.

Marcel Kittel im Gespräch mit Matthias Friebe |
Tour de France: Der Slowene Tadej Pogacar im gelben Trikot.
Der Slowene Tadej Pogacar hat die Tour de France 2021 gewonnen (dpa-news / AP / Christophe Ena)
Mark Cavendish ist bei der Tour de France ein spektakuläres Comeback gelungen. Denn Cavendish hat Radsport-Geschichte geschrieben: Der britische Sprintstar hatte bei seinem vierten Triumph der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt in Carcassonne seinen 34. Tour-Etappensieg gefeiert und den über 46 Jahre alten Rekord des fünfmaligen Tour-Siegers Eddy Merckx eingestellt.

Eigentlich schien Cavendishs Zeit als Radprofi abgelaufen zu sein. Eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus schwächte vor vier Jahren seinen Körper. Depressionen quälten seinen Geist. Eine Rückkehr zur Tour war lange praktisch ausgeschlossen. 2019 und 2020 war Cavendish jeweils ohne Sieg geblieben. Dann kam der Anruf von Patrick Lefevere. Der mächtige Patron der belgischen Star-Equipe Deceuninck-Quick Step gab seinem einstigen Schützling zur Saison 2021 eine zweite Chance.

Sprints extrem hart umkämpft

Cavendish startete wieder durch und zahlte das Vertrauen bei der Großen Schleife eindrucksvoll zurück. In diesem Jahr fuhr er im Grünen Trikot bis nach Paris. "Diese Leidenschaft und Hingabe hat man jetzt in seinen Siegen gesehen", sagte Marcel Kittel, der ehemaliger deutscher Radrennfahrer im Deutschlandfunk. "Ich freue mich für ihn, dass er so erfolgreich diese Tour starten konnte."
Frankreich, Lorient: Radsport: UCI WorldTour - Tour de France, Lorient - Pontivy (182,90 km), 3. Etappe: Peter Sagan (l-r) aus der Slowakei vom Team Bora-hansgrohe und Caleb Ewan aus Australien vom Team Lotto Soudal stürzen beim Sprint vor dem Ziel der dritten Etappe.
Kritik am Parcours der Tour de France
Die Tour de France 2021 war anders: Es wurde von Beginn an attackiert, es gab viele Stürze, die schon in der ersten Woche das Favoritenfeld stark reduzierten. Um eine Tour zu garantieren, bei der Leistungsunterschiede über den Sieger entscheiden und nicht die Unfallstellen unterwegs, müssen schnelle Lösungen her.
Generell seien Sprints in der Tour extrem hart umkämpft, sagte Kittel. Für die Sportler stehe viel auf dem Spiel, weil die Tour de France das wichtigste Radrennen des Jahres ist. Speziell bei der diesjährigen Rundfahrt hatte es auffallend viele Stürze und Unfälle gegeben.

Hoffnung in Roglič als Kontrahenten

Kittel äußerte sich auch zum Toursieger Tadej Pogacar. "Er ist in den nächsten Jahren die absolute Referenz. Er hat eindrucksvoll dominiert, da war nicht viel Raum für andere Radfahrer." Kittel setzt in Zukunft noch etwas Hoffnung auf den Slowenen Primož Roglič als Kontrahenten für Pogacar, Roglič war bei der Tour in diesem Jahr nach schweren Sturzverletzungen ausgestiegen.
 LUZ ARDIDEN, FRANCE - JULY 15 : BAHRAIN VICTORIOUS shirt during stage 18 of the 108th edition of the 2021 Tour de France cycling race, a stage of 129,7 kms between Pau and Luz Ardiden. on July 15, 2021 in Luz Ardiden, France, 15/07/2021 CYCLISME : 108e edition Tour de France 2021 - Etape 18 - Pau a Luz Ardiden - 15/07/2021 PhotoNews/Panoramic PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY
Radsport - Dopingrazzia bei Tour-Team Bahrain Victorious
Die französische Antidopingpolizei hat das Quartier des Radsportteams Bahrain Victorious bei der Tour de France untersucht. Bahrain-Profi Sonny Colbrelli sieht einen Zusammenhang zu den jüngsten Erfolgen des Teams bei der Tour. Doch Bahrain Victorious war schon zuvor in der Verdachtszone.
Das junge Alter von Pogacar und des Siegers von 2019, Egan Bernal, die bei ihren Siegen beide 22 Jahre alt waren, sei durchaus ein Vorteil, weil sie eine gewissen Unbedarftheit und Frische hätten, analysierte Kittel. Mit steigendem Alter würde der Druck, der Stress und die Erwartungen auf die Fahrer enorm zunehmen.
Die Zweifel an der Leistung von Pogacar seien durchaus berechtigt, sagte Kittel angesichts der Doping-Historie der Tour de France und der früheren Toursieger. "Die Glaubwürdigkeit ist immer noch angekratzt. Die Fragen sind völlig legitim." Er hoffe auf Transparenz und Offenheit beim Slowenen und seinem Rennstall dem UAE Team Emirates, um mit dem Thema offen umzugehen.