Ein Mann hat ein Klavier aufgebaut auf dem Grand Colombier, dem Gipfel der 13. Etappe der Tour de France. Er spielt hier in 1500 Metern Höhe die ersten Takte von David Bowies „Heroes“. Beifall brandet auf, Anfeuerungsrufe erklingen. Denn Männer und Frauen auf Rollstühlen, Handbikes, und speziell umgebauten Fahrrädern kommen den Anstieg hoch.
"Together" ertönt, und wird mit "Stronger" beantwortet. „Together Stronger“ ist das Motto von V Europe, einer Organisation von Opfern von Terroranschlägen. Unter ihnen ist Dimitrios Lagkadinos. „Ich hab schon viele verrückte Sachen in meinem Leben gemacht, aber das war wirklich das Heftigste, was ich bis jetzt gemacht habe. Sehr anstrengend. Aber der Lohn, den man hier oben erfährt, ist phänomenal. Super."
Aufmerksamkeit für die Terror-Opfer
Lagkadinos ist mit einem Handbike den Berg hochgefaren. Er war 17, als auf dem Oktoberfest in München 1980 eine Bombe explodierte. Beide Beine wurden ihm amputiert. Er ist einer von mehr als einer Million. Von so vielen direkten Opfer von Terroranschlägen weltweit geht die Organisation V Europe aus.
142.000 Terrorattacken soll es allein seit dem 11. September 2001 gegeben haben. Für all diese Betroffenen ist die Fahrt auf den Tour de France-Gipfel, um Aufmerksamkeit für sie zu schaffen.
„Es geht um Terrorismus in der Welt. Ein Anschlag kommt einfach über dich, du weißt nie, wann es passiert. Und es trifft immer Leute wie dich und mich. Und es ist nicht fair. Denn du verlierst Leute aus deiner Familien, deinen Ehemann, deine Schwester, wen auch immer", sagt Marion Van Reeth.
Anerkennung als Opfer und Hilfe bei der Bürokratie
Sie verlor beide Beine, als ein islamistischer Täter mit einem Lkw auf einem Fahrradweg in Manhattan in eine Gruppe von Menschen hineinfuhr. Ihr Mann Aristide Melissas, damals auch am Anschlagsort, gründete später V-Europe, um Hilfe, Selbsthilfe und politische Unterstützung zu organisieren.
"Das allererste ist medizinische Hilfe und auch psychologische Hilfe. Und auch, dass man anerkannt wird als jemand, der einen Anschlag überlebt hat und verletzt ist. Und dann geht auch um all den Papierkram, den man als Behinderte machen muss und hier hin gehen und dorthin.“
All das muss schneller und einfacher gehen, fordert Marion Van Reeth. Zugleich freut sie sich, hier auf dem Gipfel der Tour de France zusammen mit Gleichgesinnten zu sein.