Der Wald ist schwarz, die Baumstümpfe verkohlt und die Aufbauhelfer legen für einen Moment die Motorsägen aus der Hand, als das bunte Peloton der Tour Down Under durch die von Waldbränden verwüstete Region Adelaide in Australien fährt. Der Anblick längs der Strecke erschüttert viele Fahrer.
"Es ist natürlich nicht schön zu sehen, wieviel Land da verbrannt ist, und wieviel Eigentum auch zerstört wurde. Viele Häuser sind ausgebrannt, viele wurden aber auch gerettet", sagt André Greipel, Profi des Rennstalls Israel Start-Up Nation.
"Selbst haben wir immer noch ein bisschen den Geruch von verbrannten Sachen in der Nase. Das hat man heute gerochen und auch gestern."
Ablenkung für die Bewohner
In der Region hatten die Wald- und Buschbrände im Dezember gewütet. Die aktuellen Brände sind weiter entfernt. Deshalb besteht nach Greipels Einschätzung keine Gefahr für Sportler oder Zuschauer.
"Beeinträchtigungen gibt es für uns nicht. Man kann auf jeden Fall zu 100 Prozent sagen, dass es nicht gefährlich ist."
Lokale Medien berichten, dass die Bewohner der Region sich auf die Rundfahrt freuten. Denn sie bringe Ablenkung. Und sie soll auch einen wirtschaftlichen Impuls verleihen, indem sie zeigt, dass man sich dort wieder aufhalten kann. Die Gegend lebt von Weinbau und Tourismus.
Den Klimawandel direkt vor Augen
Die Radprofis unterstützen mit Spenden von Preisgeldern und individuellen Kampagnen.
"Um zu helfen, haben wir vom Team einen Spendenaufruf gemacht, wie viele andere Teams natürlich auch, und hoffen, auch wenn es nur ein kleiner Teil ist, dass wir dort irgendwo helfen können."
Die Tour Down Under ist das erste WorldTour-Rennen, das die Auswirkungen des Klimawandels so drastisch vor Augen führt. Unterklassige Rennen sind bereits in der letzten Saison durch Waldbrandgebiete gefahren. Teilnehmer der Tour de Siak in Indonesien etwa mussten Mundschutz und Partikelfilter anlegen.
Immerhin reagieren einzelne Rennställe konstruktiv auf die Bedrohungslage. Der belgische Rennstall Deceuninck Quick Step will klimaneutral werden und dabei weniger Plastik verbrauchen und mehr Wege mit dem Rad statt mit dem Auto zurücklegen.