Djafri Safa tanzt in einem gelben Kaftan inmitten von Musikern; um den Kopf hat die junge Frau gelbe und weiße Tücher gebunden. Sie stammt aus Ouargla im Südosten Algeriens und ist über 500 Kilometer bis nach Bechar unweit der marokkanischen Grenze angereist. Eine Woche lang feiern hier die Delegationen aus allen südlichen Regionen Algeriens während des Saharatourismusfestivals.
Sie führen ihre Kleider, ihr Kunsthandwerk, ihre Musik und ihre Traditionen vor. Djafri Safa ist eine Malerin, die von ihrer Kunst leben kann. Denn ihre Sandmalereien sind auch in der Hauptstadt Algier gefragt. Auf eine Schicht Kleber trägt sie mit einem Pinsel Sand in verschiedenen Schichten und Farben auf:
"Der Sand ist in Gelbtönen, aber er ist auch rot, und weiß. Alle Farben sind natürlich, du findest sie in den Dünen der Sahara. Da gibt es alle Farben, sogar grün. In Tamanrasset gibt es grünen Sand! Rot, blau, beige und gelb. Es gibt viele Sandfarben."
Die Dünen von Taghit, etwa 100 Kilometer von Bechar entfernt, sehen aus wie ein Meer aus Sand. Gegen sechs Uhr abends steigen die Menschen im Sand hoch, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Ein paar Jugendliche aus dem Ort stürmen auf einen Gipfel und trinken dort Bier, ungestört von Blicken aus der Familie. Daneben spielen Kinder, rutschen eine Düne hinunter. Der schnauzbärtige Ahmed stiefelt im Anzug durch den Sand. Der Mann arbeitet in Algier in einem Ministerium. Er ist über 1000 Kilometer aus der Hauptstadt mit dem Auto angefahren, um ein bisschen zur Ruhe zu kommen.
"Ich finde das wunderbar! Hier sehen Sie einen Berg mit Felsen und gegenüber die Sanddünen und in der Mitte die Oase, man hat hier drei verschiedenen Landschaften!"
Viele machen wie Ahmed Urlaub im eigenen Land. Sie bilden die Mehrheit der 1,6 Millionen Touristen im letzten Jahr. Aber für die meisten der über 32 Millionen Algerier ist Urlaub ein Luxus, den sie sich nicht leisten können. Ein Drittel der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre, und vor allem die jungen Leute finden kaum Arbeit. Laut Weltbank liegt die Arbeitslosigkeit bei 25 Prozent.
Vor allem im Süden schafft der Tourismus Arbeitsplätze. Abdelkader Regdada hat seit 1988 eine Reiseagentur in Tamanrasset. Der Tuareg kleidet sich wie die Wüstennomaden, er trägt ein blaues Gewand. Um den Kopf hat er einen weißen Turban geschlungen, der einen Teil seines Gesichtes verdeckt. Abdelkader hat drei Jeeps, mit denen er Touristen durch die Wüste fährt. Zum Glück hat er auch eine Kamelherde. Die hat ihn gerettet, als die Touristen Mitte der 90er Jahre wegen des Bürgerkriegs ausblieben. Um zu überleben, verkaufte er ein paar seiner Tiere.
"In Tamanrasset gibt es nicht viel, keine Unternehmen, nichts, nur den Tourismus. Von 1988 bis 1992 gab es viele Touristen, danach waren wir wegen der Fundamentalisten acht Jahre arbeitslos."
Massaker und Attentate fanden zwar nicht in der Wüste statt, aber die Touristen kamen trotzdem nicht. Der 37-jährige Djamel, Chef einer Werbeagentur in Algier, erinnert sich an die Zeit des Bürgerkriegs, der 200.000 Tote forderte.
"Wir hatten damals jeden Tag Angst. Das war kein Leben. Wir warteten darauf, etwas abzukriegen, von einer Autobombe zum Beispiel. Die Angst im Alltag war eine Qual. Wir haben schreckliche Augenblicke erlebt. Man kann sagen, wir haben zehn Jahre lang überhaupt nicht gelebt. Wenn man an einen gütigen Gott glaubt, dann müsste der eigentlich das Leben eines jeden Algeriers um zehn Jahre verlängern, weil wir diese zehn Jahre verloren haben!"
Um Arbeit zu finden, gingen manche Tuareg damals aus Tamanrasset über 1000 Kilometer bis in die Erdölfirmen nach Hassni Messaoud. Algerien ist reich an Erdöl und Gas; anders als die Nachbarländer Tunesien und Marokko setzte das Land deshalb in der Vergangenheit nie auf den Tourismus als Einkommensquelle. Doch die Ölvorräte werden geringer, und das Volk braucht Arbeit. Dazu meint Abdelkader Gouti, Kommunikationsdirektor im Tourismusministerium:
"Alle Studien zeigen, dass einer von zehn Arbeitsplätzen auf der Welt im Tourismus liegt. Mehr als 220 Millionen Menschen arbeiten im Tourismussektor! Für die Arbeitsplatzbeschaffung ist das doch ein sehr wichtiger Bereich. Wir erwarten für die nächsten fünf, sechs Jahren dank der Entwicklung und der Investitionen etwa 100 000 neue Arbeitsplätze, vor allem für junge Leute, und das ist nicht wenig!"
Algerien hat ein enormes Potential, mit 1200 Kilometer Mittelmeerküste, römischen Ruinen und der größten Wüste der Welt. Aber bisher fehlt die Infrastruktur: Es gibt nur 22 Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels, die zudem meist von Geschäftsleuten ausgebucht sind. Doch zahlreiche Bauprojekte sind bereits beschlossen, ausländische Investitionen werden gefördert, staatliche Hotels werden privatisiert. Nur kommen weiterhin kaum Europäer ins Land - und nach den Anschlägen vom vergangenen Mittwoch dürfte ihre Zahl sogar noch sinken.
Sie führen ihre Kleider, ihr Kunsthandwerk, ihre Musik und ihre Traditionen vor. Djafri Safa ist eine Malerin, die von ihrer Kunst leben kann. Denn ihre Sandmalereien sind auch in der Hauptstadt Algier gefragt. Auf eine Schicht Kleber trägt sie mit einem Pinsel Sand in verschiedenen Schichten und Farben auf:
"Der Sand ist in Gelbtönen, aber er ist auch rot, und weiß. Alle Farben sind natürlich, du findest sie in den Dünen der Sahara. Da gibt es alle Farben, sogar grün. In Tamanrasset gibt es grünen Sand! Rot, blau, beige und gelb. Es gibt viele Sandfarben."
Die Dünen von Taghit, etwa 100 Kilometer von Bechar entfernt, sehen aus wie ein Meer aus Sand. Gegen sechs Uhr abends steigen die Menschen im Sand hoch, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Ein paar Jugendliche aus dem Ort stürmen auf einen Gipfel und trinken dort Bier, ungestört von Blicken aus der Familie. Daneben spielen Kinder, rutschen eine Düne hinunter. Der schnauzbärtige Ahmed stiefelt im Anzug durch den Sand. Der Mann arbeitet in Algier in einem Ministerium. Er ist über 1000 Kilometer aus der Hauptstadt mit dem Auto angefahren, um ein bisschen zur Ruhe zu kommen.
"Ich finde das wunderbar! Hier sehen Sie einen Berg mit Felsen und gegenüber die Sanddünen und in der Mitte die Oase, man hat hier drei verschiedenen Landschaften!"
Viele machen wie Ahmed Urlaub im eigenen Land. Sie bilden die Mehrheit der 1,6 Millionen Touristen im letzten Jahr. Aber für die meisten der über 32 Millionen Algerier ist Urlaub ein Luxus, den sie sich nicht leisten können. Ein Drittel der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre, und vor allem die jungen Leute finden kaum Arbeit. Laut Weltbank liegt die Arbeitslosigkeit bei 25 Prozent.
Vor allem im Süden schafft der Tourismus Arbeitsplätze. Abdelkader Regdada hat seit 1988 eine Reiseagentur in Tamanrasset. Der Tuareg kleidet sich wie die Wüstennomaden, er trägt ein blaues Gewand. Um den Kopf hat er einen weißen Turban geschlungen, der einen Teil seines Gesichtes verdeckt. Abdelkader hat drei Jeeps, mit denen er Touristen durch die Wüste fährt. Zum Glück hat er auch eine Kamelherde. Die hat ihn gerettet, als die Touristen Mitte der 90er Jahre wegen des Bürgerkriegs ausblieben. Um zu überleben, verkaufte er ein paar seiner Tiere.
"In Tamanrasset gibt es nicht viel, keine Unternehmen, nichts, nur den Tourismus. Von 1988 bis 1992 gab es viele Touristen, danach waren wir wegen der Fundamentalisten acht Jahre arbeitslos."
Massaker und Attentate fanden zwar nicht in der Wüste statt, aber die Touristen kamen trotzdem nicht. Der 37-jährige Djamel, Chef einer Werbeagentur in Algier, erinnert sich an die Zeit des Bürgerkriegs, der 200.000 Tote forderte.
"Wir hatten damals jeden Tag Angst. Das war kein Leben. Wir warteten darauf, etwas abzukriegen, von einer Autobombe zum Beispiel. Die Angst im Alltag war eine Qual. Wir haben schreckliche Augenblicke erlebt. Man kann sagen, wir haben zehn Jahre lang überhaupt nicht gelebt. Wenn man an einen gütigen Gott glaubt, dann müsste der eigentlich das Leben eines jeden Algeriers um zehn Jahre verlängern, weil wir diese zehn Jahre verloren haben!"
Um Arbeit zu finden, gingen manche Tuareg damals aus Tamanrasset über 1000 Kilometer bis in die Erdölfirmen nach Hassni Messaoud. Algerien ist reich an Erdöl und Gas; anders als die Nachbarländer Tunesien und Marokko setzte das Land deshalb in der Vergangenheit nie auf den Tourismus als Einkommensquelle. Doch die Ölvorräte werden geringer, und das Volk braucht Arbeit. Dazu meint Abdelkader Gouti, Kommunikationsdirektor im Tourismusministerium:
"Alle Studien zeigen, dass einer von zehn Arbeitsplätzen auf der Welt im Tourismus liegt. Mehr als 220 Millionen Menschen arbeiten im Tourismussektor! Für die Arbeitsplatzbeschaffung ist das doch ein sehr wichtiger Bereich. Wir erwarten für die nächsten fünf, sechs Jahren dank der Entwicklung und der Investitionen etwa 100 000 neue Arbeitsplätze, vor allem für junge Leute, und das ist nicht wenig!"
Algerien hat ein enormes Potential, mit 1200 Kilometer Mittelmeerküste, römischen Ruinen und der größten Wüste der Welt. Aber bisher fehlt die Infrastruktur: Es gibt nur 22 Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels, die zudem meist von Geschäftsleuten ausgebucht sind. Doch zahlreiche Bauprojekte sind bereits beschlossen, ausländische Investitionen werden gefördert, staatliche Hotels werden privatisiert. Nur kommen weiterhin kaum Europäer ins Land - und nach den Anschlägen vom vergangenen Mittwoch dürfte ihre Zahl sogar noch sinken.