Schultern kreisen, zehn Köpfe wenden sich nach links, Hüften vor, Ausfallschritt nach rechts. Konzentriert verfolgen die Tänzer jede ihrer Bewegungen im großen Spiegel – alles im Takt der schrillen Musik, die aus einer großen Lautsprecherbox dröhnt.
Seit einer halben Stunde proben Akki Verima, Sarika Shirodkar und ihre Tanzgruppe: Sie üben wieder und wieder eine Choreografie, die nur wenige Minuten lang ist. Schweißtreibende Arbeit.
Hier werden Szenen für die Filmindustrie Bombays entwickelt. Denn zu einem Bollywood-Blockbuster gehören Musik und Tanz wie die Gewürze zum Curry, erzählt die Choreografin Sarika Shirodkar.
"Ohne einen Musikhit kann kein indischer Film erfolgreich sein. Die Zuschauer interessiert die Handlung nicht. Sie möchten den besten Song, die besten Tänzer. Sie möchten Entertainment – und sie denken: Tanz ist das beste Entertainment."
Ishan Shrivastav nickt dazu. Der 22-Jährige führt seit mehr als zwei Jahren Besucher durch die Bollywood-Studios. Er ist in Bombay aufgewachsen, kennt die Industrie und mittlerweile auch einige der Filmstars persönlich.
"Es gibt für jede Lebenssituation einen Bollywood-Song. Für die gesamte Lebensgeschichte eines Menschen. Und wenn derjenige stirbt, bleibt aber der Bollywood-Song. Die Musik existiert einfach weiter."
Die heruntergekommenen Filmkulissen Bombays beherbergen eine der größten Filmindustrien weltweit. Über 1000 Filme entstehen hier jährlich. Masala-Filme – übersetzt Mix-Filme: eine bunte Mischung aus Herzschmerz, Action, Musik und Tanz. Glitzer-Träume für das wachsende Boomland. Der Erfolg Bollywoods ist ein Selbstläufer, meint die renommierte Drehbuchautorin Urmi Jurekar. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet sie im Bollywood-Business und ist eine der Frauen der indischen Filmindustrie.
"Bollywood-Filme sind so erfolgreich, weil sie Indien zeigen, wie wir Inder denken, wie wir unsere Geschichten erzählen. Und darauf sind wir sehr stolz – auch auf die Art, wie wir denken."
1912 wurde der erste Bollywood-Film gedreht: "Raja Harishchandra". 100 Jahre später hat sich in Bombay eine Filmindustrie entwickelt, die selbst den großen US-Studios die Stirn bietet.
Obwohl seit den 90er-Jahren in den neuen Multiplex-Kinos auch aktuelle Hollywood-Filme wie James Bond oder Mission Impossible gezeigt werden, bleibt die Dominanz heimischer Hindi-Produktionen ungebrochen, erzählt Stephan Ottenbruch. Der Produzent arbeitet seit 2007 mit indischen Filmemachern zusammen, hat mehrere Workshops mit Drehbuchschreibern aus beiden Ländern organisiert.
"Man muss dazu sehen, dass die Hollywood-Filme hier zurzeit nur einen Marktanteil von etwa zehn, zwölf Prozent ausmachen und auch nicht bis zur Landbevölkerung durchdringen. Auf dem Land gibt es noch große Kinos und in diesen werden vor allem indische Starfilme gezeigt."
Am Set des S.J. Studios, eines der rund 300 Filmstudios Bombays: Etwa 20 Mann drängeln sich in einem kleinen Raum, einer Polizeiwache mit Akten, Telefon und dem obligatorischen Gandhi-Bild an der Wand. Wer sich hier geschäftig tummelt, hat es geschafft. Er darf mitspielen in Bollywood.
Etwa drei Milliarden US-Dollar setzt die indische Filmindustrie im Jahr um, erzählt Ishan Shrivastav. Schauspieler und Produzenten verdienen vor allem mit Merchandising. Bisweilen hat ein Film seine Produktionskosten schon eingespielt, bevor er in die Kinos kommt – und zwar mit Musik und Werbung.
Doch die indische Filmindustrie hat mehr zu bieten als Bollywood-Blockbuster. Autoren und Regisseure wagen sich mehr und mehr an soziale und politische Themen, möchten sich nicht mit holzschnittartigen Charakteren und vorhersehbaren Geschichten begnügen.
Der Polit-Thiller "Shanghai" erzählt von den Versuchen eines Aktivisten, die dunklen Machenschaften indischer Lokalpolitiker aufzudecken. Das Drehbuch dazu hat Urmi Jurekar geschrieben.
"Auf der einen Seite gibt es Bollywood, wo es um traditionelle Werte geht. Auf der anderen Seite alternatives Kino, wo Frauen für sich einstehen. Was vorher nicht im Kino gezeigt werden sollte, ist nun dort zu sehen. Ich denke, das ist der entscheidende Wandel in Bollywood."
Seit einer halben Stunde proben Akki Verima, Sarika Shirodkar und ihre Tanzgruppe: Sie üben wieder und wieder eine Choreografie, die nur wenige Minuten lang ist. Schweißtreibende Arbeit.
Hier werden Szenen für die Filmindustrie Bombays entwickelt. Denn zu einem Bollywood-Blockbuster gehören Musik und Tanz wie die Gewürze zum Curry, erzählt die Choreografin Sarika Shirodkar.
"Ohne einen Musikhit kann kein indischer Film erfolgreich sein. Die Zuschauer interessiert die Handlung nicht. Sie möchten den besten Song, die besten Tänzer. Sie möchten Entertainment – und sie denken: Tanz ist das beste Entertainment."
Ishan Shrivastav nickt dazu. Der 22-Jährige führt seit mehr als zwei Jahren Besucher durch die Bollywood-Studios. Er ist in Bombay aufgewachsen, kennt die Industrie und mittlerweile auch einige der Filmstars persönlich.
"Es gibt für jede Lebenssituation einen Bollywood-Song. Für die gesamte Lebensgeschichte eines Menschen. Und wenn derjenige stirbt, bleibt aber der Bollywood-Song. Die Musik existiert einfach weiter."
Die heruntergekommenen Filmkulissen Bombays beherbergen eine der größten Filmindustrien weltweit. Über 1000 Filme entstehen hier jährlich. Masala-Filme – übersetzt Mix-Filme: eine bunte Mischung aus Herzschmerz, Action, Musik und Tanz. Glitzer-Träume für das wachsende Boomland. Der Erfolg Bollywoods ist ein Selbstläufer, meint die renommierte Drehbuchautorin Urmi Jurekar. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet sie im Bollywood-Business und ist eine der Frauen der indischen Filmindustrie.
"Bollywood-Filme sind so erfolgreich, weil sie Indien zeigen, wie wir Inder denken, wie wir unsere Geschichten erzählen. Und darauf sind wir sehr stolz – auch auf die Art, wie wir denken."
1912 wurde der erste Bollywood-Film gedreht: "Raja Harishchandra". 100 Jahre später hat sich in Bombay eine Filmindustrie entwickelt, die selbst den großen US-Studios die Stirn bietet.
Obwohl seit den 90er-Jahren in den neuen Multiplex-Kinos auch aktuelle Hollywood-Filme wie James Bond oder Mission Impossible gezeigt werden, bleibt die Dominanz heimischer Hindi-Produktionen ungebrochen, erzählt Stephan Ottenbruch. Der Produzent arbeitet seit 2007 mit indischen Filmemachern zusammen, hat mehrere Workshops mit Drehbuchschreibern aus beiden Ländern organisiert.
"Man muss dazu sehen, dass die Hollywood-Filme hier zurzeit nur einen Marktanteil von etwa zehn, zwölf Prozent ausmachen und auch nicht bis zur Landbevölkerung durchdringen. Auf dem Land gibt es noch große Kinos und in diesen werden vor allem indische Starfilme gezeigt."
Am Set des S.J. Studios, eines der rund 300 Filmstudios Bombays: Etwa 20 Mann drängeln sich in einem kleinen Raum, einer Polizeiwache mit Akten, Telefon und dem obligatorischen Gandhi-Bild an der Wand. Wer sich hier geschäftig tummelt, hat es geschafft. Er darf mitspielen in Bollywood.
Etwa drei Milliarden US-Dollar setzt die indische Filmindustrie im Jahr um, erzählt Ishan Shrivastav. Schauspieler und Produzenten verdienen vor allem mit Merchandising. Bisweilen hat ein Film seine Produktionskosten schon eingespielt, bevor er in die Kinos kommt – und zwar mit Musik und Werbung.
Doch die indische Filmindustrie hat mehr zu bieten als Bollywood-Blockbuster. Autoren und Regisseure wagen sich mehr und mehr an soziale und politische Themen, möchten sich nicht mit holzschnittartigen Charakteren und vorhersehbaren Geschichten begnügen.
Der Polit-Thiller "Shanghai" erzählt von den Versuchen eines Aktivisten, die dunklen Machenschaften indischer Lokalpolitiker aufzudecken. Das Drehbuch dazu hat Urmi Jurekar geschrieben.
"Auf der einen Seite gibt es Bollywood, wo es um traditionelle Werte geht. Auf der anderen Seite alternatives Kino, wo Frauen für sich einstehen. Was vorher nicht im Kino gezeigt werden sollte, ist nun dort zu sehen. Ich denke, das ist der entscheidende Wandel in Bollywood."