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Transatlantikflüge
Keine Laptops, Tablets, E-Book-Reader mehr ins Flugzeug?

In Brüssel führen die EU und die USA heute Gespräche über das von der US-Regierung erwogene Laptop-Verbot auf Transatlantikflügen. Die USA befürchten, dass in den Geräten Sprengsätze versteckt werden könnten. Die deutsche Wirtschaft warnt auch vor finanziellen Folgen.

    Ein Mann blickt in einem Flugzeug auf einen Laptop.
    Die USA prüfen, ob sie Laptop auf Transatlantikflügen verbieten. (dpa / picture-alliance / Michael Kappeler)
    Zu den Beratungen kommen am Nachmittag Politiker und Experten der EU-Kommission und von amerikanischer Seite die stellvertretende Heimatschutzministerin Elaine Duke und die Leiterin der Verkehrssicherheitsbehörde, Huban Gowadia, zusammen. Seit März dürfen Laptops und größere elektronische Geräte bereits auf Flügen von acht muslimischen Ländern in die USA nicht mehr mit in die Kabine genommen werden. Grund ist die Befürchtung, dass in ihnen Sprengsätze versteckt werden können.
    Möglicherweise mehr als 3.000 Flüge pro Woche betroffen
    US-Heimatschutzminister John Kelly zieht nun eine Ausweitung auf Direktflüge aus Europa in Betracht. Bei einem Verbot für die gesamte EU wären laut dem Flughafenbetreiber-Verband ACI Europe mehr als 3.250 Flüge pro Woche in die USA betroffen.
    Ein Sprecher des Heimatschutzministeriums verteidigte das Vorgehen erneut: Die Behörden müssten mit den sich ändernden terroristischen Gefahren Schritt halten, sagte er. "Wie viele Versuche haben wir schon gesehen, ein Passagierflugzeug zum Absturz zu bringen - Unterhosenbomben, die Nutzung von Flüssigkeiten, von Druckerpatronen."
    Sollte das Verbot kommen, dürften sämtliche Elektro-Geräte, die größer als Mobiltelefone sind - also Laptops, Tablet-Computer, E-Book-Reader oder Kameras - nicht mit in die Kabine genommen werden. Die Geräte könnten jedoch im Gepäck aufgegeben werden, das im Flugzeugbauch verstaut wird.
    Bessere Kontrolle über Gepäck im Flugzeugbauch
    Sven Weirup, der Vorsitzende des European Aviation Security Center, sagte im Deutschlandfunk, dass das Gepäck im Bauch der Maschine mit hochauflösenden dreidimensionalen Bildern sehr detailliert untersucht werde, wohingegen das Handgepäck nur zweidimensional geröntgt werde. Im Verdachtsfall werde das Gepäck dann einem sogenannten Wischtest unterzogen, der Sprengstoffspuren erkennt. Diesen zur Regel für jegliches Gepäck zu machen, sei allerdings mit der heutigen Infrastruktur nicht zu gewährleisten.
    Zudem gelte, dass ein potentieller Täter, wenn sich der Sprengsatz im Bauch der Maschine befände, im Zweifel weniger Kontrolle darüber habe, wann und wo dieser gezündet werde als das in der Kabine der Fall wäre. In Zukunft werde eine ähnliche Technik wie für das aufgegebene Gepäck auch beim Handgepäck für mehr Sicherheit sorgen, so Weirup. Zudem solle die neue EU-Richtlinie zur Speicherung von Fluggastdaten dazu führen, dass bestimmte Passagiere als Gefährder erkannt werden, führte der Flugsicherheitsexperte aus.
    Folgen für die Wirtschaft?
    Die deutsche Wirtschaft befürchtet durch ein Laptop-Verbot auf Flügen aus Europa auch finanzielle Folgen. Firmen erwarteten, dass ihre Mitarbeiter einen Teil der Reisezeit für die Arbeit aufwendeten, etwa um sich auf das geplante Treffen vorzubereiten oder Präsentationen zu erstellen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Geschäftsreiseverbands VDR, Hans-Ingo Biehl.
    "Bei sehr konservativer Kalkulation kommen wir bei jährlich rund 720.000 Geschäftsreisenden in die USA auf einen Produktivitätsverlust von mindestens 160 Millionen Euro", sagte Biehl. Der Verband ist dabei pro Flug von drei Stunden Arbeitszeit zu einem Satz von 75 Euro pro Stunde ausgegangen.
    (fwa/tgs)