Die FIFA veröffentlichte am Donnerstagabend weitere Leitlinien "zu fußballregulatorischen Problemen" im Zusammenhang mit der Pandemie. Ein Thema dabei sind die Spielerwechsel, bei denen es Konfliktpotenzial gibt.
Spielerverträge: Viele Parteien, ein verpasster Stichtag, machtlose Verbände
Das Geschäftsjahr im Fußball beginnt meist am 1. Juli und endet am 30. Juni. Abgesehen von der Bundesliga wird keine der vier großen Ligen aus England, Spanien und Italien mit ihrer Saison rechtzeitig fertig. Hinzu kommt, dass die verbleibenen Europapokalspiele erst im August ausgetragen werden. Viele Verträge mit Medien und Sponsoren beziehen sich allerdings auf den 30. Juni - genauso wie die Verträge von Spielern.
Das bedeutet, dass im laufenden Wettbewerb Verträge enden und beginnen. Der Weltverband schreibt dazu: "Die FIFA empfiehlt eindringlich, dem ehemaligen Verein Vorrang einzuräumen, damit dieser seine nationale Spielzeit mit dem ursprünglichen Kader abschließen kann und die Integrität seiner Wettbewerbe gewahrt wird. Die Parteien sollten unbedingt den laufenden Vertrag verlängern und den Beginn des neuen Vertrags aufschieben." Die FIFA empfiehlt das - weil sie nicht mehr tun kann. Denn die Verträge können nur die beteiligten Parteien ändern, alle Verbände sind hier machtlos.
Sportliche Integrität durch manche Verträge gefährdet
Und so kann es besonders bei Leihspielern zu Merkwürdigkeiten kommen. Zwei interessante Beispiele sind Philippe Coutinho, der beim FC Bayern spielt, und Erik Thommy von Fortuna Düsseldorf:
Coutinho, der vom FC Barcelona an Bayern München ausgeliehen ist, könnte zum 30. Juni von Barcelona nach Spanien zurückbeordert werden, zumal die Bayern eine Kaufoption von 120 Millionen Euro verstreichen ließen. Coutinho soll in England ein gefragter Spieler sein, berichtet wird ein Interesse von Arsenal und Newcastle. Sollte Barcelona Coutinho zurückholen oder nach England abgeben, stünden die Bayern ohne diesen Spieler in der Restsaison der Champions League - und zwar auf Geheiß eines direkten Konkurrenten. Ein Problem für die sportliche Integrität des Wettbewerbs.
Das könnte auch für die Relegation zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga gelten. Erik Thommy ist vom VfB Stuttgart an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen. Bei der Fortuna ist er Stammspieler, kam in allen 30 Spielen zum Einsatz, lieferte bislang sechs Tore und fünf Torvorlagen. Auf ihn wird Düsseldorf in der Relegation kaum verzichten wollen - ist aber Stuttgart der Gegner, hätte dieser möglicherweise die Gelegenheit, seinen Einsatz zu verhindern.
Transferfenster: Daten unklar
Die FIFA erlaubt den Ligen wegen der praktisch nicht vorhandenen Sommerpause ihre Transferfenster für die Saison 2020/21 bereits vor dem Ende der Saison 2019/20 zu öffnen. Das soll den Klubs mehr Flexibilität und Einnahmemöglichkeiten geben.
Wann die Fenster öffnen und schließen, ist seit Jahren eine Art Pokerspiel. Oft war es ein Ärgernis, dass manche Spieler noch nach dem Saisonbeginn innerhalb der Liga wechselten. England und Italien legten in den vergangenen Jahren das Ende des Fensters vor den Saisonstart, nahmen diese Entscheidung dann aber zurück. Ein Vorstoß aus Deutschland zu einer einheitlichen Regelung blieb erfolglos.
Für das anstehende Fenster, das bis zu zwölf Wochen lang sein darf, kündigte Italien eine Öffnung zum 1. September an. Spanien und England wollen nach dem Saisonende bis Ende Juli Transfers erlauben, die DFL will die Entscheidungen der UEFA zur Austragung des Europapokals abwarten.
Wichtig bleibt bei allem der Beginn der neuen Saison in der Champions League und der Europa League. Medienberichten zufolge sollen beide Wettbewerbe Ende Oktober starten, es wird eine Frist für die Kadermeldung geben. Üblicherweise richtet sich das Ende der Transferperiode in etwa nach dieser Frist der UEFA.
Spieler dürfen nun für drei Klubs in einer Saison antreten
In der laufenden Restsaison können die Klubs also Spieler verpflichten. Einsetzen dürfen sie diese jedoch erst zur neuen Saison, was auch für derzeit vertragslose Spieler gilt. Die FIFA erlaubt Spielern nun aber vorübergehend, innerhalb einer Saison für drei statt bisher zwei Vereine spielberechtigt zu sein. Das soll aber lediglich Ungerechtigkeiten ausschließen. Wenn ein Spieler wegen Corona bis in den Juli bei einem Klub spielt und dann zum nächsten wechselt, wären seine zwei Spielberechtigungen verwirkt. Das würde ihm beispielsweise eine Leihe in der Rückrunde verbauen.
Weniger Geld im Spiel?
Durch die Coronakrise kamen mehrere Klubs in finanzielle Schwierigkeiten. So könnten die Dienste vieler Spieler nun weniger wert sein, ohne dass ihre Leistung schlechter geworden wäre. Denn im Markt steckt nun zumindest vorübergehend weniger Geld. "Es wird vermehrt Leihen geben und es könnte sein, dass es zu Spielertauschs kommen wird", sagte Hoffenheims Sportdirektor Alexander Rosen im Kicker.