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Transfersperre für Chelsea
"Wir haben ein irrsinniges Wettrennen um die Top-Talente"

Als Spielerberater werde es immer schwieriger die Transfer-Systematiken innerhalb eines Vereines zu durchblicken, sagte der Spielerberater Jörg Neblung im Dlf. Beim Transfer von Minderjährigen gehe es um Gewinnmaximierung und nicht mehr darum, was das Beste für "die Jungs ist, um nach oben zu kommen".

Jörg Neblung im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
Die Flagge des FC Chelsea im Gegenlicht
In 29 Fällen gegen Transferregeln verstoßen: Der FC Chelsea (imago sportfotodienst)
Zwei Jahre lang soll der FC Chelsea keine Fußballspieler mehr vom Transfermarkt holen dürfen. Das hat die FIFA am Freitag bekannt gegeben. Der Grund: Chelsea hat laut Weltfußballverband in 29 Fällen gegen Regeln verstoßen , die für die Verpflichtung minderjähriger Spieler aus dem Ausland gelten.
Auch andere Top-Clubs verpflichten Nachwuchstalente möglichst früh. Bayern München, Borussia Dortmund und Leipzig mischen laut Spielerberater Jörg Neblung da mit. "Wir haben ein irrsinniges Wettrennen um die Top-Talente in der Welt", sagte Neblung im Dlf. Das Prinzip ist einfach: Es gehen darum, Transferwerte zu erwirtschaften, die Spieler aufzubauen und sie dann gegen horrende Ablösesummen zu veräußern oder die Qualität im Kader zu heben.
Jörg Neblung
Jörg Neblung (Deutschlandradio / Jessica Sturmberg)
Messi und Ronaldo wurden früh gefördert
Und das geht laut Neblung schon sehr früh los: Im Umfeld eines Clubs ab der Altersstufe acht bis neun Jahre. International werden nach Angaben des Spielerberaters schon 12-13-Jährige ins Visier genommen. Auch wenn nur ein Bruchteil den Sprung in die Topmannschaften schafft, nennt er positive Beispiele:
"Der junge Leo Messi ist auch sehr früh nach Barcelona gekommen. Er hat es dann geschafft und ist ein Weltklassespieler gewesen. Und auch der junge Christiano Ronaldo wurde sehr früh schon entdeckt von den international Sichtern", sagte Neblung.
Natürlich bestehe auch ein großes Risiko, dass Nachwuchsspieler in der Entwicklung stehen bleiben, weil sie verletzungsanfällig seien und es nicht schafften. Nachwuchstalente seien ein hohes Investment für die Vereine. Eines, dass sich nicht immer auszahlt.
Der Argentinier Lionel Messi und Ahmed Musa aus Nigeria kämpfen um den Ball.
Vorbild für viele junge Nachwuchsfußballer: Fußballstar Lionel Messi (dpa-Bildfunk / Cezaro De Luca)
Junge Talente aus England und Frankreich gefragt
Laut Neblung gibt es Vereine, die bessere Quoten haben als andere. "Die gucken besser hin", sagte Neblung, "die Bayern haben sich irgendwann mal von ihrem Plan mit Brasilianer verabschiedet. Breno war der letzte Schlag ins Wasser, den sie teuer bezahlt haben." Stattdessen hätten sie lieber Brasilianer geholt, die schon in Deutschland bei anderen Vereinen wie zum Beispiel Bayer Leverkusen "funktioniert haben".
Derzeit seien vor allem jungen Talente aus England und Frankreich gefragt, die dort in den Ligen nicht zum Zuge kommen. Deutschland sei ein Sprungbrett, wo sie sich weiterentwickeln können, um dann als gestandene Spieler in die großen Ligen zu wechseln. "So wie es der US-Amerikaner Christian Pulisic gemacht hat, der jetzt über Dortmund nach Chelsea geht."
Mit Blick auf die Strafe für Chelsea sagte Neblung: "Es wird eben tatsächlich alles Mögliche unternommen, um gewisse Regularien zu umgehen, das ist glaube ich aber in jedem Wirtschaftszweig so." Die Vereine, die in diesem Ausmaß investierten, seien sehr kreativ, was das angeht und offensichtlich aber ein bisschen zu leichtfertig gewesen.
"Es wird Investor related gedacht"
Als Spielerberater werde es immer schwieriger die Transfer-Systematiken innerhalb eines Vereines zu durchblicken, so Neblung, der ein Befürworter der 50+1-Regel ist. "Wir haben auch in Deutschland sehr plastische Beispiele von Investoren, die gerade machen wonach ihnen der Kopf steht und keiner hält inne. Wir haben bei 1860 München gesehen, was passiert, wenn man einem Investor die Macht überträgt." Beim Transfer von Minderjährigen "wird Investor related gedacht und nicht mehr, was ist das Beste für die Jungs, um nach oben zu kommen".