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Startrecht für Trans-Frau
Sportverband in den USA geht gegen Urteil vor

Kniebeuge, Bankdrücken, Kreuzheben. Das ist Kraft-Dreikampf. Trans-Athletin JayCee Cooper will in dieser Sportart bei den Frauen antreten - und bekam vor einem Gericht in Minnesota Recht. Dagegen geht der Powerlifting-Verband vor, unterstützt von einer Sportlerinnen-Vereinigung.

Von Doris Simon | 12.06.2023
Ein Mann und eine Frau greifen mit ihren Händen um eine Hantelstange.
Gezerre im Kraft-Dreikampf: Dürfen Trans-Athletinnen in Frauen-Wettkämpfen antreten? (IMAGO / Bildbyran / IMAGO / SIMON HASTEGÃRD)
Seit dem Gerichtsurteil sind in Minnesota alle Wettkämpfe im Kraftdreikampf, einer Form der Schwerathletik, verboten. Mit der Entscheidung, eine Trans-Athletin nicht zu Frauen-Wettkämpfen zuzulassen, habe der Verband USAPL die Menschenrechte der Transfrau verletzt, so das Gericht. Marshi Smith von der Sportlerinnenvereinigung "Icons", eine frühere Weltklasseschwimmerin, sieht dagegen alle Kraftdreikämpferinnen in Minnesota durch das Urteil diskriminiert.
Die Auseinandersetzung um Trans-Menschen im Wettkampfsport ist in den USA Teil einer scharf geführten politischen Auseinandersetzung geworden – mit sich widersprechenden Regeln und widersprüchlicher Gesetzgebung. Einige Bundesstaaten stellen den Schutz von Trans-Menschenrechten in den Vordergrund, viele Universitätsligen lassen Trans-Frauen in der Frauenkategorie zu.
Teilweise kein Schulsport für Trans-Menschen
Anderswo ist genau das verboten. In 20 US-Bundesstaaten dürfen zum Beispiel Transgender-Schüler am Schulsport nicht in der Kategorie teilnehmen, die ihrer Geschlechtsidentität entspricht. Die US-Regierung wiederum will mit einem neuen Gesetz solche Verbote teilweise unwirksam machen.
Der Kraftdreikampfverband USAPL ist dadurch in der Klemme. Er er wegen des Urteils aus Minnesota Transgender-Frauen, an Wettbewerben in der Frauenkategorie teilnehmen zu lassen, verstößt er gegen Vorschriften anderswo. USAPL vertritt 27.000 Amateure und hatte kurzfristig eine eigene Kategorie  für Transgender und Menschen im Kraftdreikampf eingerichtet.
Powerlifting-Verband will bis vor den Supreme Court ziehen
Doch das Gericht bezeichnete dies als  Segregation und Trennung. Auch das Fairness-Argument des Verbands, Transfrauen hätten eine erhöhte Körper- und Muskelmasse, überzeugte den Richter nicht. Doch Verbandsvorsitzender Larry Maile, ein Psychologe, betonte heute, sein Verband wolle Trans-Athleten einbeziehen und unterstützen. Aber deshalb dürften anderen nicht ihre Chancen genommen werden.
Der USAPL-Vorsitzende kündigte an, notfalls werde man bis vor den Supreme Court ziehen. Sein Verband sei unpolitisch, ein Sport-Verband. "Wir werden gezwungen, Aktivisten zu werden", sagte Maile. Damit erreicht die  Auseinandersetzung um Transmenschen und Sport in den USA eine neue Eskalationsstufe, weit über die Grenzen von Minnesota und des Kraftdreikampfs hinaus.