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Transgender-Sportler
Frau im System, Mann im Wettkampf

Die Geschlechtsidentität von Sportlerinnen und Sportlern wird aktuell intensiv diskutiert. (*) Es geht auch um die hyperandrogene Leichtathetin Caster Semenya, die bei den Männern um 800 Meter antreten dürfte. Das IOC hat 2016 die entsprechenden Richtlinien geändert - vor allem wegen des Engagements von Chris Mosier.

Von Heinz Peter Kreuzer | 01.08.2019
Gender-Sportler Chris Mosier aus den USA lächelt bei den 30. GLAAD Media Awards in New York in die Kamera
"Jeder Trans-Athlet hat nun die Chance, im Hochleistungssport zu starten", sagte Gender-Sportler Chris Mosier nach der Änderung der IOC-Richtlinie für Transgender-Sportler 2016 (dpa / picture alliance / Pacific Press / Lev Radin)
Chris Mosier kämpfte damals nicht allein für sich. Entsprechend glücklich war der Amerikaner, als er endlich am Ziel war: "Das ist nicht nur für mich die Möglichkeit, international anzutreten. Sondern jeder Trans-Athlet hat nun die Chance, im Hochleistungssport zu starten," sagt Mosier in der Olympic-Channel-Serie Identify.
Nach der Änderung der IOC-Richtlinie für Transgender-Sportler 2016 konnte er bei der Duathlon-Weltmeisterschaft starten. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten Sportler unter anderem noch ihre äußeren Geschlechtsmerkmale operativ ändern lassen, um die Startberechtigung für Wettkämpfe in ihrem neu gewählten Geschlecht zu erhalten.
Keine Operation mehr notwendig
Zu dem Expertengremium, das das damals die Richtlinienänderung empfahl, gehörte auch der IOC-Chefmediziner Richard Budgett: "Diese Expertengremium nahm alle verfügbaren Nachweise unter die Lupe und stellte nach vielen Diskussionen den neuen Standpunkt klar. Von da war keine Operation mehr notwendig."
Mosier war der erste Transgender-Sportler, der für das Team USA starten durfte. Ein langer Weg. 2009 hatte er noch als Frau gesiegt, dann stellte der Ausdauersportler sein Geschlecht in Frage. "Ich fühlte mich so unwohl in meiner Haut, dass es schon eine Herausforderung war, anzutreten und einen Badeanzug für Frauen zu tragen. Das war die Zeit, als ich mich für einen Geschlechtswechsel entschlossen habe und bei den Männern antreten wollte."
Männerwettbewerbe sind frei, Frauenwettkämpfe nicht
Anfangs gab es Probleme. Beispielsweise scheiterten Anmeldungen zu Männer-Wettkämpfen allein schon, weil er im System als Frau verzeichnet war. Seine Leistungen als Duathlet reichten später, um sich für das Team USA zu qualifizieren.
"So wurde ich bekannt. Das gab mir die Möglichkeit, klar zu sagen: Ich bin ein echter Sportler, der aber nicht antreten darf, wenn ich meinen Körper nicht auf eine Art und Weise verändere, der ich nicht zustimmen kann."
Dank Mosiers Hartnäckigkeit ist für Frauen, die als Transgender-Athleten bei den Männern starten möchten, der Weg jetzt frei. Nicht aber für Transgender-Athleten, die bei den Frauen antreten wollen. Diese müssen weiter beweisen, dass ihr Testosteronspiegel seit mindestens zwölf Monaten vor ihrem ersten Wettkampf unter einem vorgeschriebenen Grenzwert liegt.
(Hinweis: Der Teaser wurde geändert. Ein Fehler in einer früheren Version wurde korrigiert.)