Nach dem Einsturz des Rana Plaza, in dem unter anderem mehrere Textilfabriken untergebracht waren, und bei dem über 1.100 Menschen starben und fast zweieinhalb-tausend verletzt wurden, haben mehr als 150 europäische Textilunternehmen ein rechtsverbindliches Abkommen unterzeichnet, damit in den Fabriken in Bangladesch Mindeststandards eingehalten werden. Im selben Jahr, 2013, zeigte eine Studie von Transparency Bangladesch, dass der heimische Textilsektor von mangelnder Transparenz und strukturellen Unregelmäßigkeiten geprägt war.
"Dass Korruption als Ursache für dieses Unglück eine ganz entscheidende Rolle gespielt hat."
Textilindustrie ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor
Erklärte Edda Müller, die Vorsitzende von Transparency Deutschland am Morgen in Berlin. Kleine Beamte und schlecht bezahlte Kontrolleure spielten dabei eine Rolle. Aber es gebe noch eine zweite Ebene.
"Wir haben in Bangladesch auch im Bereich der führenden Politik und hoher Beamter eine enge Verbindung häufig zur Textilindustrie. Das heißt, diese Leute profitieren an der Textilindustrie, weil sie finanziell oder auch wirtschaftlich generell beteiligt sind."
Auch Rana Plaza gehörte einem Politiker.
Um dazu beizutragen, dass sich die Situation vor Ort verbessert, haben Transparency Bangladesh und Transparency Deutschland gemeinsam einen Leitfaden entwickelt, der auch deutschen Textilunternehmen anhand realistischer Szenarien konkrete Handlungsempfehlungen gibt, wie sie sich im Fall von Bestechungsversuchen entlang der Lieferkette verhalten sollten.
Kleine Beamte und schlecht bezahlte Kontrolleure
Denn deutsche Unternehmen haben durchaus eine Chance, die Arbeitsbedingungen in Bangladesch zu verändern, ist Transparency überzeugt. Mit einem Volumen von etwa 3,8 Milliarden Euro ist Deutschland der zweitgrößte Exportmarkt für das Land. Textilien machen dabei 90 Prozent aus.
Für Bangladesch sei die Textilindustrie der wichtigste Wirtschaftsfaktor, erklärte Iftekhar Zaman, der Leiter von Transparency Bangladesch. Druck von ausländischen Unternehmen könne deshalb durchaus Veränderungen herbeiführen. Nach dem Unglück in Rana Plaza habe es viele Inspektionen gegeben, ausländische Firmen hätten die von ihnen beauftragten Produktionsstätten kontrolliert, seitdem hätten sich vielerorts die Arbeitsbedingungen etwas verbessert.
Hunderttausende Jobs weggefallen
Aber im Zuge dieser Inspektionen seien auch hunderttausend Jobs weggefallen, weil man die Produktionsstätten geschlossen habe. Das sei ein Preis gewesen, den das Land habe zahlen müssen, doch die Diskussion darüber, wie man diese Jobs neu schaffen könne, dauere noch an. Ausschlaggebend für den Erfolg der Bemühungen sei, sagte Christa Dürr, bei Transparency Deutschland zuständig für Bangladesch.
"Dass wir zusammen mit unseren Kollegen in Bangladesch zeigen können, dass eine stärkere Beachtung von Nachhaltigkeit, von Sozialkriterien, Menschenkriterien in der Lieferkette nicht zum Ruin der jeweiligen Wirtschaft führt. Und auch nicht dazu führt, dass die Wettbewerbsbedingungen der Unternehmen verschlechtert werden."
Denn noch sei oft das Argument zu hören, dass Firmen, die Standards einhielten, und etwa Ihre Mitarbeiter besser entlohnten, ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßten.