Bereits in normalen Zeiten gehörte Pornhub zu den meist geklickten Seiten im Internet, auch in Deutschland. 42 Milliarden Aufrufe weltweit waren es 2019. Und seit Corona sind die Zahlen weiter gestiegen, laut Unternehmen um 25 Prozent. Ein Geschäftsmodell, mit dem Pornhub Milliarden verdient.
Diesen Erfolg verdanken Seiten wie Pornhub, Redtube oder Xhamster Sex-Videos. Professionell gedrehten, aber auch privaten. Wie diese Filme zustande kommen und welche Folgen das haben kann, hat sich im vergangenen Jahr Nicholas Kristof, zweifacher Pulitzer-Preisträger und Autor der "New York Times", angesehen. In seinem Artikel "The Children of Pornhub" ("Die Kinder von Pornhub") stellt Kristof die Frage, warum es Kanada, die Heimat des Unternehmens, erlaubt, von Videos zu profitieren, die Ausbeutung und Missbrauch beinhalten.
Artikel mit Folgen
Die Seite sei "verseucht mit Vergewaltigungsvideos", stellt der Artikel fest, und mache Geld mit Kindervergewaltigungen, Rachepornografie, Spycam-Videos von duschenden Frauen, rassistischen und frauenfeindlichen Inhalten.
Als Beispiel wird der Fall eines 14-jährigen Mädchens aus Kalifornien geschildert, von dem es auch Videos gibt. Diese zeigen sexuelle Übergriffe, die gemeldet und von den Behörden verfolgt wurden. Am Ende musste Pornhub dann aber keine rechtliche Verantwortung übernehmen. Alle können auf der Seite – ähnlich wie bei YouTube – hochladen. Die Filme erstellen also andere.
Der Artikel schlug hohe Wellen. Auch andere Medien griffen das Thema auf, die Bezahldienste Visa und Mastercard kündigten die Zusammenarbeit mit "Pornhub" auf. Die Betreiber der Webseite gaben daraufhin bekannt, Millionen Videos entfernt zu haben und kündigten an, die Moderation ihrer Inhalte zu verstärken.
Experte: Pornhub geht Probleme nicht wirklich an
Gut fünf Monate später hat Pornhub nun den ersten "Transparenzbericht" in seiner 14-jährigen Geschichte vorgelegt. Demnach entfernte die Website im vergangenen Jahr 653.465 Inhalte, die gegen ihre Nutzungsbedingungen verstießen. Aber was bedeutet diese Zahl?
Der investigative Tech-Journalist Sebastian Meineck hat sich in seinem Blog mit dem Report beschäftigt und stellt fest: Bei näherem Hinsehen zeige sich, dass die Zahlen nur bedingt aussagekräftig seien. Und auch sonst sei der Bericht nicht besonders transparent. Zum einen fehlten die rund zehn Millionen Ende 2020 von Pornhub gelöschten Videos,
Und: Während Pornhub etwa bei der jährlichen Veröffentlichung seiner Suchanfragen – also den verschiedenen Porno-Genres – äußerst detailliert sei, stelle es nun lediglich drei Kategorien entfernter Inhalte vor: Solche, die potentiell verletzend sind, die nach dem Upload gelöscht wurden wegen Urheberrechtsverstößen oder bereits davor per Uploadfilter. Das Problem sexualisierter Gewalt gehe darin komplett unter, kritisiert Meineck. Außerdem fehlten die rund zehn Millionen von Pornhub Ende des Jahres
Die Porno-Branche sei grundsätzlich noch "sehr verschlossen", sagte der Journalist im Kollegengespräch im Deutschlandfunk. Es sei ein Novum, dass es so einen Bericht nun überhaupt gibt - wenngleich er nicht viel hergebe.
Noch immer würden nur wenige Medien über das Thema berichten, so Meineck. Neben der Tatsache, dass es sich bei Pornographie noch immer um ein Tabu handle, sei ein Problem, dass Straftaten in dem Zusammenhang nicht extra ausgewiesen würden. Juristisch gebe es aktuell verschiedene Bestrebungen, das zu ändern, die aber noch nicht greifen würden. So gebe es schon Uploadfilter, um gegen Kinderpornographie vorzugehen. Vorstellbar sei außerdem, das Netzwerkdurchsetzungsgesetz auch auf diesen Bereich zu übertragen.