Wieder einmal hat die PÜK, die Prüfungs- und Überwachungskommission der Bundesärztekammer Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Spenderorganen aufgedeckt. In der Universitätsklinik Köln sollen Ärzte in den Jahren 2010 und 2011 die medizinischen Werte von sechs Patienten so manipuliert haben, dass sie auf der Warteliste nach oben kletterten und den Hochdringlichkeits-Status bekamen. Wer unter diesen Status fällt, wird bei der Zuteilung von Spenderorganen bevorzugt. Gleiches geschah an der Uniklinik Jena. Zwischen 2010 und 2012 sind bei 17 von 31 Herztransplantationen Patientendaten gefälscht worden, außerdem übermittelten die Ärzte bei zehn Lungentransplantationen falsche Werte an die internationale Organverteilungsstelle Eurotransplant.
Ärzte wollen aus Mitleid manipuliert haben
Die Ärzte in Köln und Jena beteuerten, bei den Manipulationen habe es keine finanziellen Motive gegeben. Die Mediziner, so Sprecher der Kliniken, hätten aus Mitleid gegenüber den Patienten gehandelt, beziehungsweise "aus falsch verstandener Nächstenliebe". Allerdings betonten sie auch, dass das Verhalten nicht akzeptabel sei. Man habe bei den zuständigen Staatsanwaltschaften Anzeige erstattet. Die verantwortlichen Ärzte in Köln haben die Uniklinik vor geraumer Zeit schon verlassen, in Jena sei der Leiter des Herztransplantationsprogramms im Juli 2015 von seinen Aufgaben entbunden worden.
Bereitschaft zur Organspende
Die Auswirkungen des neuerlichen Skandals auf die Bereitschaft zur Organspenden sind noch völlig offen. Nach dem Tiefpunkt bei den Organspenden 2014 sind 2015 erstmals wieder mehr Menschen zur Spende bereit, so Professor Björn Nashan von der Deutschen Transplantationsgesellschaft. Durchaus möglich, dass der Aufschwung einen Dämpfer bekommt.
Neben Köln und Jena sollen am Deutschen Herzzentrum Berlin, am Universitätsklinikum Heidelberg und am Münchner Klinikum Großhadern Wartelisten manipuliert worden sein. Bis auf Großhadern haben alle Kliniken die Vorwürfe bestätigt. Sie weisen aber auch darauf hin, dass mittlerweile die Kontrollmechanismen verschärft worden sind, heute seien Transplantationsskandale von diesem Ausmaß nicht mehr möglich.