Nahezu die gesamte russische Staatsführung kam am Morgen zur Trauerfeier ins russische Außenministerium, um sich von dem am Montag ermordeten Botschafter Andrej Karlow zu verabschieden. Sein Leichnam war in einem offenen Sarg aufgebahrt, gerahmt von einer Ehrenwache. Regierungsvertreter, Abgeordnete, Kollegen und Freunde lobten den Diplomaten als offen, hochprofessionell und lebensfroh. Außenminister Sergej Lawrow:
„Wir begleiten heute unseren Kameraden und Freund Andrej Karlow auf dem letzten Weg. Er wurde auf dem Kampfposten Opfer eines niederträchtigen und schändlichen Terroranschlags.“
Tod auf dem „Kampfposten“
Anschließend hielt Patriarch Kirill, das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, in der Christ-Erlöser-Kathedrale die Totenmesse. Auch er sprach vom Tod auf dem „Kampfposten“.
„Er wird für immer als Held in die Geschichte unseres Volkes eingehen. Dieses Ende hat ihn unsterblich gemacht.“
Am Nachmittag wurde Karlow auf einem Friedhof am Moskauer Stadtrand mit militärischen Ehren beigesetzt.
1.000 Journalisten bei Pressekonferenz
Präsident Putin hat den ermordeten Botschafter als „Helden Russlands“ ausgezeichnet. Um an der Trauerfeier teilnehmen zu können, hatte Putin seine ursprünglich für heute angesetzte Jahrespressekonferenz verschoben. Sie wird nun morgen stattfinden. Weit mehr als 1.000 Journalisten sind akkreditiert. Beobachter erwarten, dass Putin sich dann noch einmal detaillierter zu dem Mord in Ankara und zu Russlands Reaktionen äußern wird.
Derzeit untersuchen russische Ermittler gemeinsam mit türkischen Beamten die Hintergründe des Verbrechens. Die türkische Regierung macht die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen für den Anschlag verantwortlich. Die russische Führung dagegen warnt vor voreiligen Schlüssen. Man müsse zunächst die Ergebnisse der Ermittlungen abwarten, so Kreml-Sprecher Peskow.
Duma-Abgeordnete und Senatoren diskutierten gestern mit Präsident Putin darüber, die Sicherheitsmaßnahmen für russische Diplomaten in bestimmten Ländern zu erhöhen.
Putin hofft auf bessere Zusammenarbeit
Putin verband das mit Kritik an den Sanktionen gegen Russland, die westliche Staaten aufgrund der russischen Aggression gegen die Ukraine verhängt haben.
„Die ganzen Beschränkungen in der Wirtschaft und in der Politik trennen die Staaten und verhindern, dass wir unsere Kräfte im Kampf gegen das gemeinsame Böse, gegen den Terrorismus, vereinen. Deshalb rutschen uns solche Schläge durch. Ich hoffe, die jüngsten tragischen Ereignisse, unter anderem in Deutschland, bringen unsere Partner dazu, in diesem wichtigen Bereich enger mit uns zusammenzuarbeiten.“