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Treffen der EU-Agrarminister
500 Millionen Euro für die Bauern

Europäische Landwirte haben auf Belgiens Straßen und Autobahnen lange Staus verursacht. Hunderte fuhren mit ihren Traktoren nach Brüssel, um dort gegen den Preisverfall bei Milchprodukten zu protestieren. Mit Erfolg: Die EU-Kommission stellt eine halbe Milliarde Euro bereit.

07.09.2015
    500 Millionen Euro - das ist die Zahl, mit der die EU-Kommission Milcherzeuger und andere Landwirte vor dem Ruin retten will. Das kurzfristig zur Verfügung gestellte Geld könne unter anderem für zinsgünstige Darlehen und die Stabilisierung der Märkte genutzt werden, teilte die Brüsseler Behörde am Montag am Rande eines Krisentreffens der EU-Agrarminister in Brüssel mit. Sie reagierte damit auf den drastischen Preisverfall bei Milch und anderen Agrarprodukten wie Schweinefleisch.
    Rund um Brüssel sorgten die Bauern für ein ohrenbetäubendes Hupkonzert. Tausende fuhren mit ihren Traktoren nach Brüssel, um dort gegen den Preisverfall bei Milchprodukten zu protestieren, und blockierten dadurch Straßen und Autobahnen. Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur musste die belgische Polizei Wasserwerfer einsetzen, weil Landwirte mit Traktoren Straßensperren demolierten. An den Protesten beteiligten sich nach Angaben des europäischen Bauernverbandes Copa Cogeca insgesamt 6.000 Landwirte mit 2.000 Fahrzeugen - darunter rund 800 aus Deutschland. Nach Angaben der Nachrichtenagentur BELGA kam es auf den Autobahnen und Nationalstraßen zu Staus von 140 Kilometern Länge.
    Ein Traktor fährt eine Kuh-Statue in schwarz-rot-gold durch das EU-Viertel in Brüssel. Auf der Kuh steht "Die faire Milch":
    Auch Bauern aus Deutschland beteiligen sich an den Protesten in Brüssel. (dpa / THIERRY ROGE)
    Wut auf "Dumpingpreise" der Discounter
    In Deutschland richtet sich die Wut der Landwirte auch gegen "Dumpingpreise" der Discounter. Hierzulande stehen rund 80.000 Milchbauern vor dem Aus. Grund dafür ist der drastische Preisverfall von rund 40 Cent pro Kilo Rohmilch auf unter 30 Cent. Der russische Markt ist den Bauern angesichts des Einfuhrverbots wegen der Ukraine-Krise verschlossen, in China ist die Nachfrage gesunken und die EU-Milchquotenregelung zum 31. März 2015 ausgelaufen - das alles lässt die Einnahmen schrumpfen.
    Auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) unterstützte das Anliegen der deutschen Landwirte. Milch sei derzeit viel zu billig, sagte er vor dem Treffen der EU-Agrarminister in Brüssel. "Milch ist gegenwärtig billiger als Wasser, das ist nicht in Ordnung." Der CSU-Politiker bezeichnete einen Euro pro Liter als einen Preis, mit dem die Landwirte leben könnten. Bei Preisschwankungen trügen sie im Moment alleine das Risiko. Da müsse die EU ihnen helfen, forderte Schmidt im ARD-Morgenmagazin. Schließlich könnten die Bauern eine "Kuh nicht auf Teilzeit setzen, die produziert jeden Tag Milch".
    (am/nin/sima/ach)