Der Papst und der US-Präsident unterhielten sich in der päpstlichen Privatbibliothek im Beisein eines Dolmetschers knapp 30 Minuten, bevor Trump seine Familie und die übrigen Mitglieder der Delegation vorstellte. "Danke, danke. Ich werde nicht vergessen, was Sie gesagt haben", betonte zum Trump zum Abschied. Über den Inhalt des Gesprächs wurde zunächst nichts bekannt. Nach der Audienz überreichten sich Trump und der Papst Geschenke. Der Papst gab Trump eine Medaille, auf der ein Olivenzweig zu sehen ist. "Ein Symbol des Friedens", sagte der Papst. Trump antwortete: "Frieden können wir gebrauchen."
Mit auf den Weg gab der Papst Trump auch seine 2017 veröffentlichte Friedensbotschaft sowie drei seiner Schreiben - darunter seine zweite Enzyklika "Laudato si'", die sich mit dem Umwelt- und Klimaschutz befasst, ein Thema, bei dem Trumps und Franziskus' Positionen weit auseinander gehen. "Ich werde sie lesen", sagte Trump. Der US-Präsident schenkte dem Pontifex eine Box mit Büchern von Martin Luther King.
Papst: "Wer Mauern bauen will, ist kein Christ"
Der Immobilienmilliardär und der "Papst der Armen" liegen bei vielen Themen weit auseinander. Franziskus hatte Trumps Wahlkampfversprechen, eine Mauer an der US-Grenze zu Mexiko zu bauen, kritisiert. Jemand, der über den Bau von Mauern und nicht über den Bau von Brücken nachdenke, sei kein Christ, sagte der Papst damals. Er ist ein lautstarker Fürsprecher von Flüchtlingen, besonders für jene, die der Gewalt in Syrien entkommen wollen. Hilfe für sie ist Franziskus zufolge eine "christliche Pflicht".
Trump ließ die Kritik nicht auf sich sitzen und erklärte, es sei "schändlich", dass der Papst seinen Glauben in Frage stelle. Zu seiner Amtsvereidigung im Januar schrieb Franziskus Trump in einem Gratulationsbrief, er biete ihm seine Gebete für Weisheit und Stärke an. Er wolle nicht über einen Menschen richten, ohne mit ihm gesprochen zu haben, sagte Papst Franziskus vor dem Treffen.
Einige Parallelen gibt es
Zumindest im Umgang mit Terrorismus gibt es Gemeinsamkeiten. Beide haben muslimische Führer aufgerufen, mehr gegen Extremisten in Moscheen und in muslimischen Gemeinschaften zu tun. In Saudi-Arabien rief Trump Staatenlenker auf, sich stärker am "Kampf zwischen Gut und Böse" zu beteiligen. Franziskus sagte im April in Ägypten, die Imame des Landes müssten der Jugend sagen, Gewalt im Namen Gottes abzulehnen. Beide verurteilten den tödlichen Anschlag von Manchester am Montagabend. Trump bezeichnete die Verantwortlichen hinter der Attacke mit 22 Opfern als "bösartige Verlierer", während Franziskus die Tat als "sinnlosen Akt der Gewalt" verurteilte.
Michael Hochgeschwender, Professor für nordamerikanische Kulturgeschichte an der Ludig-Maximilians-Universität München, sagte im Deutschlandfunk sogar, dass sich beide durchaus ähnlich seien. Trump sei kein religiöser Mensch, aber in Fragen von Gender-Mainstreaming, also der Förderung der Gleichstellung der Geschlechter, und bei der Abtreibung seien sich beide einig.
Greenpeace protestiert: "Planet Earth First"
Am Vorabend des Besuchs hatte die Umweltorganisation Greenpeace eine besondere Botschaft an den US-Präsidenten gerichtet. Die Aktivisten strahlten die Kuppel des Petersdoms mit der Aufschrift "Planet Earth First" an - eine Anspielung auf Trumps Motto "America First".
Weiterreise nach Brüssel geplant
Für die Visite Trumps zum Auftakt seines ersten Europabesuchs als US-Präsident wurden in Rom extrem hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Am Nachmittag wird Trump zum Nato-Gipfel nach Brüssel weiterreisen.
Die Audienz wurde erst kurz vor der Reise des US-Präsidenten zum G7-Gipfel in Taormina auf Sizilien ab Freitag geplant. Während des Besuchs in Rom sind auch Gespräche mit dem italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella und Ministerpräsident Paolo Gentiloni geplant.
(nch/am)